Wie Nagelsmann Überflieger Nelson auf dem Boden hält

Reiss Nelson ist der Shootingstar bei der TSG Hoffenheim

Der Jungspund ist so heiß auf den dringend benötigten Premierensieg, dass er sogar den alten Hasen die Richtung vorgibt.

"Das ist ein großes Spiel für uns. Wir müssen das Ding gewinnen, das ist uns allen klar", sagte Senkrechtstarter Reiss Nelson vor dem richtungsweisenden Spiel der TSG Hoffenheim am Dienstag in der Champions League gegen Olympique Lyon (Champions League: TSG Hoffenheim - Olympique Lyon, ab 21 Uhr im LIVETICKER, alle Infos auch im Fantalk ab 18.45 Uhr LIVE im TV auf SPORT1).

"Jeder von uns wird bereit sein. Wir gehen mit breiter Brust rein, wir haben genug Selbstvertrauen", sagte der 18-Jährige.

Das ist auch nötig. Der Bundesligist hat nach zwei Spieltagen der Gruppe F erst einen Punkt auf dem Konto und liegt damit auf dem letzten Platz. Gegen den Spitzenreiter aus Frankreich (vier Zähler), bei dem Weltmeister Nabil Fekir (Knöchelverletzung) fehlt, muss der erste Dreier in der Königsklasse her. (SERVICE: Champions-League-Tabelle)

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Sollte dies gegen den Tabellenfünften der Ligue 1 nicht gelingen, rückt der angestrebte Achtelfinal-Einzug bereits in weite Ferne.

Hoffenheim mit breiter Brust gegen Lyon

Das weiß natürlich auch Trainer Julian Nagelsmann. "Ein Sieg wäre bedeutend, dann würden wir mit Lyon gleichziehen. Dann ist die Chance deutlich höher, weiterzukommen. Wenn wir verlieren, wird es deutlich schwieriger", sagte der Coach: "Aber ein Sieg ist realistisch, wir sind gut drauf. Ich habe ein sehr gutes Gefühl."

Angesichts dieser Vorzeichen war der Erfolg bei der Generalprobe in der Liga am Samstag beim 1. FC Nürnberg (3:1) umso wichtiger. Dessen ist sich auch Trainer Julian Nagelsmann bewusst. "Siege sind natürlich immer bedeutend", sagte der Coach, dessen Team zuvor drei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge zu verkraften hatte: "Vielleicht war der Sieg aber tatsächlich noch ein bisschen bedeutender."

Der Erfolg in Franken nach einem Rückstand zur Pause beseitigte die Zweifel bei den Profis, die als Folge der drei unglücklichen Pleiten aufgekommen waren. "Jede Mannschaft braucht Erfolgserlebnisse, der Sieg in Nürnberg war deshalb sehr wichtig vor dem Lyon-Spiel. So können wir mit einem guten Gefühl reingehen", äußerte Adam Szalai.

Der Ungar erzielte in Nürnberg zwar den Treffer zum Endstand, die Schlagzeilen gehörten aber Doppelpacker Nelson. Für den 18 Jahre alten Engländer, den die TSG für eine halbe Million Euro vom FC Arsenal ausgeliehen hat, stehen nach vier Bundesligaspielen vier Tore zu Buche. (Spielplan Champions League)

Nagelsmann versucht Hype um Nelson einzudämmen

Nagelsmann baut darauf, dass sein Jungstar gegen Lyon an die Leistungen aus der Liga anknüpft: "Seine Torquote ist gemessen an seiner Einsatzzeit sehr gut. Die Quote darf er gerne bestätigen", sagte der 31-Jährige, der gegen Lyon auf die Langzeitverletzten Benjamin Hübner, Dennis Geiger und Nadiem Amiri verzichten muss.

"Reiss hat großes Entwicklungspotenzial und ist ein großartiger Eins-gegen-eins-Spieler mit viel Zug zum gegnerischen Tor - deshalb haben wir ihn ja auch ausgeliehen."

Hoffenheims Coach versucht aber, den aufkommenden Hype um den Engländer gleich einzudämmen. "Wir müssen aufpassen. Nelson hat vier Tore geschossen, darunter auch zwei bedeutende gegen Nürnberg, aber er hat auch schlechte Spiele gemacht."

Southgate hat Nelson auf dem Zettel

Es sei bei jungen Spielern wie bei Musikern. "Ein Lied kann einem über ein paar Wochen das Abendbrot auf den Tisch bringen", verglich Nagelsmann. "Aber es geht nicht darum, ein One-Hit-Wonder zu sein, sondern gute Leistung stabil über lange Zeit, am besten über 15 Jahre, hinzukriegen." Profis wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi oder Arjen Robben taugten auch in dieser Hinsicht zum Vorbild. "Sie bringen über Jahre oder sogar Jahrzehnte Topleistungen."

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Schon jetzt hat sich Nelson auf den Radar von Englands Nationaltrainer Gareth Southgate gezaubert. Wie die englische Zeitung Daily Mirror berichtet, bat der Coach seine Scouts, den Nachwuchsspieler von Hoffenheim regelmäßig zu beobachten.

Zuvor hatte Southgate bereits Jadon Sancho, dem 18-jährigen Shootingstar von Borussia Dortmund, zum Debüt für die Three Lions verholfen. "Gareth hat klar gezeigt, dass der Weg frei ist. Wenn du also jung und gut bist, gibt er dir eine Chance", sagte Nelson selbst.

Er ist sich sicher, dass er noch lange nicht an seiner Leistungsgrenze angekommen ist. Seine Ansage hörte sich fast nach einer Drohung in Richtung Lyon an.

"Ich bin in einer sehr guten Phase, es läuft einfach im Moment - hoffentlich auch am Dienstag", sagte der Angreifer: "Aber der beste Reiss, der kommt erst noch!"