“The Loudest Voice”: Die krasse Verwandlung des Russell Crowe

In „The Loudest Voice“ verkörpert Russell Crowe den Fernsehproduzenten Roger Ailes – und ist nicht nur wegen mehrerer Kilo Extramasse, die der Schauspieler vor der Kamera tragen musste, nicht wieder zu erkennen. Jetzt wird die Mini-Serie auch in Deutschland ausgestrahlt und zeigt neben Crowes exzellenten Verwandlungskünsten auch einen Blick hinter die Kulissen des umstrittenen US-Senders Fox.

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Fast drei Kilo Extramasse in Form von Silikon und Latex wurden Russell Crowe einem Bericht der amerikanischen „Vanity Fair“ zufolge tagtäglich aufgetragen, und es dauerte jeweils mehrere Stunden in der Maske, um aus Russell Crowe Roger Ailes zu machen – den Mann, der 20 Jahre lang CEO des konservativen Fernsehsenders Fox News war und 2016 nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung aus allen Funktionen entlassen wurde.

Ailes galt als „the loudest voice in the room“, die lauteste Stimme im Raum also, der von vielen Politikern für seine Ratschläge geschätzt wurde, auf journalistisches Ethos wenig gab und von seinen Mitarbeitern gefürchtet wurde wie kaum ein anderer.

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In sieben Folgen zeichnet die Showtime-Produktion „The Loudest Voice“, die ab dem 16. September bei Sky Deutschland zu sehen ist, das Leben des Fox-Gründers nach – und zwar besonders in den wichtigen Jahren von 1995 bis 2017, jener Zeit, in der Ailes den Sender zu einem mächtigen politischen Instrument formte, das die Berichterstattung über Politik nachhaltig verändern sollte.

In den Hauptrollen ist nicht nur Russell Crowe kaum wieder zu erkennen: Auch Sienna Miller als Ailes Ehefrau Beth musste für die Dreharbeiten unter Fatsuit, Perücke und Gesichtsprothesen verschwinden.

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Nur eine weitere Hauptdarstellerin spielte ohne grundlegende äußere Veränderungen: Naomi Watts, die in der Serie Gretchen Carlson verkörpert. Die Fox-News-Moderatorin reichte 2016 Klage wegen sexueller Belästigung gegen Roger Ailes ein und brachte ihn somit zu Fall.

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Sechs Stunden in der Maske

Immerhin: Während der insgesamt sechsstündigen Prozedur, die Russell Crowe täglich in der Maske verbringen musste, musste er „nur“ eine Stunde absolut bewegungslos sitzen, während er die restlichen fünf damit verbringenkonnte, zu telefonieren, Mails zu beantworten, ein Nickerchen zu halten oder seinen Text zu proben.

Der Aufwand hat sich gelohnt: Verschwunden sind jegliche Reminiszenzen an Crowes frühere Rollen von „Gladiator“ bis „A Beautiful Mind“, von „Fathers and Daughters“ bis „War Machine“, Crowe ist plötzlich nur noch Ailes, Familienvater, Ehemann, aber auch Unsympath und Machtmensch, der zum Erreichen seiner politischen Ziele alles macht.

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Solcherlei Verwandlungskunst ist Crowe natürlich nicht fremd – schon für frühere Rollen nahm der Schauspieler zu, trainierte wie ein Wilder oder ließ sich das gesamte Haupthaar abrasieren. So gesehen hat der simple Gang in die Maske auch Vorteile, wie der Schauspieler „Vanity Fair“ verriet: „Das Make-up erledigt einen Großteil der Arbeit für einen, so dass man selbst einfach entspannen kann.“

Weniger entspannt in Sachen Interview

Dennoch ist von Entspannung bei einem derart brisanten Serienthema sicherlich nicht zu sprechen, denn Russell Crowe begleitet als Hauptdarstelleralle wichtigen Stationen von Roger Ailes, der nach seinem Rücktritt als Sender-Chef von Fox als Berater des US-Präsidenten Donald Trump tätig war, bis er 2017 bei einem Sturz eine tödliche Kopfverletzung erlitt.

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Wie sehr er sich in die Rolle des Fox-Gründers hineinversetzte, zeigt auch die Tatsache, dass Crowe vor der Erstausstrahlung der Serie ein Interview verweigerte, in dem Ailes vom Interviewer in der Anmoderation als „krank“ und „Mobber“ bezeichnetwurde. Hat den Make-up-Trailer bei den Dreharbeiten also wirklich eine andere Person verlassen? Natürlich nicht: „Ich bin ein verdammter Schauspieler“, sagte Crowe seinerzeit auf diese Frage des „Hollywood Reporter“. „Oder nein, ich warte damit, bis jemand ‚Action’ ruft.“

Von Russell Crowes Verwandlungs- und Schauspielkünsten können sich deutsche Zuschauer bald selbst überzeugen: „The Loudest Voice“ ist ab 16. September bei Sky Atlantic zu sehen.

Bilder: Showtime, ddp images