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Themenmix bei Dunja Hayali: Von Enteignung, Sterbehilfe und Fußball

Manchmal ist weniger mehr: Drei relevante Themen spricht Dunja Hayali in ihrer Talkshow an. Zu viel für die kurze Sendezeit, meinen auch die Zuschauer. Foto: ZDF Screenshot
Manchmal ist weniger mehr: Drei relevante Themen spricht Dunja Hayali in ihrer Talkshow an. Zu viel für die kurze Sendezeit, meinen auch die Zuschauer. Foto: ZDF Screenshot

Drei Themen jagt Dunja Hayali am Mittwochabend durch ihre Sendung. Und diese hätten unterschiedlicher nicht sein können: Wohnungsnot, Fußball und Sterbehilfe. Bereits im Vorfeld äußerten Zuschauer Kritik und sollten Recht behalten: Es blieb oberflächlich.

„Irgendwie scheint man nicht dazu zu lernen und packt viel zu viele unterschiedliche Themen in die Sendung. Alles nur oberflächlich kurz angerissen und ZACK zum nächsten Thema. Schade, Frau Hayali…“, kommentierte ein Zuschauer bereits im Vorfeld auf Dunja Hayalis Facebook-Seite. Tatsächlich waren die 60 Minuten Sendezeit zu knapp. Es fehlte die Tiefe. Nur beim Thema „Mieterproteste“ reichte es für eine kurze Debatte.

Bauunternehmer: „Jeder der das macht, ist ein Schwein“

In Städten wird der Wohnraum immer knapper und die Mieten immer höher. Zehntausende Demonstranten protestierten am Wochenende auf den Straßen. Eine Bürgerinitiative fordert sogar: „Enteignen!“ Große Wohnungsgesellschaften sollen gegen eine Entschädigung ihren Wohnraum abgeben. Das entfacht kontroverse Diskussionen. Zwei Gegenseiten hat Dunja Hayali zu sich ins Studio eingeladen: Die Linke-Parteivorsitzende Katja Kipping und Christopher Gröner, einen der größten Bauunternehmer Deutschlands.

Die derzeitige Wohnsituation sei ein Versagen der Politik, meint Bauunternehmer Christopher Gröner. Foto: ZDF Screenshot
Die derzeitige Wohnsituation sei ein Versagen der Politik, meint Bauunternehmer Christopher Gröner. Foto: ZDF Screenshot

Gröners Unternehmen baut rund 1000 Wohnungen pro Jahr. Der Bauherr ist der Meinung, dass viele Ängste der Bürger unberechtigt seien: „Die meisten Bürger können aufgrund der Gesetzesgrundlage überhaupt nicht aus der Wohnung vertrieben werden.“ Natürlich gebe es auch schwarze Schafe in der Branche, die versuchen, Mieter durch Sanierungen rauszudrängen. „Jeder der das macht, ist ein Schwein“, findet Gröner und räumt gleichzeitig ein, dass dies eine Minderheit sei. Seiner Meinung nach, sei die jetzige Wohnsituation ein Versagen der Politik, da die rot-rote Regierung in Berlin alle Immobilienbestände verkauft hat. „Das war ein großer Fehler“, gibt auch Katja Kipping zu. Ein von Wohnungsnot Betroffener aus dem Publikum räumt ein, dass die Bestände jedoch nur aufgrund von Fehlkalkulationen in der Wirtschaft verkauft werden mussten. „Das geht auf die Bankwirtschaft zurück, die sich böse verkalkuliert hat und Berlin in Schulden gestürzt hat.“

Man müsse jedoch über die jetzige Situation sprechen, meint Kipping. Und da gehe es um „eine Art Notwehr“, denn viele Menschen könnten nicht mehr dort wohnen, wo sie arbeiten. Das Ziel der Linken sei es, dass sich auch Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen Wohnraum in der Stadt leisten können. Zudem soll eine Mieterhöhung maximal um die Höhe der Inflation erhöht werden dürfen. Um das zu erreichen plädiert Kippings Partei für mehr Wohnungsbau in öffentlicher Hand: „Wenn ein privater Investor Wohnungen baut, dann macht er das ja nicht aus Wohltätigkeit, sondern weil er später Profit davon abziehen will – zum Beispiel hohe Manager-Gehälter.“ Wenn die öffentliche Gesellschaft hingegen Wohnungen baue, müsse kein Profit erwirtschaftet werden, so Kippings Argument.

Enteignen sei jedoch nicht der richtige Weg, meint Gröner: „Sie finden keinen demokratischen Staat in der Welt, der enteignet! Sondern, sie finden Menschen, die Konzepte suchen.“ Seiner Ansicht nach, ist der Staat nicht in der Lage so wirtschaftlich zu bauen, wie die Privatwirtschaft es mache. Ein Zusammenspiel und das Sammeln von Ideen für Lösungen sei notwendig, so Gröner. „Mit einer Enteignung schaffen sie nur vergiftetes Klima.“

Hayali muss zum nächsten Thema übergehen. Und das hat es durchaus in sich: Organisierte Sterbehilfe.

