Trumps Ex-Botschafter in Russland - Putin-Angst der Amerikaner ist völlig übertrieben
Ex-US-Botschafter John J. Sullivan kritisiert das zögerliche Verhalten der USA bei Waffenlieferungen an die Ukraine in der Vergangenheit und fordert eine entschlossenere Strategie gegen russische Aggressionen.
Der ehemalige US-Botschafter in Russland, John J. Sullivan, äußerte sich in einem Interview mit „Newsweek“ zum zögerlichen Verhalten der USA bezüglich Waffenlieferungen an die Ukraine. Sullivan, der von 2019 bis 2022 unter den Präsidenten Trump und Biden in Moskau diente, schrieb in seinem neuen Buch „Midnight in Moscow“ über die hektische Diplomatie der USA vor und nach Putins Invasion im Februar 2022.
Haben die USA Putins „Rote Linien“ überschätzt?
Sullivan glaubt, dass die Vereinigten Staaten zu lange gezögert haben, die notwendigen Waffen an die Ukraine zu liefern, aus Angst, Putins sogenannte „roten Linien“ zu überschreiten. Laut ihm wurde das Risiko einer Eskalation seitens Russland überbewertet. „Es war ein Fehler seitens der USA, nicht das zu liefern, was die Ukrainer für ihren Widerstandskampf gebraucht haben“, sagte Sullivan „Newsweek“.
Die lang verzögerte Lieferung von F-16 Kampfjets, die zuletzt von Präsident Biden genehmigt wurde, war eine „rote Linie“ Putins. Trotzdem hat Russland bisher keine ernsthafte Gegenreaktion gezeigt, selbst nicht nach dem ukrainischen Vorstoß in die russische Region Kursk.
Übertriebene Bedenken zu Putins Reaktion
Sullivan führte aus, dass westliche Kommentatoren und Offizielle oft behaupten, dass Nato-Waffenlieferungen an Kiew Putins „rote Linie“ überschreiten und eine Eskalation erzwingen könnten. Diese Bedenken seien jedoch unbegründet, wie sich in der Praxis gezeigt habe. „Die Tatsache, dass die Ukrainer mit westlichen Waffensystemen die russische Marine aus der Krim vertreiben konnten, ohne eine katastrophale Reaktion der Russen auszulösen, zeigt, dass wir die Bedrohung durch Putin überbewertet haben“, so Sullivan gegenüber „Newsweek“.
Auch wenn er die Bedenken hinsichtlich Putins nuklearer Drohungen nachvollziehen kann, argumentiert er, dass diese in der Praxis weniger Gewicht haben sollten: „Er will keinen Atomkrieg mit den USA – niemand bei klarem Verstand würde das wollen und er ist nicht wahnsinnig.“
Strategie zur Eindämmung russischer Aggression
In einem Gespräch mit „NPR“ betonte Sullivan die Notwendigkeit einer neuen Strategie zur Eindämmung russischer Aggression. „Wir müssen nicht nur eine Strategie für den Krieg in der Ukraine haben, sondern für die gesamte russische Aggression“, betonte er. „Das Ignorieren großer Kriege in Europa hat im 20. Jahrhundert zweimal katastrophal versagt. Russische Aggression zu stoppen, ist vital für die Verteidigung der freien Welt.“