Starker Auftritt - US-Wahlkampf: Damit punktete Harris im Duell gegen Trump

In der Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris punktete Harris bei Wirtschafts- und Sozialthemen, während Trump vor allem beim Thema Migration Akzente setzte.<span class="copyright">AFP via Getty Images / SAUL LOEB</span>
In der Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris punktete Harris bei Wirtschafts- und Sozialthemen, während Trump vor allem beim Thema Migration Akzente setzte.AFP via Getty Images / SAUL LOEB

In der Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris punktete Harris bei Wirtschafts- und Sozialthemen, während Trump vor allem beim Thema Migration Akzente setzte. Beim emotionalen Thema Abtreibung sprach Harris empathisch Frauen an. Harris legte insgesamt einen starken Auftritt hin.

Die Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris war ein mit Spannung erwartetes Aufeinandertreffen, das den politischen Diskurs in den USA weiter prägen wird. Beide Kandidaten versuchten, ihre jeweiligen Stärken ins Rampenlicht zu rücken.

Ein starker Auftakt für Harris

Kamala Harris eröffnete die Debatte selbstbewusst, indem sie sich als „middle-class kid“ vorstellte und damit eine starke Verbindung zur amerikanischen Mittelklasse herstellte. Sie wirkte zunächst fitter und dynamischer als ihr Gegner. Ihre Körpersprache und häufige Gestik ließen sie jedoch in manchen Momenten etwas nervös erscheinen, während Trump langsam in die Debatte fand und zunehmend an Präsenz gewann. Besonders auffällig war, dass Harris zu Beginn mehr Energie und Struktur zeigte, während Trump anfangs zögerlicher wirkte, dann aber zunehmend mit gewohnt scharfen Angriffen aufholte.

Wirtschaft: Harris punktet mit Kompetenz

Im ersten Thema, der Wirtschaft, konnte Harris ihre Kompetenz eindrucksvoll unter Beweis stellen. Sie sprach von konkreten Maßnahmen, um der amerikanischen Mittelschicht wirtschaftliche Chancen zu bieten und die wirtschaftliche Spaltung zu bekämpfen. Trump hingegen setzte auf bekannte populistische Parolen. Er erklärte, er wolle hohe Zölle auf Importe aus China erheben, um Arbeitsplätze in die USA zurückzuholen und die Einnahmen zu steigern. Harris konterte geschickt, dass diese Zölle die Verbraucher letztlich selbst tragen würden und eine solche Politik den wirtschaftlichen Druck auf die Mittelschicht nur weiter erhöhen würde.

Trump versuchte, die hohe Inflation ins Zentrum zu rücken und wiederholt zu betonen, dass es unter seiner Präsidentschaft keine derartigen wirtschaftlichen Probleme gegeben habe. Doch es fehlte ihm an konkreten Vorschlägen, wie er die aktuellen Herausforderungen bewältigen wolle, was ihm im Gegensatz zu Harris weniger Glaubwürdigkeit verlieh.

Abtreibung: Emotionen und Polarisierung

Das Thema Abtreibung entwickelte sich zu einem der emotionalsten Momente der Debatte. Kamala Harris sprach eindringlich von den persönlichen Schicksalen amerikanischer Frauen und deren Familien, die durch die jüngsten Gesetzesänderungen in vielen Bundesstaaten nun keinen Zugang mehr zu lebensnotwendigen medizinischen Behandlungen hätten. Sie kritisierte Trump scharf und sagte, er solle nicht über den Körper von Frauen bestimmen dürfen.

Trump versuchte, Harris als radikal darzustellen und betonte, sie würde sich nicht gegen späte Abtreibungen aussprechen. Harris konterte, dass in zwanzig Bundesstaaten die restriktivsten Abtreibungsgesetze der US-Geschichte gelten. Trump verteidigte sich, indem er erklärte, kein radikaler Abtreibungsgegner zu sein und Ausnahmen akzeptieren zu wollen. Gleichzeitig lobte er das Urteil des konservativen Supreme Court, der im Juni 2022 das liberale Abtreibungsrecht kippte, als „großen Durchbruch“. Doch Harris schaffte es in dieser emotionalen Auseinandersetzung, den empathischen Bezug zu den betroffenen Frauen besser herzustellen.

Ukraine-Krieg: Moralische Pflicht versus Trump’s Behauptung

Beim Thema Ukraine versuchte Harris, die moralische Verantwortung der USA und ihrer Verbündeten zu betonen, der Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Aggression beizustehen. Trump entgegnete, dieser Krieg wäre unter seiner Präsidentschaft nie ausgebrochen und stellte seine außenpolitische Kompetenz in den Vordergrund. Harris blieb jedoch hartnäckig und argumentierte, dass die Unterstützung der Ukraine nicht nur ein geopolitisches, sondern auch ein moralisches Gebot sei. Während Trump in diesem Punkt seine Anhänger mobilisieren konnte, fehlte ihm eine klare Strategie für den weiteren Umgang mit Russland und dem Konflikt.

 

Migration: Trump spielt seinen Trumpf aus

Das Thema Migration stellte einen der stärkeren Momente für Donald Trump dar. Er nutzte es, um Harris und die Biden-Regierung für ihre angeblich lasche Haltung gegenüber illegaler Einwanderung scharf anzugreifen. Trump argumentierte, dass illegale Migranten amerikanischen Bürgern – insbesondere Schwarzen und Hispanics – Arbeitsplätze wegnehmen und die Kriminalität in die Höhe schnellen lassen würden. Diesem Punkt widmete er auch den größten Teil seines Abschlussstatements, das er durch einen Losentscheid erhielt und geschickt nutzte. Harris dagegen versuchte, Trump als Spalter darzustellen, der Amerika nicht einen, sondern weiter auseinanderdriften lassen wolle. Sie betonte ihre Vision einer inklusiven Präsidentschaft, die alle Amerikaner und insbesondere die Mittelschicht in den Mittelpunkt stelle.

Fazit: Wer hat gewonnen?

Kamala Harris konnte in der Debatte zeigen, dass sie das nötige Rüstzeug für das Amt der Präsidentin der Vereinigten Staaten besitzt. Besonders in den Bereichen Sozial- und Wirtschaftspolitik konnte sie gegen Trump punkten. Ihre Argumentation war oft faktenbasiert und sie vermied es, in eine reine Verteidigungsposition zu geraten. Harris nutzte den emotionalen Moment beim Thema Abtreibung geschickt, um die Herzen vieler Wählerinnen zu gewinnen. Gleichzeitig schaffte sie es, Trump als jemanden darzustellen, der sich mit autoritären Führern sympathisiere.

Trump hingegen war häufig im Verteidigungsmodus, konnte aber beim Thema Migration auftrumpfen. Ihm gelang es jedoch nicht, in den Wirtschaftsthemen ein überzeugendes Programm zu präsentieren, was ihm wichtige Punkte bei den Wählergruppen der Mittelschicht kosteten könnte.

Insgesamt hinterließ Harris den Eindruck einer Kandidatin, die breit aufgestellt und fähig ist, das Land zu führen. Trump war zwar energisch und kampfeslustig, aber viele seiner Argumente blieben oberflächlich und dürften damit, speziell für die gebildete Mittelschicht, wenig überzeugend sein. Seine Anhänger dürfte er mit seinem durchaus präsenten und konzentriertem Auftreten und seinen politischen Meinungen jedoch nicht verprellt haben.

Wer letztlich als Sieger aus dieser Debatte hervorging, hängt stark von den persönlichen Prioritäten der Wähler ab – doch Harris konnte ihre Präsenz und politische Reife deutlich unter Beweis stellen.