„Ich möchte nicht, dass mir jemand sagt, wie ich sterben soll“, sagt Hans-Jürgen Brennecke (l.), der unheilbar an Krebs erkrankt ist. Seiner Meinung ist auch Theologin Anne Schneider, die ebenfalls eine Krebserkrankung hatte. Zusammen mit ihrem Mann Nikolaus Schneider reden die drei mit Dunja Hayali über Sterbehilfe. Foto: ZDF Screenshot
„Ich möchte nicht, dass mir jemand sagt, wie ich sterben soll“, sagt Hans-Jürgen Brennecke (l.), der unheilbar an Krebs erkrankt ist. Seiner Meinung ist auch Theologin Anne Schneider, die ebenfalls eine Krebserkrankung hatte. Zusammen mit ihrem Mann Nikolaus Schneider reden die drei mit Dunja Hayali über Sterbehilfe. Foto: ZDF Screenshot

Krebspatient: Keine Angst vor dem Tod, aber vor dem Leid

Hans-Jürgen Brennecke ist unheilbar an Krebs erkrankt. Der 74-Jährige würde gerne selbst bestimmen, wann der richtige Zeitpunkt zum Sterben ist. „Ich habe nicht Angst vor dem Sterben, sondern vor eventuellem Leiden davor“, sagt er in der Sendung von Dunja Hayali. „Ich will nicht wochenlang irgendwo rumliegen.“

Beim Staat hat er deshalb einen Antrag für die Freigabe von Betäubungsmittel in tödlicher Dosis gestellt – und eine Ablehnung erhalten. Jetzt führt der ehemalige Lehrer und Sozialarbeiter einen Rechtsstreit. Und der kostet Zeit. Zeit, die Brennecke nicht mehr hat. „Das ist eine wahnsinnige Arroganz der Entscheider, die sagen: Ihr leidet, weil wir das beste Mittel vorbehalten.“ Aber Brennecke gibt nicht auf: „Ich möchte nicht, dass mir jemand sagt, wie ich sterben soll.“

Seiner Meinung ist auch die Theologin Anne Schneider, die Frau von Nikolaus Schneider, dem ehemaligen Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche. Ihr Mann hat sein Amt niedergelegt, als seine Frau an Krebs erkrankte. Ihre Erkrankung ruht derzeit, dennoch möchte Schneider im Falle eines erneuten Aufflammens Sterbehilfe in Betracht ziehen. Ihr Mann, der als Kirchenmitglied nicht ganz unkritisch gegenüber Sterbehilfe ist, steht zur Entscheidung seiner Frau: „Eines ist völlig klar: Unsere Liebe ist das entscheidende Fundament unseres Lebens.“

Die Schneiders wie auch Brennecke betonen, dass Sterbehilfe weder zum Normalfall werden dürfe, noch der Staat Handlanger der Selbsttötung werden darf. „Ein Land wie unseres muss in der Lage sein, ein Palliativsystem zu entwickeln, das Sterben in Würde ermöglicht“, sagt Nikolaus Schneider. Seine Frau fügt hinzu: „Wer kann entscheiden, ob ein Leben noch lebenswert und sinnvoll ist? Wir möchten nicht, dass der Staat das entscheidet.“

Nun erfolgt ein harter Wechsel: Dunja Hayali schwenkt vom Thema Sterbehilfe auf Fußball.

Dunja Hayali fragt Volker Finke, wer Nachfolger von Ex-DFB-Chef Reinhard Grindel werden soll. Foto: ZDF Screenshot
Dunja Hayali fragt Volker Finke, wer Nachfolger von Ex-DFB-Chef Reinhard Grindel werden soll. Foto: ZDF Screenshot

Über die Zukunft des deutschen Fußballs

Reinhard Grindel gab am Mittwoch auch seine Ämter bei der FIFA und UEFA auf. Eine Uhr als Geschenk eines ukrainischen Oligarchen wurde ihm nach nicht einmal drei Jahren im Amt des DFB-Präsidenten zum Verhängnis. Dunja Hayali hat den Profitrainer Volker Finke eingeladen – er gilt als Querdenker im DFB. Mit ihm möchte sie über die Zukunft des deutschen Fußballs reden. Doch es bleibt kaum Zeit.

Man habe nach dem Rücktritt des ehemaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter gehofft, dass der Verband transparenter wird, sagt Finke. „Aber es ist gar nichts besser geworden.“ Mit dem Rücktritt Grindels müsse sich der DFB nicht nur personell, sondern auch strukturell ändern, betont der langjährige Trainer des SC Freiburgs. Dann stellt Hayali die Frage, auf die Fußball-Fans aufhorchen lässt: Wer soll Grindels Nachfolger werden. Finkes Antwort ist ernüchternd: Er nennt keinen Namen. „Da muss es Leute geben, die im Fußball länger gearbeitet haben und die Mechanismen und das Geschäft kennen.“

„Einmal noch den DFB abgearbeitet“, beendet Dunja Hayali ihre Sendung. Es wirkt fast, als habe sie erkannt, dass drei Themen in so kurzer Zeit nicht in der Tiefe behandelt werden können. Vielleicht ist weniger manchmal doch mehr?