"Wie ein trojanisches Pferd": IT-Experte warnt vor Risiken der Corona-App

Der Chef der Gesellschaft für Informatik kritisiert die hohen Erwartungen an eine Corona-App und warnt zugleich vor den Risiken. Die geplante App sei "wie ein trojanisches Pferd".

Die Corona-Warn-App sorgt schon seit der Ankündigung für kontroverse Debatten. Hannes Federrath, der Präsident der Gesellschaft für Informatik (GI), hat trotz aller Chancen einer App davor gewarnt, zu viel zu erwarten. Dies erklärte Federrath in einem Web-Talk der Gesellschaft. Es sei "Zauberei", was nun von Handys erwartet werde: "Wir sollten auch als Techniker ehrlich genug sein zu sagen, dass wir die Pandemie nicht eindämmen können." Er kritisierte dabei insbesondere die teilweise ungerechtfertigte Technikgläubigkeit von Journalisten, Informatikern und "leider auch unter so manchen Politikern". Zudem macht sich Federrath Sorgen um die Überwachbarkeit der Bevölkerung. Letztlich sei die App "wie ein trojanisches Pferd".

Federrath lobte Apple und Google dafür, sich für eine dezentrale Lösung eingesetzt zu haben. Er sei sehr froh darüber, zumal ein derartiges Projekt ohne die Zusammenarbeit von Apple und Google ohnehin "unnütz" sei. Die Geschwindigkeit der Tech-Riesen bei der Bereitstellung jedoch spreche eher dafür, dass Betriebssystem-Funktionen "längst drin" waren, es hätte lediglich noch etwas "Feintuning" gebraucht. Federrath nehme weder Google noch Apple ab, dass sie "Neuland" betreten haben. Federrath sprach die Hoffnung aus, dass man nach der Pandemie "das Zeug" wieder deaktivieren könne.

Die GI hatte die Bundesregierung zusammen mit vielen anderen Institutionen aufgefordert, das Konzept der zentralen Speicherung beim Tracing aufzugeben - letztlich war die Initiative erfolgreich. Apple und Google stellten in der vergangenen Woche die Schnittstellen für das Contact Tracing bereit - in Deutschland arbeiten die Telekom und SAP an der Implementierung per App.