The Social Pulse: Feuerwehr-Plakat wird zum Hit - und soll aufrütteln
Eigentlich ruft man die Feuerwehr, wenn es einen Notfall gibt. Jetzt ruft die Freiwillige Feuerwehr Hörnum selbst um Hilfe - und geht damit viral.
"Im Brandfall selbstständig mit Löscharbeiten beginnen. Viel Erfolg", ist auf einem Schild in der Gemeinde Hörnum auf Sylt zu lesen. Die Einwohner*innen sind verwundert, Tourist*innen verunsichert.
Offenbar ist Selbsthilfe im Fall der Fälle die Devise. Konkret rät die Feuerwehr zu diesen Maßnahmen:
Schlüssel im Gemeindehaus abholen
Umsichtig zur Einsatzstelle fahren
Selbstständig mit Löscharbeiten beginnen
Der Wehrführer Dieter Mordhorst ordnet das Schild, das vor dem Gebäude der örtlichen Feuerwehr aufgestellt wurde, ein:
Wir wollen die Einwohner beziehungsweise die jungen Leute wachrütteln, dass wir in den nächsten Jahren nicht mehr genug Feuerwehrleute vor Ort haben, um den Brandschutz zu gewährleisten.Wehrführer Dieter Mordhorst
"Wir haben das ironisch gemeint"
Wirklich ernst ist das Schild also nicht gemeint. Schließlich dürften nur die wenigsten Erfahrung im Löschen von Bränden haben und in derartigen Situationen besonnen reagieren. Wie Wehrführer Dieter Mordhorst im Gespräch mit "Bild" erklärt, sollten sich Bürger*innen und Urlauber*innen keine Sorgen machen: "Im Notfall kommen wir von der Feuerwehr. Wir haben das ironisch gemeint", sagt er. Er fügt hinzu: "Wenn es brennt, sollen die Leute 112 anrufen, dann kommt die Feuerwehr, auch die Hörnumer."
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Kein Feuerwehrnachwuchs auf Sylt
Auch wenn das Schild also nicht wörtlich zu nehmen ist, hat es einen sehr ernsten Hintergrund. Denn bei der Feuerwehr Hörnum herrscht massiver Personalmangel. Derzeit sind nur 28 Frauen und Männer als Brandbekämpfer im Dienst, während es eigentlich 37 sein sollten. Mordhorst erklärt: "Wir verzeichnen etwa 170 Einsätze pro Jahr, und beim letzten Einsatz hatte ich lediglich fünf Kollegen vor Ort. Das ist unzureichend!"
Gründe für die Personalnot
Der Feuerwehrmann nennt auch die Gründe für den Personalmangel: Auf der Ferieninsel ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Der Freiwilligen Feuerwehr fehlt seit Jahren deswegen der Nachwuchs. Noch gibt es genügend Feuerwehrleute in der Gemeinde. Doch in den nächsten Jahren werden viele in den Ruhestand gehen und kaum junge Leute nachrücken. Deswegen sollten Arbeitgeber ihre Mitarbeiter stärker ermutigen, sich aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren. Hörnums Bürgermeister Udo Hanrieder betont im Interview mit "Bild": "Wir müssen vorbeugen". Noch sei die Feuerwehr einsatzfähig. "Aber die Zukunft sieht schwierig aus."
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Aus dem viralen Post auf Instagram geht übrigens hervor, dass sich bereits sechs Personen gemeldet haben, die in die Feuerwehr eintreten wollen.
Fakten über die Feuerwehr in Deutschland
- In Deutschland gibt es 1,3 Millionen aktive Feuerwehrleute, wobei die Mehrheit freiwillige Feuerwehrleute sind. 35.041 Personen sind in Berufsfeuerwehren tätig (Stand: 31.12.2020, Deutscher Feuerwehrverband)
- Berufliche Feuerwehren gibt es hauptsächlich in größeren Städten, während freiwillige Feuerwehren in kleineren Gemeinden und ländlichen Gebieten aktiv sind.
- Die Ausbildung zum Feuerwehrmann/-frau erfolgt in Deutschland auf Landesebene und dauert in der Regel mehrere Jahre. Die Qualifikationen und Anforderungen unterscheiden sich gewöhnlich von Bundesland zu Bundesland.
- Gehälter:
Das Gehalt der beruflichen Feuerwehrleute variiert je nach Bundesland und Dienstgrad. Ein Berufsfeuerwehrmann/-frau verdient in der Regel zwischen 2.500 und 4.000 Euro brutto im Monat.
Freiwillige Feuerwehrleute sind ehrenamtlich tätig und erhalten in der Regel keine Gehälter, sondern eine Aufwandsentschädigung.
- Die Feuerwehr in Deutschland hat eine zunehmend ältere Altersstruktur. Es gibt bundesweit verschiedene Bemühungen, junge Menschen für die Feuerwehr zu rekrutieren, wie beispielsweise die Gründung von Jugendfeuerwehren, Informationsveranstaltungen (Tag der offenen Tür), Schulkooperationen, Öffentlichkeitsarbeit, Ausbildungsförderungen oder finanzielle Anreize (wie etwa finanzielle Vergünstigungen für Feuerwehrleute).
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