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Was tust du, wenn die Welt untergeht?

Heute Abend ist die Free TV-Premiere der sehenswerten Sky-Serie bei ZDFneo: Christiane Paul, Mark Waschke, Devid Striesow, Fabian Hinrichs und Nora von Waldstätten haben allesamt nur noch wenige Tage zu leben. Was tut man mit der (End)zeit?

Ein 60 Kilometer großer Meteorit rast auf die Erde zu. In acht Tagen ist zumindest in Europa alles vorbei. Längst sind die Grenzen dicht. Wenige Privilegierte hoffen noch auf eine Ausreise nach Amerika oder versuchen, einen der wenigen Bunkerplätze zu ergattern. Die Sky Mini-Serie "8 Tage" schickte seinen deutschen Star-Cast Anfang 2019 nicht nur in ein beklemmendes Gedanken-Experiment, sie überzeugte auch mit starken Bildern. Von den etwas holprigen Action-Sequenzen in Folge eins, die eine aus Christiane Paul, Mark Waschke und zwei Kindern bestehende Familie auf der Flucht gen Osten zeigt, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Was anfangs wie Roland Emmerichs Hollywood für Arme wirkt, entwickelt über acht Folgen einen durchaus veritablen Endzeit-Sog. Nun gibt es den Achtteiler als deutsche Free TV-Premiere bei ZDFneo (Freitag, 10.07., 22.40 Uhr, Folgen 1-4, und Samstag, 11.10., ab 22.35 Uhr, Folgen 5-8, oder auf Abruf in der Mediathek).

Als im Juni 2017 die Dreharbeiten zur deutschen Sky-Serie "8 Tage" begannen, wusste man aufgrund des umrissenen Plots noch nicht so recht, auf was man einstellen können würde: europäisch-philosophische Arthouse-Endzeit à la Lars von Triers "Melancholia" oder doch eher Hollywood-Action im Pantoffelkino-Format. Die Antwort lautet: eine gelungene Mischung, irgendetwas dazwischen. Das von Christiane Paul und Mark Waschke gespielte Akademiker-Ehepaar will sich mit seinen beiden Kindern gen Osten durchschlagen. Schaffen sie es mithilfe von Schleppern über die streng bewachten Grenzen? Ein Mitarbeiter des kollabierenden Berliner Regierungsapparats (Fabian Hinrichs) und seine hochschwangere Freundin (Nora von Waldstätten) hoffen auf einen der letzten Flieger gen USA. Ein Baustoffunternehmer (Devid Striesow) glaubt, dass sein akribisch geplanter Bunker das eigene Leben und jenes seiner halbwüchsigen Tochter retten wird. Während ein Polizist (Murathan Murslu) versucht, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, will ein alter Mann (Henry Hübchen) vor dem Untergang noch den verpassten Lebenstraum nachholen.

Weltuntergang vor der Haustür

Das Leben aller "8 Tage"-Protagonisten ist durch verwandtschaftliche oder andere Beziehungen miteinander verknüpft. Mit jeder Folge der Serie steigert sich die Spannung. Nicht nur, weil der Komet am Himmel immernäher kommt. Auch das Beziehungsgeflecht der Protagonisten wird zunehmend komplex, während Handlungen und Motive der Todgeweihten keineswegs vorhersehbar abgespult werden, so wie es das Lehrbuch des klassischen Katastrophenfilms gerne einmal vorsieht. "8 Tage" ist durchaus eine moderne Serie zwischen Endzeit-Psychologie, dunklen Untergangsbildern und erfreulicher Anpack-Action.

"Das Konzept der Serie ist klar und unverkopft", sagt Showrunner Rafael Parente von der jungen Münchener Produktionsfirma Neue Super ("Hindafing"). "Es bietet gleichzeitig viel Raum für emotionale Konflikte, packende Handlung sowie einen gesellschaftspolitischen Diskurs. Es geht um das Ausbrechen des Individuums aus einer gesellschaftlichen Struktur, um die Neuordnung der Gemeinschaft und der Familie als ihr kleinstes Fragment, und wurde so noch nie als TV-Serie realisiert."

Dass "8 Tage" aus Deutschland kommt und in und um Berlin herum spielt, verleiht der Serie eine besonders beklemmende Atmosphäre: Der Weltuntergang findet auch hier statt, nicht nur in Amerika! Früher trauten sich nur RTL-Eventfilme an Plots wie diesen heran. Sie waren qualitativ aber so albern, dass sich wohl nur jene Zuschauer vor dem Ende gefürchtet hätten, die ohnehin um 20.15 Uhr im Bett sein mussten.