So tickt der Juso-Chef: Fakten zum GroKo-Gegner Kevin Kühnert

Kevin Kühnert ist 1989 in Berlin geboren. (Bild: Getty Images)
Kevin Kühnert ist 1989 in Berlin geboren. (Bild: Getty Images)

Nach ihrem „Ja“ zu Koalitionsgesprächen mit den Unionsparteien tobt die Basis: Die SPD wird aus den eigenen Reihen für ihren Schlingerkurs angegriffen. Der lauteste Protest kommt dabei von einem Berliner Politikstudenten – dem neuen Juso-Chef Kevin Kühnert. Wer ist der meinungsstarke Polit-Newcomer?

An Kevin Kühnert führt derzeit kein Weg vorbei. Ob Tagesthemen oder Nachtjournal, ob in der Zeitung oder im Netz – der junge Berliner ist aktuell der wohl schärfste Kritiker der Großen Koalition – und nannte das Sondierungsergebnis der SPD „beschämend“.

Die Politik in der Hauptstadt beschäftigte Kühnert früh: Er ist in Berlin aufgewachsen, sein Vater hat eine Beamtenstelle im Finanzamt, seine Mutter arbeitet in einem Jobcenter. Schon 2005, im Alter von 16 Jahren, trat er der SPD bei. Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg ist er Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung.

Sein aktuelles Amt, das ihm wesentlich mehr Aufmerksamkeit verschafft, bekleidet er gerade einmal zwei Monate: Kevin Kühnert wurde am 24. November 2017 zum Bundesvorsitzenden der Jungsozialisten in der SPD gewählt. Der 28-Jährige machte damals auch gleich klar, welches Thema ihm besonders am Herzen liegt: „Wir wollen mehr Polarisierung und Zuspitzung. Wir sind das Bollwerk gegen große Koalitionen.“ Zurzeit gilt Kühnert als der lauteste Kritiker von Martin Schulz.

Traditionell können sich Jugendorganisationen von Parteien immer dann am besten profilieren, wenn sie gegen die eigene Parteispitze agitieren. Bei Kühnert scheint dies allerdings nicht nur Selbstzweck zu sein: Der Nachwuchs-Politiker wettert nicht nur gegen eine Neuauflage der Großen Koalition, sondern will auch die Erneuerung der Sozialdemokratie vorantreiben.

SPD-intern gilt Kühnert zur Zeit als der härteste Gegenspieler von Parteichef Martin Schulz. (Bild: Getty Images)
SPD-intern gilt Kühnert zur Zeit als der härteste Gegenspieler von Parteichef Martin Schulz. (Bild: Getty Images)

Student Kühnert widmet sich intensiv dem Thema Politik: Neben seinem Studium der Politikwissenschaft arbeitet er für ein Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Vor seiner Wahl zum Bundesvorsitzenden war er zwei Jahre lang stellvertretender Chef der Jusos, von 2012 bis 2015 Landesvorsitzender der Jusos Berlin.

Inhaltlich steht Kühnert für klassische SPD-Themen: für einen hohen Spitzensteuersatz, gegen eine Obergrenze und für Familiennachzug in der Flüchtlingsfrage, mehr Ausgaben für Bildung und Infrastruktur. Aktuell hält er eine CDU-Minderheitsregierung noch für die beste Lösung.

Gegenüber dem Online-Portal „jetzt.de“ sagte Kühnert: „Wir sehen doch, wie schwer es Angela Merkel fällt, noch Koalitionspartner für ihren komischen Regierungsstil zu finden… In einer Minderheitsregierung müsste sie für jedes einzelne Anliegen um Mehrheiten ringen, argumentieren und versuchen, andere Parteien ins Boot zu holen. Vielleicht hätten wir dann wieder Diskussionen, in denen das beste Argument gilt, nicht der faulste Kompromiss.“