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Trump-Talk bei „Maischberger”: Lafontaine wirft USA „Lügengerede” und „Kriegstreiberei” vor

Diskutierten am Mittwochabend über Trump (von links): Jürgen Hardt (CDU), Oskar Lafontaine (Linke), Sabrina Fritz (ARD), Sandra Maischberger (ARD), Antonia Rados (RTL) und Alan Posener (Welt) Foto: WDR/Max Kohr
Diskutierten am Mittwochabend über Trump (von links): Jürgen Hardt (CDU), Oskar Lafontaine (Linke), Sabrina Fritz (ARD), Sandra Maischberger (ARD), Antonia Rados (RTL) und Alan Posener (Welt) Foto: WDR/Max Kohr

Schon wieder Trump. Kaum ein Tag, an dem der US-Präsident nicht mit bizarren Bemerkungen auffällt. Der „Spiegel” hat den Mann im Weißen Haus seit seinem Amtsantritt mit Dutzenden dramatischen Titelgeschichten gewürdigt. Diese Woche schlagzeilt das Magazin: „Goodbye Europe.” Am Mittwochabend beschwor auch Sandra Maischberger den Weltuntergang.

Donald Trump gibt sich auch wenig Mühe, wenigstens den Anschein von Stil und Seriosität zu vermitteln. Seine Affäre mit einem Porno-Sternchen beherrscht seit Wochen die Schlagzeilen, er brüskiert die Europäer mit der einseitigen Kündigung des Iran-Abkommens, und erst gestern schwadronierte er über Migranten: „Das sind keine Menschen, das sind Tiere.”

Maischberger fragte: „Stürzt Trump die Welt ins Chaos?” Hintergrund war die Verlegung der US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem, die zu blutigen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten geführt hat.

Bei Maischberger diskutierten:

Alan Posener, Journalist der Tageszeitung „Die Welt”

Antonia Rados, RTL-Chefkorrespondentin, die seit 30 Jahren aus dem Nahen Osten berichtet

Jürgen Hardt, CDU-Außenexperte

Oskar Lafontaine, Ex-Parteichef der Linken

Sabrina Fritz, langjährige US-Korrespondentin der ARD

Gewohnt pointiert präsentierte sich Lafontaine. Auf seiner Facebookseite hatte er kürzlich gepostet: „Wenn der deutsche Außenminister einen A*** in der Hose hätte, würde er diesen undiplomatischen Lümmel einbestellen und ihm klarmachen, dass Deutschland keine US-Kolonie ist.“ Mit dem „Lümmel” war Richard Grenell gemeint. Der US-Botschafter in Deutschland hatte die deutschen Unternehmen aufgefordert, ihre Geschäfte mit dem Iran sofort zu beenden.

War mal wieder in Hochform: Ex-Linken-Chef Lafontaine. Foto: Screenshot ARD
War mal wieder in Hochform: Ex-Linken-Chef Lafontaine. Foto: Screenshot ARD

Bei Maischberger legte Lafontaine nach: „Die USA haben den Anspruch die Welt zu beherrschen.” Das Gerede von Frieden sei „Lügengerede”, sämtliche Kriege drehten sich nur um die Öl- und Gasvorräte der Welt, die Amerikaner wollten nur ihre wirtschaftlichen Interessen durchsetzen. „Es kann doch nicht sein, dass wir ständig nach deren Pfeife tanzen”, schimpfte Lafontaine.

“Welt”-Journalist: “Lafontaine wäre auch bei der AfD willkommen”

Der „Welt”-Journalist Posener entgegnete: „Mit dieser These wären Sie bei der AfD willkommen.” Das ist argumentativ etwas unterkomplex – schließlich vertrat Lafontaine seine Ansichten schon lange vor Gründung der AfD. Und nur weil auch Teile der AfD die US-Politik kritisieren, muss Lafontaine nicht automatisch falsch liegen. Kurioserweise ähnelten sich Lafontaine und Posener in ihrer Einteilung der Welt in gut und böse. Was für den Linken die Amis, sind für den Konservativen die Mullas. Posener behauptete: „Das Problem ist nicht das Öl, sondern die Atombombe des Iran.”

Schön, dass RTL-Reporterin Rados der simplen schwarz-weiß-Rhetorik der Alpha-Männchen eine differenzierte Perspektive entgegensetzte. Sie sagte: „Es gibt nicht einen Iran, es gibt sehr viele verschiedene Irans, einen bürgerlichen Iran und es gibt einen Iran der jungen Frauen, die gegen das Kopftuch sind.“ Rados kritisierte: „Trump sind 80 tote Palästinenser egal.” Er schaue nur auf das Verhältnis zu Israel, weil er sich nach Verhandlungen mit “starken Männern” sehne, in diesem Fall Präsident Netanjahu.

CDU-Mann Hardt bewegte sich zeitweise überraschend nah an Lafontaines Thesen. Auch er forderte, dass die Europäer ihre eigenen Interessen stärker vertreten wollten. Der frühere Koordinator für die transatlantischen Beziehungen sagte: „Trump macht keine Politik für den Nahen Osten, sondern für die Küchentische im Mittleren Westen” – eine Anspielung auf die ländlichen Regionen der USA, in denen viele Trump-Anhänger leben.

ARD-Journalistin Fritz sagte während der Sendung nicht viel. Trump sei „erstaunlich erfolgreich.” Der US-Präsident ziehe konsequent durch, was US-Unternehmen nützt. Keine wirklich neue Erkenntnis.

Irgendwann dreht sich das Gespräch dann um Russland. Lafontaine lobte Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, immerhin so eine Art Erzfeind für den Saarländer. Schröder bemühe sich um ein gutes Verhältnis zu Russland, so Lafontaine. Maischberger zitierte eine Umfrage, nach der die Mehrheit der Deutschen mehr Angst vor Trump hat als vor Putin.“ Lafontaine dazu: „Na gut, wir sind halt nicht so blöd.“

Am Ende gelang Alan Posener der beste Satz des Abends: “Trump hat die Welt nicht ins Chaos gestürzt. Die Welt war im Chaos.”

Fazit: Unterhaltungswert: Mittelprächtig. Erkenntnisgewinn: Unterdurchschnittlich.