Trotz Risiken: Die Pille wird zum Lifestyle-Produkt

Viele Mädchen in Deutschland wissen nicht über die Risiken der Pille Bescheid.

Sie werden immer jünger und immer leichtfertiger: Mädchen, die in Deutschland die Pille zu sich nehmen. Die jüngsten Konsumentinnen der Anti-Baby-Pille sind erst elf Jahre alt und wissen kaum oder gar nicht über die Risiken des Medikaments Bescheid. Im Alter von 19 Jahren greifen sogar 75 Prozent der jungen Frauen auf die Hormone zur Verhütung zurück. Dies belegt ein Report der Techniker Krankenkasse. Insgesamt konsumieren zwischen sechs und sieben Millionen Frauen hierzulande die Pille.

Was ist der Grund für den Boom des Verhütungsmittels? Gerd Glaeske, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Bremen, hat eine Erklärung parat. Er hält die Pille für ein "Lifestyle-Produkt". Die Werbung verspricht, dass das Produkt nicht nur vor Schwangerschaften schützt, sondern auch für klare Haut oder glänzende Haare sorgt. Dies motiviert vor allem junge Mädchen dazu, sich das Präparat verschreiben zu lassen. Die Nebenwirkungen werden dabei allerdings verschwiegen. Gerade die Pillen der dritten und vierten Generation können zu lebensbedrohlichen Thromboseerkrankungen führen, warnt Glaseke in der "Welt". Das Risiko ein Blutgerinnsel zu erhalten, steige auf das Siebenfache an.

Wer herausfinden möchte, ob er die gefährlichen Medikamente der dritten oder vierten Generation konsumiert, sollt einen Blick auf die Packungsbeilage werfen. Die Pille mit den Krankmachern enthalten Gestagene namens Desogestrel, Drospirenon, Dienogest oder Nomegestrol.

Gesundheitsexperte Gerd Glaseke prangert außerdem an, dass die Pharmaindustrie die Pille in den sozialen Netzwerken "zwischen Beauty- und Lifestyle-Tipps" anpreist. Die "allgemeinen Informationen" enthalten allerdings keine Hinweise über die Risiken der Pille für die jungen Anwenderinnen. In Deutschland ist Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel eigentlich nicht erlaubt.