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Tote Flüchtlinge im Kühllaster: Mordprozess in Ungarn angelaufen

Knapp zwei Jahre nach dem Erstickungstod von 71 Flüchtlingen in einem Kühllaster hat in Ungarn der Prozess gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen begonnen. Vor dem Gericht in Kecskemet in Südungarn sind vier Männer – ein Afghane und drei Bulgaren – des Mordes angeklagt. Internationale Medien begleiteten den Prozessauftakt mit enormem Interesse. Der Lkw mit den Leichen der erstickten Menschen war im August 2015 bei der österreichischen Ortschaft Parndorf nahe der ungarischen Grenze gefunden worden. Der Fall löste weltweit große Erschütterung aus. Die eigentliche Verhandlung begann mit der Verlesung der Anklageschrift. Dem ging eine langwierige Diskussion voraus, die der Hauptangeklagte, der 31-jährige Afghane, vom Zaun gebrochen hatte. Er beschwerte sich mehrfach über die angeblich mangelnden Sprachkenntnisse der Gerichtsdolmetscherin, die für ihn ins Paschtu übersetzte. Die Dolmetscherin verwehrte sich gegen die Vorwürfe.Sieben weitere Bulgaren werden beschuldigt, zusammen mit den anderen vier Männern 1200 Migranten über Ungarn weiter Richtung Westen und Norden geschmuggelt zu haben. Einer von ihnen ist flüchtig, gegen ihn wird in Abwesenheit verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Afghanen und drei der Bulgaren außerdem vor, noch am Tag der Entdeckung des Todes-Lkws in Parndorf einen weiteren Kühllaster mit 67 Flüchtlingen nach Österreich geschickt zu haben. Die Opfer konnten sich im burgenländischen Gols aus dem zugesperrten Laderaum des abgestellten Lkws selbst befreien. Ihre mutmaßlichen Peiniger sind der lebensgefährlichen Körperverletzung angeklagt.