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TV-Doku zeigt: So leicht kommt man an einen gefälschten Impfpass

Gefälschte Impfpässe werden zu Tausenden über das Internet vertrieben. (Bild: Andreas Rentz/Getty Images)
Gefälschte Impfpässe werden zu Tausenden über das Internet vertrieben. (Bild: Andreas Rentz/Getty Images)

Für eine Dokumentation hat sich ein MDR-Reporter einen gefälschten Impfpass besorgt - ganz einfach über Telegram. Der Täter: ein Anhänger von Naturheilverfahren.

Ohne Nachweis einer Impfung oder eine Genesung geht in weiten Teilen Deutschlands derzeit gar nichts mehr. Denn in Fitnessstudios, der Gastronomie oder in Kinos gilt meist die 2G-Regel. Wer also nicht gegen das Coronavirus geimpft ist oder keine Covid-Erkrankung durchgestanden hat, bleibt draußen. Immer mehr Menschen wählen allerdings offenbar einen illegalen Weg, um die 2G-Regel zu umgehen: Sie besorgen sich im Internet einen gefälschten Impfpass. Wie einfach das bisweilen ist, zeigt die Dokumentation "Gefälschten Impfpass kaufen - Der Onlinehandel brummt" aus der MDR-Reihe "exactly".

Die Reporter Marc Zimmer und Anton Zirk haben sich für ihren investigativen Film einen gefälschten Impfpass auf Telegram besorgt. Dutzende Gruppen mit teils mehr als Hunderttausend Mitgliedern bieten dort die Nachweise an, Kostenpunkt: 150 bis 350 Euro, es gibt augenscheinlich sogar Mengenrabatt für die Abnahme mehrerer gefälschter Impfpässe. Bezahlt wird meist in einer Kryptowährung wie Bitcoin.

MDR-Reporter Zimmer bestellt seinen gefälschten Impfpass für 150 Euro bei einem Mann, der sich Steven nennt. "Hi, suchst du noch einen Impfpass? Wenn ja, wie viele brauchst du?", fragt Steven bei Telegram. Gegen eine Anzahlung von nur 20 Euro schickt er dem Reporter die Fälschung zu, die wenige Tage später in dessen Briefkasten landet.

Mit dieser Fälschung erhält Reporter Marc Zimmer mehrmals Zutritt zu einer Bar. (Bild: MDR)
Mit dieser Fälschung erhält Reporter Marc Zimmer mehrmals Zutritt zu einer Bar. (Bild: MDR)

"Label selbst drucken, Stempel selbst setzen, Unterschriften ergänzen"

So eine Fälschung sei ganz einfach herzustellen, sagt in dem Film ein pharmazeutisch-technischer Assistent, der in seiner Apotheke Impfpässe kontrolliert und digitale Impfnachweise ausstellt: "Label selbst drucken, Stempel selbst setzen, Unterschriften ergänzen." Und die gelben WHO-Impfhefte könne man sowieso überall ganz normal erwerben. Impfpässe, sagt der PTA, seien "nicht sehr sicher", das ganze System "nicht sehr ausgeklügelt". Ähnlich sieht das der Bundesverband deutscher Apothekerverbände, der "einen digitalen Impfpass oder eine zentrale Impfdatenbank statt des gelben WHO-Büchleins" fordert.

Mit seinem gefälschten Impfpass geht Reporter Marc Zimmer in drei verschiedene Bars. Dreimal wird sein Nachweis kontrolliert - und dreimal akzeptiert. "Wir haben auch meistens einfach nicht die Zeit, uns bei jedem Gast die zehn Minuten extra zu nehmen, um das mal zu checken", sagt einer der Kellner.

"Meine ganze Familie ist Richtung Naturheilverfahren"

Derzeit wird in mindestens 2.000 Fällen wegen gefälschter Impfpässe ermittelt. Nach einer Verschärfung durch die Bundesregierung drohen den Fälschern bis zu fünf Jahre Haft, rückwirkend gilt das allerdings nicht. Zuvor war umstritten, ob Fälschungen überhaupt strafbar sind. So sprach das Landgericht Osnabrück laut MDR-Dokumentation im Oktober von einer "Strafbarkeitslücke". Anders sieht das die Generalstaatsanwaltschaft Dresden, deren Sprecher in dem Beitrag klarstellt: "Die Generalstaatsanwaltschaft geht hier davon aus, dass diese Verhaltensweisen ebenfalls strafbar sind."

Steven, der Fälscher des Impfpasses von Reporter Marc Zimmer, heißt eigentlich anders. Unter der Zusicherung, anonym zu bleiben, lässt er sich auf ein Treffen mit dem Journalisten ein. Steven ist Anfang 20 und hat bislang etwa 40 Impfpässe gefälscht, wie er zugibt. Die Etiketten, die er in die Pässe klebe, erhalte er von einem Kumpel - "die sind echt".

Ein schlechtes Gewissen - schließlich gefährden Menschen, die gefälschte Pässe nutzen, ihre Mitbürger - habe er nicht, sagt Steven. "Meine ganze Familie ist Richtung Naturheilverfahren, die lassen sich gegen gar nichts impfen", so der junge Mann. Immerhin: Mit dem Fälschen wolle er nun, da die Taten mit langen Haftstrafen geahndet werden können, aufhören.

Die Dokumentation "Gefälschten Impfpass kaufen - Der Onlinehandel brummt" ist in der ARD-Mediathek abrufbar.