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Transgender: Wie funktioniert eigentlich eine Geschlechteranpassung?

Vom Mann zur Frau oder von Frau zu Mann – wer mit der falschen Geschlechter-Identität geboren wurde, möchte irgendwann aus dem ungeliebten Körper ausbrechen. Manche verändern nur ihr Aussehen, doch andere sind bereit, noch weiter zu gehen und entscheiden sich für eine operative Geschlechteranpassung. Was wird da genau gemacht?

Mann oder Frau? Transgender fühlen sich im eigenen Körper gefangen. (Symbolbild: Getty Images)
Mann oder Frau? Transgender fühlen sich im eigenen Körper gefangen. (Symbolbild: Getty Images)

Trans*-Menschen fühlen sich gefangen im eigenen Körper. Sie betrachten sich im Spiegel und sehen ein anderes Geschlecht. Wie viele Menschen transident oder transsexuell sind, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität sind 0,25 Prozent aller geborenen Kinder trans*.

Transgender: Kinder und Jugendliche

Das Gefühl, im falschen Körper zu sein, manifestiert sich manchmal schon im frühen Kindesalter. Etwa dann, wenn das Kind die typischen geschlechtsspezifischen Erwartungshaltungen der Eltern nicht erfüllt.

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Doch nur, weil ein Mädchen lieber mit Autos spielt und ein Junge rosafarbene Kleidung tragen will, muss das noch lange kein Indiz sein. Deshalb muss bei Kindern ein solcher Prozess auf längere Sicht durch Experten beobachtet werden, bevor die Eltern beispielsweise mit einer Namensänderung reagieren. Doch dürfen Kinder auch mit Hormonen behandelt werden, wie es bei Erwachsenen der Fall ist?

Das Problem bei transsexuellen Kindern ist, dass sie sich oft nicht sicher sind, zu welchem Geschlecht sie gehören. Manche wollen erst ein Junge sein und ein paar Jahre später wieder ein Mädchen. Deshalb empfehlen wissenschaftliche medizinische Fachgesellschaften erst dann weitere medizinische Maßnahmen, wenn das Kind sich für ein Geschlecht sicher entschieden hat. In den Leitlinien wird als Richtwert das 16. Lebensjahr angegeben, doch viele Eltern wünschen sich schon früher eine Gabe mit sogenannten Pubertätsblockern. Dadurch wird die Entwicklung der Geschlechtsorgane gehemmt, so dass sie im Erwachsenenalter weniger deutlich hervortreten. Ergänzt werden die Blocker dann mit weiteren Geschlechtshormonen.

Da die Richtlinien nicht bindend sind, liegt es im Ermessen des behandelnden Arztes und der Eltern, wann sie ihrem Nachwuchs einen solchen Hormoncocktail zumuten können. Bei einem schwerwiegenden Eingriff, wie einer geschlechtsanpassende Operation, sind sich die Ärzte aber einig: Transsexuelle Jugendliche müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Dann können sie selbst entscheiden, wie notwendig ein solcher Eingriff ist.

Transgender-OP: Psychisches Gutachten und Alltagstest

Egal, ob als Kind oder Erwachsener, die Erkenntnis trans* zu sein, ist oft eine enorme psychische Belastung. Deshalb ist der erste Schritt für eine operative Geschlechteranpassung zunächst eine umfassende Psychotherapie. Mindestens 1,5 Jahre lang sollte in den Sitzungen geklärt werden, ob die Person tatsächlich transsexuell ist oder ob eine psychische Erkrankung den anderen Geschlechterwunsch auslöst. Für die Betroffenen ist das nicht gerade ein vielversprechender Anfang, da sie sich eine offizielle Störung bescheinigen lassen müssen. Doch ohne eine ärztliche Expertenmeinung bezahlen die Krankenkassen nichts.

Ist die Diagnose “Transsexualität“ gestellt, müssen sich die Betroffenen einem sogenannten Alltagstest unterziehen. Wie verändert sich das soziale Umfeld? Wie reagieren Eltern, Freunde und Arbeitskollegen auf die Geschlechteranpassung? Beim Alltagstest schlüpfen Trans*-Menschen für mindestens ein Jahr dauerhaft in die gewünschte Geschlechterrolle – durch Kleidung, Frisur und Auftreten.

Entweder - oder: Beim sogenannten Alltagstest wird die gewünschte Geschlechterrolle dauerhaft für mindestens ein Jahr angenommen. (Symbolbild: Getty Images)
Entweder - oder: Beim sogenannten Alltagstest wird die gewünschte Geschlechterrolle dauerhaft für mindestens ein Jahr angenommen. (Symbolbild: Getty Images)

Transgender-OP: Hormontherapie und Geschlechterangleichung

War der Test erfolgreich, wird mit einer Hormontherapie durch Östrogene bzw. Testosteron begonnen. Entscheiden sich die Betroffenen für eine Operation, müssen sie sich auf eine lebenslange Gabe von künstlichen Hormonen einstellen. Die Geschlechtsanpassung sollte in einer Spezialklinik durchgeführt werden, da der Klinikaufenthalt bis zu sieben Wochen dauern kann.

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Die Mann-zu-Frau-OP ist die einfachere Variante. Aus Penis und Hoden wird in zwei Eingriffen eine sogenannte Neovagina geformt. Das Gegenstück ist die weitaus schwierigere Frau-zu-Mann-OP. Hierbei wird Haut, meist aus einem Oberarm, entnommen, um daraus einen Penis zu formen. In vielen Einzelschritten werden dann Gebärmutter und Eierstöcke vollständig entfernt sowie Silikon-Hodenprothesen eingesetzt.

Transgender-OP: Hohe Risiken

Eine operative Geschlechtsanpassung birgt enorme Risiken, sowohl durch Komplikationen als auch durch Folge- und Langzeitschäden. Längst nicht alle Transgender gehen den Weg der OP. Viele lehnen schlicht das traditionelle binäre Geschlechtersystem ab und finden ihre Identität “dazwischen“. Andere lernen, das falsche Geschlechtsorgan zu akzeptieren und finden das Selbstbewusstsein, mit Penis eine Frau oder auch ohne Hoden ein Mann zu sein.

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