Trump triumphiert: Warum der US-Wahlkampf jetzt sehr schmutzig wird

Donald Trump wird Spitzenkandidat der Republikanischen Partei. Das ist die erste Überraschung. Eine zweite könnte im Duell mit Hillary Clinton folgen.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Als „The Donald“ im vergangenen Sommer seinen Einstieg in die Politik verkündete, da fuhr er auf einer goldfarbenen Rolltreppe in seinem Trump-Tower herunter – und die Leute lachten. Mit ihm bewarb sich die wohl aussichtsreichste Generation von professionellen Republikanern um das Amt des Spitzenkandidaten für den US-Präsidenten, welche die Partei seit langem aufzubieten hatte. Und ausgerechnet ER wird es.

Donald Trump. Milliardär, Egomane, intellektuelles Leichtgewicht und ganz groß in Wutausbrüchen und andere kleinmachen. Er zeigte es allen.

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Trumps Erfolg ist die aufgegangene Saat der eigenen Partei, die ihn hasst. Seit Jahren haben die Republikaner gegen „die Politiker“ gehetzt, aus der Hauptstadt Washington D.C. einen Sündenpfuhl skizziert, gegen die Demokratische Partei nur gezürnt – und das mit Mitteln, die sich nicht darum scherten, ob sie noch anständig oder wahrheitsgemäß waren. Die Saat des Hasses ging auf.

Denn Trump, der Außenseiter, konnte sich am besten von allen republikanischen Kandidaten als „Nicht-Politiker“ stilisieren. Die „Grand Old Party“ hatte wohl vergessen, dass sie selbstverständlich Teil des so genannten Establishments ist. Es ist ein bisschen so wie der Etikettenschwindel bei Alexander Gauland. Der einflussreiche AfD-Politiker schimpft auch gern gegen eine Politiker-Kaste – und will vergessen machen, dass er jahrelang selbst Parteisoldat jenes Apparats war: Für die CDU als Redenschreiber, als Referent und selbst als Leiter einer Staatskanzlei zuständig fürs Grobe. Aber so ist das mit Populisten. Sie bewerfen Andere inbrünstig mit Dreck, damit man die Flecken auf ihren eigenen Westen nicht sieht.

Wer erobert die Herzen?

Trump hat damit einen wichtigen Etappenerfolg errungen. Seine Botschaft besteht zwar nur aus Platitüden. Aber neben den schlechten Gefühlen mobilisiert er auch Mut und Hoffnung bei den Amerikanern. Sein Mantra besteht aus dem, was Barack Obama für die Demokraten mit „Yes, we can!“ erfolgreich umsetzte; Amerika als dynamisches Einwandererland liebt Optimismus und Tatendrang. Beides verkörpert Trump, indem er zielgerichtet den Bauch der Wähler anspricht.

Nun wird es schmutzig. Hillary Clinton wird aller Wahrscheinlichkeit nach für die Demokraten ins Rennen gehen und sich mit Trump duellieren. Klar, sie ist die Kandidatin mit mehr Grips, mehr politischer Erfahrung, einem solideren Wertesystem – ein Computerprogramm würde Clinton auswählen. Doch im Wahlkampf wird es darum gehen, die Herzen zu erobern.

Trump wird Clinton mit Schmutz bewerfen, das macht er immer und mit jedem. Das kann verfangen, denn Clinton steht für den „Apparat“. Sie wird die Ärmel hochziehen und zurückschlagen müssen.

Sie bleibt die Favoritin, ganz einfach weil Trump ein UNMÖGLICHER Kandidat ist. Aber das unmögliche gelang ihm schon einmal. Und inhaltlich liegen beide gar nicht so weit auseinander. Clinton ist keine linke Demokratin, und Trump ist, naja, eben Trump. Aber, wenn er gut drauf ist, großzügig und liberal, jedenfalls nicht so ideologisch verbohrt wie ein klassischer Konservativer.

Und eine gute Nachricht hat der heutige Tag schon aufzubieten: Mit Ted Cruz hat sich der noch schlimmere Kandidat der Republikaner verabschiedet. Der würde als erzreaktionärer Fundamentalist das Land umpflügen. Das ist ein kurzes Aufatmen wert.

Bilder: dpa

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