Faires TV-Duell der US-Vizes Walz und Vance ohne klaren Sieger

Argumente statt persönlicher Angriffe - in ihrem TV-Duell haben sich die US-Vizepräsidentschaftskandidaten keinen aggressiven Schlagabtausch geliefert, sondern eine zumeist sachlich geführte Debatte über die zentralen Themen des Wahlkampfes geführt. (ANGELA WEISS) (ANGELA WEISS/AFP/AFP)

Argumente statt persönlicher Angriffe - in ihrem TV-Duell haben sich die US-Vizepräsidentschaftskandidaten keinen aggressiven Schlagabtausch geliefert, sondern eine zumeist sachlich geführte Debatte über die zentralen Themen des Wahlkampfes geführt. J.D. Vance und Tim Walz diskutierten am Dienstagabend (Ortszeit) 90 Minuten lang vor einem Millionenpublikum intensiv über die zentralen Themen des Wahlkampfs, von Migration über Wirtschaft bis hin zu Abtreibung - ohne dass am Ende ein klarer Sieger des Duells festgestanden hätte.

Es war das letzte TV-Duell dieses Wahlkampfes, in dem sich der Republikaner Donald Trump und die Demokratin Kamala Harris ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Vance und Walz gaben sich seriös und bemühten sich mit ihren Ausführungen vor allem um die Wähler der Mitte. Zu Beginn der Debatte gab es einen Handschlag, am Ende der Debatte einen Handschlag mit Smalltalk im Beisein der Ehefrauen.

Während des Duells attackierten sich die beiden Vizes weniger gegenseitig, als dass sie gegen die Präsidentschaftskandidaten des gegnerischen Lagers austeilten. Vance verwies immer wieder darauf, dass Harris als Vizepräsidentin wenig zustande gebracht habe und für die alte Regierung unter Joe Biden stehe.

Walz warnte seinerseits mehrfach vor einem Comeback Trumps und erinnerte daran, wie dessen Weigerung zur Anerkennung seiner Wahlniederlage 2020 Chaos und Gewalt zur Folge gehabt hätten.

Walz sprach dem Republikaner die Eignung für das Präsidentenamt ab. "Ein Donald Trump, der über 80 Jahre alt ist und bei seinen Kundgebungen lediglich von der Größe der Zuschauermenge spricht, ist nicht die Person, die wir in diesem Moment brauchen", sagte Walz.

Der demokratische Gouverneur aus Minnesota verwies darauf, dass Trump in seiner ersten Amtszeit als Präsident das internationale Abkommen zur Eindämmung des iranischen Atomprogramms aufgekündigt habe, ohne dafür Ersatz zu schaffen. Heute sei der Iran näher an der Herstellung einer Atombombe als je zuvor.

Vance entgegnete, tatsächlich habe Trump für "Stabilität in der Welt gesorgt", auch wenn Walz ihn als "Agent des Chaos" bezeichne. Dies habe er erreicht, "indem er eine wirksame Abschreckung aufgebaut" habe, sagte Vance.

Hitziger wurde es bei den zentralen Wahlkampfthemen Migration und Abtreibung. Walz warf seinem Kontrahenten vor, Einwanderer "entmenschlichen" zu wollen, indem er die Mär von haustieressenden Migranten verbreitet habe. Die von Vance verbreitete Falschbehauptung hatte zu erheblichen Spannungen und mehreren Bombendrohungen in der Kleinstadt Springfield geführt.

Der republikanische Senator Vance, der sich während der Debatte mehrfach als gläubiger Katholik und liebender Familienvater dreier Kinder präsentierte, äußerte die Erwartung, dass niemand die vom Supreme Court verfügte Abschaffung des landesweiten Rechts auf Abtreibung rückgängig machen wolle - "obwohl ich weiß, dass die Demokraten eine sehr radikale pro-Abtreibungshaltung eingenommen haben".

Walz entgegnete, die Demokratische Partei stehe für die Frauen ein. "Wir sind für die Freiheit, seine eigene Entscheidung zu treffen", sagte der Vizekandidat. Seit der Entscheidung des Supreme Court liegt die Zuständigkeit für das Abtreibungsrecht bei den einzelnen Bundesstaaten, von denen einige das Abtreibungsrecht drastisch eingeschränkt oder ganz abgeschafft haben.

Während der Debatte machte sich Walz häufig Notizen, was weniger souverän wirkte, als die frei vorgetragenen Ausführungen des druckreif formulierenden Vance. Dieser bemühte sich sichtlich, sein Image als ultrarechter Hardliner aufzupolieren und sich höflich und gemäßigt zu präsentieren.

In den Umfragen zur Wahl am 5. November liegen Trump und Harris praktisch gleichauf. Sowohl der 40-jährige Vance als auch der 60-jährige Walz wurden von ihren Chefs als Vizekandidaten ausgewählt, um in ihren Heimatregionen im Mittleren Westen Stimmen in der überwiegend weißen Arbeiterschicht zu gewinnen.

Die beiden Moderatorinnen des Senders CBS führten die Debatte in New York strikt und hakten die Themen nach und nach ab. Einmal machten sie von ihrem Recht Gebrauch, den Kontrahenten die Mikrofone abzuschalten, um die Debatte wieder in geordnete Bahnen zu lenken.

Es war voraussichtlich die letzte TV-Debatte des Präsidentschaftswahlkampfs, da Trump ein zweites Aufeinandertreffen mit seiner demokratischen Rivalin Harris im Fernsehen ablehnt. Harris hatte die Debatte am 10. September nach Ansicht vieler Beobachter als Punktsiegerin für sich entschieden - ohne dass dies Auswirkungen auf die Umfragen gehabt hätte. Die Debatte der Vizes nun, der gemeinhin weniger Bedeutung beigemessen wird, brachte keinen klaren Sieger hervor.

ju/mhe