Temperaturen über 40 Grad - Mallorca-Touristen verzweifeln an der Hitze: „So macht der Urlaub keinen Spaß“
Die Hitze auf Mallorca macht Touristen und Einheimischen derzeit schwer zu schaffen. Freizeitaktivitäten werden abgesagt, manche bleiben fast nur im Hotel. Einige Gäste fragen sich, ob ein Urlaub auf der Insel in Zukunft überhaupt noch Sinn ergibt.
Im Video: Malle mag euch nicht mehr: Macht der Urlaub noch Spaß, liebe Deutsche?
Wenn man dieser Tage einen Mallorquiner nach dem Wetter fragt, bekommt man immer die gleiche Antwort: „¡Mucho calor!“ – sehr heiß! Dabei sind die Inselbewohner eigentlich an hohe Temperaturen im Sommer gewohnt. Doch die Hitzewellen der vergangenen Wochen machen auch den Einheimischen schwer zu schaffen.
Gleich an mehreren Tagen wurde die 40-Grad-Marke geknackt. Und selbst die Nächte sind derzeit mit Werten von deutlich über 25 Grad tropisch, äußerst schweißtreibend und schlafraubend. Glücklich schätzen kann sich da jeder, der mit einer Klimaanlage für ein wenig Abkühlung sorgen kann.
Die Insulaner haben derweil ein einfaches Mittel gegen die Hitze: Einfach tagsüber möglichst zu Hause bleiben, Fenster und Türen verdunkeln und warten, bis es am Abend wieder erträglicher wird. Da wird die Siesta einfach mal etwas ausgedehnt und die Nacht zum Tag gemacht.
Trotz großer Hitze: Auf dem Wochenmarkt herrscht reges Treiben
Das kommt für die Touristen, die momentan die Insel bevölkern, freilich nicht infrage. Sie wollen ihren Urlaub tagsüber am Strand oder bei Ausflügen genießen. Denn: Nach den vielen Regenwochen in Deutschland sehnen sie sich alle nach der Sonne.
Doch lässt sich der Urlaub bei der derzeitigen Hitzewelle wirklich genießen? FOCUS online hat sich auf dem Wochenmarkt in Inca bei deutschen Urlaubern umgehört. Der Ort im Inselinneren zählt regelmäßig zu den heißesten auf Mallorca. Hier verzeichneten die Meteorologen in den vergangenen Tagen Spitzenwerte von über 40 Grad.
An diesem Donnerstagmittag herrscht durchaus reges Treiben in den Straßen in der Innenstadt. Etliche Touristen schlendern an den Marktständen mit Obst und Gemüse, Lederwaren, mallorquinischen Tonschalen, Schmuck und Kleidung vorbei, genießen das bunte Treiben. Und das bei schweißtreibenden 36 Grad. Doch es fällt auf, dass es gerade zur Mittagszeit weniger Besucher sind, die durch die Straßen ziehen, als in den Morgenstunden. Offenbar zieht es viele zurück an den Pool oder an den Strand.
Die Hitze auf Mallorca „macht einfach keinen Spaß“
„Mallorca bei fast 40 Grad funktioniert nur, wenn man die Möglichkeit hat, sich regelmäßig im Pool oder im Meer abzukühlen – ansonsten macht es einfach keinen Spaß“, bestätigt Stephanie Traichel. Es sei momentan schlicht zu heiß und langfristig dann auch gesundheitlich gefährlich . Die Kölnerin macht mit ihrem Mann Dirk, der Schwägerin und deren zwei Kleinkindern in Campos auf einer Finca Urlaub – und begrenzt die Ausflüge ob der Hitze auf ein Minimum.
Ein Ausflug ins kleine Dörfchen Deià im Tramuntana-Gebirge sei für die Familie aus Köln in den vergangenen Tagen zur echten Herausforderung geworden: „Wir hatten gehofft, dass es im Gebirge etwas kühler ist – doch das war nicht der Fall“, so die 45-Jährige. Die Gruppe habe nur eine Eisdiele angesteuert und sei anschließend direkt wieder zurückgefahren.
„Die Hitze strahlte von den Häusern und den Straßen ab, es ging kein Windchen – das war einfach unerträglich und nicht auszuhalten“, berichtet Traichel. „Ein Spaziergang durch den Ort war schlicht nicht möglich.“
Positive Punkte überwiegen: „Da nehmen wir die Hitze in Kauf“
Auf den Mallorca-Urlaub verzichten will Traichel aber auch künftig nicht: „Wir mögen Sonnen-Urlaub – und der ist zwingend für uns mit Schwimmengehen, Badeanzug und Sonnencreme verbunden.“ Da eines der Kinder bereits schulpflichtig ist, sei die Familie auf die Sommerferien und damit die heißeste Zeit des Jahres beim Urlaub angewiesen.
