Tempo 50 auf Pariser Ringautobahn löst Kritik aus
Auf der chronisch verstopften Pariser Stadtautobahn gilt von Dienstag an Tempo 50. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo will auf diese Weise die Luftverschmutzung, die Lärmbelästigung und die Zahl der Unfälle verringern. Die Entscheidung, die Höchstgeschwindigkeit von bislang 70 auf 50 Stundenkilometer abzusenken, hat in erster Linie Auswirkungen auf den nächtlichen Verkehr. Tagsüber liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit wegen der Staus bei etwa 35 Stundenkilometern.
Der Dreck und der Lärm machten den etwa 500.000 Anwohnern das Leben zur Hölle, betonte der Verkehrsbeauftragte der Stadt, David Belliard. "Dieses in den 1970er Jahren entworfene Modell der Stadtautobahn ist in Zeiten des Klimawandels nicht mehr tragbar. Es macht die Menschen krank und raubt ihnen den Schlaf", sagte Belliard.
Die Verringerung der Höchstgeschwindigkeit hat jedoch heftige Kritik der konservativen Regionalpräsidentin Valérie Pécresse ausgelöst. Die Maßnahme sei "antisozial", weil sie vor allem Bewohner der Vorstädte träfe, die nachts oder in den frühen Morgenstunden zur Arbeit führen, betonte Pécresse. Diese würden bis nun zu zwölf Minuten Schlaf verlieren, rechnete sie vor. Die Region fordert statt dessen einen lärmmindernden Straßenbelag, der jedoch regelmäßig erneuert werden müsste.
Das Verkehrsministerium und die Pariser Bürgermeisterin einigten sich auf eine "dauerhafte und unabhängige Analyse" der Auswirkung des Tempolimits. Falls diese negativ ausfalle, behalte sich das Ministerium vor, das Recht so zu ändern, dass die Bürgermeisterin künftig nicht allein über die Stadtautobahn bestimmen könne, hieß es anschließend.
Hidalgo will die Erfahrungen der Olympischen Spiele nutzen, um den Autoverkehr in Paris weiter einzuschränken. Dazu zählt auch die Reservierung einer Fahrspur der Stadtautobahn für Busse, Taxis und Fahrgemeinschaften.
Die 35 Kilometer lange Pariser Ringautobahn ist eine der am meisten befahrenen Straßen Europas. Sie wird zum größten Teil von Bewohnern der Pariser Vorstädte genutzt, die teilweise nur schlecht an öffentliche Verkehrsmittel angebunden sind. Im Schnitt verkehren etwa 1,2 Millionen Fahrzeuge auf dem "périph". Etwa 80 Prozent davon befördern jeweils nur eine einzelne Person.
Während der Olympischen Spielen war eine Fahrspur für Teilnehmende, Rettungskräfte und Organisierende reserviert gewesen.
kol/ma