Tierschutz-Debatte: AfD-Politiker sorgt mit obszönem Spruch für Empörung im Bundestag

Stephan Protschka ist Mitglied im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. (Screenshot: Bundestag.de)
Stephan Protschka ist Mitglied im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. (Screenshot: Bundestag.de)

Selten zuvor hat es im Deutschen Bundestag einen so skurrilen Schlagabtausch gegeben. Ein AfD-Politiker sollte zu Änderungen im Tierschutzgesetz sprechen. Bevor er allerdings zur Sache kam, kam ihm ein Macho-Spruch über die Lippen. Ein Ex-Fraktionskollege ging anschließend darauf ein.

Bei der Bundestagssitzung am Donnerstag wurden etliche Themen besprochen. Unter anderem wurde über den umstrittenen UN-Migrationspakt diskutiert, über eine Mietrechtsanpassung, über Klimaschutzpolitik und ein umfassendes Digitalisierungsprogramm. Am Abend, als nur noch rund die Hälfte der Abgeordneten im Plenum anwesend waren, wurde es dann bizarr.

Auslöser war die Betäubung von Ferkeln

Kurz nach 21 Uhr trat der AfD-Mann Stephan Protschka ans Rednerpult. Er sollte zu Änderungen im Tierschutzgesetz sprechen. Konkret ging es um Ferkel, die nach der Geburt ohne Betäubung kastriert werden. Diese Vorgehensweise sollte ab kommendem Jahr verboten werden, allerdings will die Bundesregierung diese Neuerung um zwei Jahre nach hinten verschieben.

Schon vor seinem eigentlichen Redeauftritt sorgte Protschka für Aufsehen. Als er ans Rednerpult trat, grüßte er auf zünftige Weise unter anderem die Vizepräsidentin des Bundestages, Petra Pau, die die Sitzung in diesem Moment leitete. “Habe die Ehre, Frau Präsidentin. Servus, liebe Kolleginnen und Kollegen. Grüßt Gott, den zuschauenden Gästen und im Fernsehen.”

Protschka glaubt, der einzige männliche Redner zu sein

Protschka begann sogleich seinen Beitrag mit den Worten: “Ich habe mir gerade die Rednerliste durchgeguckt. Ich musste feststellen, ich bin der einzige Mann, der zur Kastration spricht.” Protschka hatte auch eine Pointe parat, die allerdings nicht wirklich zündete. Unter breitem Grinsen sagte der 41-Jährige: “Aber bei mir geht noch alles, ich weiß, wovon ich reden kann.”

Ex-AfDler Mario Mieruch gab Protschka im Bundestag Kontra. (Bild: Screenshot/Bundestag.de)
Ex-AfDler Mario Mieruch gab Protschka im Bundestag Kontra. (Bild: Screenshot/Bundestag.de)

Unter den Abgeordneten waren einige Lacher zu vernehmen, wenn auch recht gedämpft. Eine Abgeordnete rief laut: “Das ist alles überhaupt nicht lustig, das darf doch überhaupt nicht wahr sein.” Doch völlig unbeirrt fuhr Protschka mit seiner Rede fort und blieb dabei meist sachlich.

Als wenig später Mario Mieruch zu Wort kam, griff er die Aussage von Protschka auf. Mieruch war bis Anfang Oktober 2017 Abgeordneter der AfD, gehört aber mittlerweile der Blauen Partei von Frauke Petry an. Er machte deutlich, dass Protschka nicht der einzige Mann auf der Rednerliste sei: “Meine Cojones sind auch noch da.” Er habe dafür auch einen Beleg. “Das habe ich sogar bewiesen, indem ich ausgetreten bin”, so Mieruch. Im Gegensatz zu Protschka bekam er für seine Aussage immerhin etwas Applaus.

Im Video: Angst vor Verfassungsschutz: AfD verordnet Mitgliedern Maulkorb