Theater-Premiere von „Mein Kampf“: Skandal um Hakenkreuz-Aktion

Das Theaterstück „Mein Kampf” hat heute Premiere. (Bild: Getty Images)
Das Theaterstück „Mein Kampf” hat heute Premiere. (Bild: Getty Images)

Wer sich zur Aufführung des Theaterstücks „Mein Kampf“ ein Hakenkreuz anheftet, bekommt freien Eintritt. Wer zahlt, darf einen Judenstern tragen. Die Aktion vom Theater Konstanz sorgt für heftige Empörung. Der Regisseur Serdar Somuncu verteidigt seine Idee.

Allein das heutige Datum der Premiere empfinden viele schon als Zumutung. Der 20. April ist Adolf Hitlers Geburtstag und wird von vielen Rechtsextremen als Feiertag zelebriert. Dass zu diesem Termin dann auch noch Hakenkreuze und Judensterne verteilt werden sollen, bringt das Fass zum Überlaufen. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft spricht von einer geschmacklosen Provokation. Auch Anzeigen sind bei der Staatsanwaltschaft eingegangen.

Serdar Somuncus Inszenierung von Taboris „Mein Kampf“ sorgt schon vor der Premiere für Aufregung. (Bild: Getty Images)
Serdar Somuncus Inszenierung von Taboris „Mein Kampf“ sorgt schon vor der Premiere für Aufregung. (Bild: Getty Images)

Nazi-Symbole dürfen in Deutschland nicht öffentlich gezeigt und getragen werden. Zuwiderhandlungen können sogar mit Haftstrafen geahndet werden. Im Fall der Theaterinszenierung ist die Aktion aber von der Kunstfreiheit gedeckt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Ein Strafverfahren wird gegen die Verantwortlichen deshalb nicht eingeleitet. Für den Bürgermeister der Stadt Konstanz ist trotzdem eine Grenze überschritten worden. Der Regisseur Serdar Somuncu verteidigt aber die Idee dahinter.

Darum geht es bei dieser Aktion

Das Theater wolle mit dieser Aktion eigentlich aufzeigen, wie schnell Menschen zu bestechen sind. Die Idee dahinter sei kein PR-Coup, sondern soll aufrütteln. Auf einer Pressekonferenz erklärte der Regisseur Serdar Somuncu: „Wir wollen nicht, dass die Zuschauer aus der Distanz etwas erleben, was im vorvergangenen Jahrhundert passiert ist. Wir wollen den Zuschauern klar machen, dass es jetzt hier im Augenblick wieder passiert.“ Damit zielt er auf den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und das Erstarken rechtsextremer Ideologien. Lautstark verteidigt er sein Anliegen, weil „Menschen vor die Hunde gehen, seit Jahren, ohne dass ein Großteil der Bevölkerung das wahrnimmt, weil Leute wie Frauke Petry, wie Alice Weidel, wie Gauland genau mit diesem Gewissen spielen.“

Dem Kulturmagazin von 3sat sagte Somuncu: „Der Adolf in uns allen muss erstmal erkannt werden, damit wir ihn irgendwann auch eliminieren können“. Immerhin 50 Besucher haben sich im Vorfeld gefunden, die bereit sind, für kostenfreien Eintritt ein Hakenkreuz zu tragen. Vom Judenstern für die zahlenden Gäste ist das Theater aber inzwischen abgerückt.

Wie geht es weiter?

Die Inszenierung von George Taboris „Mein Kampf“ ist eine Groteske über die Wiener Jahre des jungen Adolf Hitlers. Das Stück erzählt die Entwicklung vom gescheiterten Künstler zum antisemitischen Demagogen, bei der ihm ausgerechnet der Jude Schlomo Herzl hilft. Insgesamt 14 Vorstellungen soll es geben. Dabei will das Theater aber darauf achten, dass immer nur eine Handvoll Freikarten herausgegeben werden. Außerdem sollen strenge Kontrollen und zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen dafür sorgen, dass es zu keinen Zwischenfällen kommt.