Tokio: Chinesisches Aufklärungsflugzeug verletzt erstmals japanischen Luftraum
Ein chinesisches Aufklärungsflugzeug hat nach japanischen Angaben erstmals den Luftraum des Landes verletzt. Wie örtliche Medien berichteten, drang die Maschine vom Typ Y-9 am Montag um 11.29 Uhr Ortszeit (06.29 Uhr MESZ) für rund zweieinhalb Minuten in den Luftraum über den unbewohnten Danjo-Inseln in der südjapanischen Präfektur Nagasaki ein. Dem japanischen Verteidigungsministerium zufolge wurden daraufhin Kampfjets im Rahmen eines Notfalleinsatzes entsandt.
Das chinesische Flugzeug sei "gewarnt" worden, erklärte das Verteidigungsministerium weiter. Dem Sender NHK zufolge kamen dabei keine Waffen wie Leuchtraketen zum Einsatz. Das Ministerium verbreitete ein Foto, welches das eindringende Flugzeug zeigen soll.
Die japanische Vize-Außenministerin Masataka Okano bestellte am Montagabend (Ortszeit) laut ihrem Ministerium den geschäftsführenden Botschafter Chinas ein und drückte ihm gegenüber den "entschiedenen Protest" Japans wegen des Vorfalls aus. Zudem habe Okano Maßnahmen eingefordert, um eine "Wiederholung solcher Ereignisse" zu verhindern. In der Angelegenheit werde Tokio sich zudem direkt an die Regierung in Peking wenden. Chinesische Behörden äußerten sich bislang nicht zu dem Vorfall.
Als zweit- und drittgrößte Volkswirtschaften der Welt sind China und Japan wichtige Handelspartner und unterhalten seit mehr als 50 Jahren diplomatische Beziehungen. Diese sind allerdings angespannt, unter anderem wegen territorialer Streitigkeiten. Insbesondere rund um die nahe Taiwan gelegenen Senkaku-Inseln - die China als Diayou-Inseln bezeichnet und für sich beansprucht - kam es mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen japanischen und chinesischen Schiffen.
Die Danjo-Inseln, Schauplatz des aktuellen Vorfalls, liegen östlich der chinesischen Küste vor der japanischen Präfektur Nagasaki.
Japan ist unter anderem wegen der Spannungen mit China von seiner jahrzehntelangen pazifistischen Politik abgerückt und investiert in Abstimmung mit den verbündeten USA zunehmend in die eigene Fähigkeit zur militärischen Abschreckung. Im Juli schloss Japan zudem ein Abkommen mit den Philippinen, das unter anderem den Einsatz von Soldaten auf dem Gebiet des jeweils anderen Staats ermöglicht.
Die Philippinen sind ebenfalls in Gebietsstreitigkeiten mit China verwickelt: Peking beansprucht fast das gesamte Südchinesische Meer für sich - was zu regelmäßigen Auseinandersetzungen mit Manila führt.
se/ck