„Heiß ist es außerdem überall im Süden, das ist kein Mallorca-Phänomen “, so die Urlauberin. „Und wenn man über das Thema Klimakrise nachdenkt, muss man sich selbst auch eingestehen, dass man Teil des Problems ist, denn wir steigen ja selbst auch in den Flieger.“
Ein Urlaub an Nord- oder Ostsee komme für die Kölnerin jedoch nicht infrage. „Denn das Wetter ist dort einfach zu unstet und ich kann das Pech haben, dass ich dort zwei Wochen bei 18 Grad und Regen rumsitze und den Badeanzug im Koffer lassen kann.“
Außerdem entscheide sie sich bei einem Spanien-Urlaub ja auch bewusst für die landestypische Kultur, die Menschen, das Essen und Trinken – „und das bekommen wir an der Nordsee eben nicht.“ Diese positiven Punkte würden auf jeden Fall überwiegen. „Da nehmen wir die Hitze in Kauf und verhalten uns entsprechend.“
Freizeitaktivitäten werden wegen Hitze abgesagt
Auch Sven-Hendrik Gnoth stellt sich in seinem Urlaub auf die Hitze ein: „Ich versuche möglichst häufig im Schatten zu gehen, suche mir sogar die Straßenseite entsprechend aus“, so der Urlauber, der ebenfalls aus Köln angereist ist und auf Mallorca nur mit Kopfbedeckung nach draußen geht. „Außerdem hab‘ ich immer reichlich Sonnencreme dabei.“ Dass die jedoch nicht immer wirkt, habe er bereits in den ersten Tagen seines Urlaubs schmerzhaft feststellen müssen: „Einen kleinen Sonnenbrand hatte ich leider schon.“
Die Hitze habe außerdem bereits seine Urlaubspläne durchkreuzt: „Letzte Woche wollten wir in S’Arenal zum Paragliding. Doch das wurde wegen des Wetters abgesetzt: Zu windig und außerdem zu heiß“, so der Kölner.
Das Thermometer im Mietwagen habe 41 Grad angezeigt. „Das haben wir im Auto mit Klimaanlage gar nicht gemerkt, sondern erst als wir ausgestiegen sind.“ Statt den Tag auf dem Wasser zu verbringen, habe die Familie dann die Miró-Ausstellung in Palma besucht. „Da war es wenigstens gut klimatisiert.“
„Wir gucken mal, wo es nächstes Jahr hingeht“
Dass sich die Familie jetzt aber mit dem Besuch des Wochenmarktes in Inca ausgerechnet einen der heißesten Orte der Insel ausgesucht hat, sei Sven-Hendrik Gnoth nicht klar gewesen: „Wir haben unseren Mietwagen nur für ein paar Tage und wollten unbedingt den Markt erleben – da müssen wir eben auch mal die Hitze ertragen. Aber hier ist zumindest viel Schatten.“
Im Vorfeld hatte sich Gnoth bei der Sommerurlaubsplanung sogar erkundigt, wo es am Mittelmeer wohl am heißesten wird: „Ein Freund war letztes Jahr auf Rhodos, wo die heftigen Waldbrände wegen der Hitze waren und die Menschen sogar evakuiert werden mussten“, so der Urlauber.
„Da dachten wir uns, Mallorca mit maximal 40 Grad ist okay. Dass es jetzt aber sogar über 40 Grad sind, hätten wir nicht gedacht und finden wir auch echt kacke.“ Ob er noch einmal im Hochsommer nach Mallorca kommt, ist deshalb noch unklar. „Wir gucken mal, wo es nächstes Jahr hingeht.“
Für einige Mallorca-Urlauber sind die Temperaturen kein Problem
Sich ihren Mallorca-Urlaub vom heißen Wetter vermiesen lassen? Für Yasmin Starr ein No-Go: „Wenn man Urlaub auf Mallorca bucht, weiß man doch, dass es auch mal etwas heißer werden kann“, sagt die Duisburgerin. Sie ist mit ihrem Mann Henning und den beiden Söhnen Frederik und Benedikt unterwegs. „Wir wohnen ja außerdem im Hotel mit Klimaanlage, direkter Strandlage und Pool – da kann uns Hitze nicht die Stimmung vermiesen“, so die Urlauberin.
„Wir werden natürlich auch durch die Kinder ein bisschen begrenzt, die weniger Hitze vertragen“, ergänzt Ehemann Henning. „Deshalb achten wir immer darauf, dass es genügend Schatten gibt und immer etwas zu trinken da ist. Dann ist die Hitze auf Mallorca überhaupt kein Problem.“