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Türkischer Angriff auf Kurden: Trump begründet US-Abzug mit dem Zweiten Weltkrieg

Donald Trump beantwortet im Weißen Haus Fragen von Reportern (Bild: Win McNamee/Getty Images)
Donald Trump beantwortet im Weißen Haus Fragen von Reportern (Bild: Win McNamee/Getty Images)

Die türkische Militäroffensive gegen die Kurdenmilizen in Nordsyrien stößt international auf scharfe Kritik. Die EU-Staaten forderten die Türkei am Mittwochabend in einer gemeinsamen Erklärung zum Abbruch der Operation auf. US-Präsident Donald Trump teilte mit: “Die Vereinigten Staaten befürworten diesen Angriff nicht und haben der Türkei deutlich gemacht, dass diese Operation eine schlechte Idee ist.” Kurz nach Beginn der türkischen Offensive war bereits von mehreren Toten im syrischen Grenzgebiet die Rede, darunter angeblich mehrere Zivilisten.

Trump hatte dem am Mittwoch erfolgten türkischen Einmarsch mit dem Rückzug von US-Truppen aus dem syrischen Grenzgebiet zur Türkei den Weg geebnet. Kritiker werfen ihm vor, die Kurdenmilizen in Nordsyrien im Stich gelassen zu haben. Sie waren der engste Verbündete der US-Streitkräfte im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). In mehreren deutschen Städten - etwa in Hamburg, Frankfurt und Duisburg - kam es zu empörten Protesten prokurdischer Demonstranten, die der Türkei einen “völkerrechtswidrigen Angriffskrieg” vorwarfen und das sofortige Ende aller Waffenlieferungen an Ankara forderten.

Der US-Präsident drohte dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan mit ökonomischen Konsequenzen, sollte dieser in Syrien nicht “so human wie möglich” vorgehen. Auf die Frage eines Reporters, ob er besorgt sei, dass Erdogan die Kurden “auslöschen” könnte, antwortete Trump: “Wenn das passiert, werde ich seine Wirtschaft auslöschen.”

Keine Kurden in der Normandie

Der Republikaner rechtfertigte den Rückzug der US-Truppen erneut: Er habe immer deutlich gemacht, “dass ich diese endlosen, sinnlosen Kriege nicht kämpfen will - besonders jene, die den Vereinigten Staaten nicht nützen”. Außerdem verteidigte er sich gegen den Vorwurf, die Kurden im Stich gelassen zu haben. Diese hätten ohnehin nur aus Eigeninteresse gegen den IS gekämpft und ein eigenes Territorium für sich gewollt. “Sie haben uns nicht im Zweiten Weltkrieg geholfen, sie haben uns nicht mit der Normandie geholfen.”

Auf Twitter wiesen daraufhin Forscher und geschichtsinteressierte User darauf hin, dass tatsächlich zahlreiche Kurden im Weltkrieg auf alliierter Seite gekämpft hatten. Viele dienten in von Großbritannien ausgehobenen Einheiten aus dem Irak, die später auf dem Balkan und in Italien eingesetzt wurden. Und auch in der roten Armee kämpften Kurden.

Wegen der Offensive wollen Senatoren im US-Kongress Erdogan persönlich mit Sanktionen belegen. Das geht aus dem Entwurf für eine parteiübergreifende Resolution von Lindsey Graham (Republikaner) und Chris Van Hollen (Demokraten) hervor, den die beiden Senatoren am Mittwoch (Ortszeit) auf Twitter veröffentlichten. Der Entwurf sieht vor, dass etwaiger Besitz Erdogans, des türkischen Vizepräsidenten und von fünf Ministern in den USA eingefroren würde. Außerdem würden Visabestimmungen für die politische Führung des Landes verschärft.

Zivilisten fliehen vor den türkischen Bombenangriff (Bild: Delil Souleiman/AFP)
Zivilisten fliehen vor den türkischen Bombenangriff (Bild: Delil Souleiman/AFP)

In den ersten Stunden der türkischen Angriffe, die am Mittwoch um 16 Uhr Ortszeit begannen, seien mindestens 15 Menschen getötet worden, sagten Aktivisten. Unter den acht zivilen Opfern seien auch zwei Kinder, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Bei den anderen Toten handele es sich um Kämpfer der von der syrischen Kurdenmiliz YPG angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Die Beobachtungsstelle berichtete zudem von mehr als 40 Verletzten, darunter 13 Zivilisten.