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Thadeusz: "Nie wieder" kennt keine Kompromisse

Der Moderator Jörg Thadeusz schreibt jeden Sonnabend in der Berliner Morgenpost

Berlin.  Ein Sonnensonntag und ein Besuch im Haus der Wannseekonferenz, was soll das? Besuch aus München, der Garten, das Wasser, eigentlich geht es in Berlin kaum schöner. Wie sich schnell herausstellte, kann es kein äußerliches Entzücken mit unserer Geschichte aufnehmen. Am Dienstag prügelt dann ein 19-Jähriger in Prenzlauer Berg auf einen anderen jungen Mann ein. Nur weil der eine Kippa trägt. Ich bin mir augenblicklich selbst peinlich.

Wie viele Gedenkrunden möchte ich denn noch drehen? Wer 50 Jahre alt ist, der hat schon viele Stunden Trauer-Klezmer gehört. Und Reden, die die Pflicht zur Erinnerung anmahnen. Und sonst?

Die Straße, in der der junge Mann nur deswegen geschlagen wurde, weil er für einen Juden gehalten wird, gehört zu meiner Stadt. Aber was tue ich denn, damit klar wird, was ich aus all dem Erinnern gelernt habe? Bin ich wirklich zum Abtrauern verdammt, nur weil meine Großväter mit aggressiven Rassisten gemeinsame Sache gemacht haben?

Ich bin das Lammsein so satt. Ich möchte, dass der 19-jährige Mistkerl, der mit dem Gürtel geprügelt hat, ein Mistkerl genannt werden darf. Ohne, dass mich eine achtsamkeitstrainierte Kollegin auf die innere Friedlichkeit des Koran hinweist. Ich möchte auch dann noch als Demokrat respektiert werden, wenn ich bekenne, dass ich Gauland und seine SA-Gemüter lieber in den Hintern treten würde, als sie zu interviewen.

Ich möchte nicht mehr leise bleiben, wenn mich Bekannte wieder schulmeistern, weil ich palästinensisches Selbstmitleid nicht mit ...

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