Tengelmann, Plus, Minimal: Was ist aus den Supermärkten unserer Kindheit geworden?

Viele Verbraucher kennen sie noch aus der Kindheit: Tengelmann, Plus, und Minimal. Hier erfahren Sie, was aus den Supermärkten geworden ist.

"Riesig einkaufen": Damit warb die Supermarktkette Real früher. Mittlerweile ist die Warenhausfirma mit den gigantischen Läden – vollgestopft mit Lebensmitteln, aber auch Elektronik, Textilien und vielem mehr – gänzlich verschwunden.

Immer wieder scheiterten Versuche, Real wieder auf die Beine zu bringen. Ein Teil der Filialen ging an Konkurrenten, am Ende machten die übrigen Standorte der Kette, die sogar einmal ein 24-Stunden-Warenhaus betrieb, im März 2024 dicht.

Eine wirklich lange Geschichte hatte Real dabei gar nicht. Erst in den frühen 1990ern entstand die Kette innerhalb des Handelskonzerns Metro aus diversen Zweigbetrieben.

Auch andere Geschäfte und Handelsketten, an die sich ältere Mitbürger gut erinnern dürften, sind mittlerweile komplett von der Bildfläche verschwunden. Einige blickten dabei auf eine überraschend lange Unternehmenshistorie zurück.

Tengelmann

Eine Tengelmann Filiale.
Eine Tengelmann Filiale.

So beispielsweise Tengelmann. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt die Unternehmenshistorie, damals ging es noch um Kolonialwaren. Noch vor dem ersten Weltkrieg aber betrieb Tengelmann über 500 Filialen für Kaffee, Tee und Kakao in Deutschland.

Den ersten richtigen SB-Markt betrieb Tengelmann ab 1953 in München. Wegen des Preiskampfs mit anderen Supermärkten schloss Tengelmann ab den frühen 2000ern aber nach und nach seine Märkte. Die letzten Standorte gingen 2017 an die Rivalen Edeka und Rewe.

Hertie

Blick auf das KaDeWe in Berlin.
Blick auf das KaDeWe in Berlin.

Die Kaufhauskette Hertie fing 1882 als Geschäft für Textilien und Wolle an, wuchs aber schnell zu einem deutschlandweiten Unternehmen an – und betrieb mit dem "KaDeWe" in Berlin lange das wohl bekannteste Warenhaus der Republik.

Allerdings übernahm sich Hertie dabei. In so gut wie jeder größeren Stadt eröffnete die Kette ein Kaufhaus, nicht immer profitabel. 1993 übernahm Karstadt das Kaufhausgeschäft Herties, welches noch bis 2009 unter einer eigenen Marke weitergeführt wurde. Danach war Schluss.

Minimal

Eine Filiale von Rewe.
Eine Filiale von Rewe.

Als Teil der Leibbrand-Gruppe eröffnete 1973 der erste "miniMal". Die Eigner betrieben zudem mit den HL-Supermärkten, Toom und Penny noch weitere Ketten. Diese sollten, wie Minimal auch, später ein Zuhause bei Rewe finden. 1989 kaufte Rewe die Leibbrand-Gruppe auf.

Zunächst betrieb Rewe die Minimal-Filialen in Deutschland und seit 1996 auch in Polen weiter, und flaggte einen Teil anderer Ketten sogar in Minimal-Märkte um. Doch 2006 entschied der Handelsriese, für Supermärkte nur noch die eigene Marke zu nutzen, weshalb Minimal als Name verschwand.

IhrPlatz

Eine überraschend lange Firmengeschichte hat auch die Drogerie IhrPlatz. Die Kette entstand aus einer 1895 gegründeten Seifenfabrik, die jedoch erst 1932 einige Verkaufsgeschäfte betrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit dem Aufkommen von Selbstbedienungs-Läden ging es jedoch steil bergauf.

Es sollte jedoch bis 1973 dauern, ehe die Märkte auch IhrPlatz hießen. Eine erste Insolvenz im Jahr 2005 überstand die Drogeriekette noch dank Investoren. 2007 kaufte Schlecker den Konkurrenten auf, ging dann aber 2012 selbst Pleite. Noch im selben Jahr schlossen deshalb bis auf einige wenige Standorte von Franchise-Nehmern alle Filialen.

Plus

Das Logo von Plus.
Das Logo von Plus.

Die Kette mit dem markanten orange-blauen Logo fing 1972 als Rivale zu Aldi, Lidl und Co. unter dem Dach von Tengelmann an. Das Alleinstellungsmerkmal: Ein etwas größeres Sortiment als ein üblicher Discounter und mehr Markenartikel.

Das reichte am Ende aber nicht, um im Kampf mit den Discount-Riesen Deutschlands zu bestehen. 2007 verschmolz Plus mit dem Edeka-Discounter Netto, einen Teil der Filialen übernahm indes Rewe und flaggte sie zu Penny-Märkten um. 2010 verschwanden die letzten Plus-Märkte.

Schlecker

Eine Filiale von Schlecker.
Eine Filiale von Schlecker.

Die Geschichte Schleckers ist eigentlich kaum zu glauben: Firmengründer Anton Schlecker eröffnete erst 1967 sein erstes eigenes Geschäft, welches später zu einem 14.000 Filialen großen Drogerie-Imperium regelrecht ausuferte.

Lange dominierte Schlecker den deutschen Markt für Drogerien. Doch 2012 geriet das Unternehmen in massive Liquiditätsprobleme. Danach ging alles schnell: Insolvenz, Ausverkauf, Schließung von fast allen Filialen. Im Zentrallager versteigerten die Insolvenzverwalter Regale und Gabelstapler.

Anton Schlecker selbst verlor den Großteil seines Vermögens, und musste sich vor Gericht wegen Untreue und Insolvenzverschleppung verantworten. Am Ende blieb es aber bei einer kurzen Haftstrafe auf Bewährung.

Wal-Mart

Eine Filiale von Wal-Mart
Eine Filiale von Wal-Mart

Gigantische Parkplätze, endlose Regalmeter: So sehen die Märkte der weltgrößten Einzelhandelskette Wal-Mart in den USA aus. Praktisch alles lässt sich dort kaufen.

Tatsächlich versuchte Wal-Mart auch, in Deutschland Fuß zu fassen. 1997 kaufte Wal-Mart einige Standorte der Kette Wertkauf, im Jahr darauf Filialen von Interspar. Doch trotz damals fast 100 Filialen machte Wal-Mart in Deutschland kein einziges Jahr lang einen Profit. Die heimische Konkurrenz war zu stark, und Eigenarten der Wal-Mart-Märkte, wie etwa das Einpacken der Waren an der Kasse durch Mitarbeiter, begeisterten deutsche Kunden nicht.

2006 beendete Wal-Mart sein Experiment mit dem deutschen Markt deshalb. Ein Großteil der Filialen veräußerte Wal-Mart damals an Real, der Rest schloss seine Pforten für immer.

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