TV-Kolumne „Die fetten Jahre sind vorbei“ - Jammern hilft nicht – trotz Ampel-Politik muss die Wirtschaft richtig anpacken

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Alle jammern: Die fetten Jahre der deutschen Wirtschaft sind vorbei. Das ZDF überrascht mit Unternehmern, die einfach anpacken und Erfolg haben – obwohl von der Ampelregierung wenig Unterstützung kommt.

Deutschlands Wirtschaft schrumpft? Nicht ganz. Im Jahr 2024 wird das Wachstum laut der Prognose der Bundesregierung immerhin 0,3 Prozent betragen. Nicht gerade viel. Aber genug zum Jammern. Der Deutsche beklagt sich ja an sich gerne. Schlechtes Wetter, wenig Geld – und immer diese deutschen Miesepeter, die alles und jeden zumaulen.

Und jetzt auch noch das Gerede vom „Kranken Mann Europas“! Wahr ist: Die Ampel-Regierung hat nicht gerade viel auf den Weg gebracht, um die heimische Wirtschaft in Konjunkturlaune zu bringen. Zu viel Bürokratie, schlechte Infrastruktur, zu hohe Steuerlast. Und dann auch noch die Schuldenbremse, die große Investitionen erstickt.

„Die fetten Jahre sind vorbei“, behauptet der Titel der ZDF-Reportage (ab jetzt in der Mediathek, Sendetermin am Montag um 19.25 Uhr). Um im zweiten Teil nachzuschieben: „Was die Wirtschaft jetzt braucht“. Kann es möglicherweise sein, dass wir Deutschland viel zu schlecht reden? Dass die Transformation inklusive Energiewende doch viel erfolgreicher sein wird, als es jetzt den Anschein hat?

Der deutsche Mittelstand ist innovativ und flexibel

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen überrascht mit seinen Beispielen aus dem deutschen Unternehmertum. Es bietet den Jammer-Deutschen geradezu Paroli mit erstaunlichen Geschichten aus dem Mittelstand. Der bayerische Maschinenbauer Fella zum Beispiel produziert Wasserturbinen. 60 Mitarbeitende hat das Unternehmen in Franken und kann sich mit seinen Produkten sogar gegenüber chinesischer Konkurrenz behaupten.

Gerade simpel klingt das Rezept des Erfolgs in drei Teilen. Erstens: Als Eigenversorger produziert Fella mehr Solarstrom, als es selbst für die Produktion braucht. Zweitens passt sich das Unternehmen an die Bedarfe auf dem Weltmarkt an und entwickelt seine Turbinen als Nischenprodukte. Und drittens lockt das Unternehmen Fachkräfte aus dem Ausland mit viel firmeneigener Unterstützung an.

Von der Ampel kommt nichts – also packt die deutsche Wirtschaft selbst an

Die Ampel-Regierung macht es der deutschen Wirtschaft in der Tat nicht einfach. Darin sind sich alle in der TV-Reportage einig. Auch deswegen, weil man sich in der Ampel bei der Förderung heimischer Wirtschaft nicht auf eine gemeinsame Linie einigen konnte. Wirtschaftsexperten hierzulande sind da durchaus noch deutlicher.

Beim Thema Solarenergie konstatiert die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer: „Deutschland hat keine Chance mehr.“ Oder wie Ökonom Peter Bofinger sagt: „Wir sind nicht wettbewerbsfähig.“ So gehen Unternehmer entweder in die USA, wo 30 Prozent der Betriebskosten übernommen werden. Oder wenden sich an Frankreich. Wie ZINQ, eine Firma, die im Bereich Feuerverzinken von Stahl tätig ist. In deren französischen oder belgischen Niederlassungen kommt Geld vom Staat. In Deutschland – kommt nichts. Übrigens auch beim Thema Wasserstoff.

In Rostock produziert H2 Apex Wasserstoff, unter anderem für Busse und Lkws. Bis zu 500 Kilometer weit kommen die Fahrzeuge schon. Ein wichtiger Schritt des Unternehmens, also keine Spinnerei. Die Regierung zieht da allerdings nicht so richtig mit. Trotz mangelnder Unterstützung der Ampel, glaubt das Rostocker Unternehmen an seinen Erfolg. Und erhält Zustimmung aus der Wissenschaft. Die Fraunhofer-Forschung errechnet einen Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bereits jetzt auf 60 Prozent. Bis 2045, so Fraunhofer, kann sogar der gesamte deutsche Bedarf gedeckt werden.

Heimliche Gewinner, die oftmals im Jammer-Tenor untergehen

Wir sehen in der TV-Reportage des ZDF also viel Positives. Aufmunternde Anschauungen, die im Jammer-Tenor mancher Medien oftmals zu kurz kommen oder gar nicht vorkommen. Oder von der Politik schlicht vergessen werden. Der deutsche Mittelstand ist stärker als gedacht. Und der deutsche Mittelstand ist, wie der Begriff Hidden Champion verrät, ein heimlicher Gewinner. Leider oftmals stiefmütterlich behandelt.

Dagegen stemmen sich Unternehmen wie Festo in Esslingen bei Stuttgart. Längst hat man sich hier auf Automatisierung spezialisiert – Maschinen bauen Maschinen. Künstliche Intelligenz wird sinnvoll eingesetzt, etwa bei Robo-Bienen oder Anlagen, wo Algen hundertmal so schnell wachsen wie in der Natur.

Deutschland muss sich jetzt auf seine immer noch gültigen Kernkompetenzen konzentrieren. Weniger Life, mehr Work. Die deutsche Ingenieurskunst ist noch immer vorhanden. Der Forschergeist ist noch immer vorhanden. Wir müssen nur an uns glauben und anpacken. Und das Leistungsprinzip nicht verteufeln. Und das Jammern denen überlassen, die immer klagen – egal wie gut oder schlecht es gerade läuft.