TV-Kolumne - „Ich garantiere“: Scholz nutzt TV-Show für unhaltbares Putin-Versprechen

Olaf Scholz (rechts) stellte sich im RTL-Jahresrückblick den Fragen von Moderator Steffen Hallaschka.<span class="copyright">RTL / Anne Werner</span>
Olaf Scholz (rechts) stellte sich im RTL-Jahresrückblick den Fragen von Moderator Steffen Hallaschka.RTL / Anne Werner

Während Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der RTL-Jahresrückschau mit Redetalent und Sympathie glänzt, kämpft Olaf Scholz um sein politisches Überleben. Die Zuschauer erleben einen krisengeplagten Kanzler, der sich inmitten von Wahlkampf und Schuldzuweisungen wiederfindet und ein unhaltbares Putin-Versprechen macht.

Vor dem Bundeskanzler kommt bei der RTL-Jahresrückschau „2024! Menschen, Bilder, Emotionen“ der Bundestrainer. Julian Nagelsmann trägt einen schwarzen Rollkragenpulli, lächelt viel und hat eine Menge Erfolg vorzuweisen. Als er den deutschen Trainerposten übernahm, lag der deutsche Fußball sportlich und emotional am Boden.

Die Fans hatten sich abgewendet. Die EM im eigenen Land drohte zum Fiasko zu werden. Doch der junge Coach suchte Typen, die kicken können und zusammenpassen, und spielte die Schotten im EM-Auftaktmatch gleich mal mit 5:1 an die Wand. Die deutsche Elf um Toni Kroos spürte fortan, dass mit dem Publikum im Rücken etwas geht. Als Deutschland im Viertelfinale ausschied, hielt Nagelsmann bei der PK unter Tränen eine Rede aus dem Stegreif, die ihm großen Applaus einbrachte.

Nagelsmanns Redetalent

Der Bundestrainer sprach etwa von einem wunderbaren Land, das den Deutschen alle Möglichkeiten böte, wenn seine Bürger nur zusammenhielten. „Die Medienleute wollen mich immer gerne auf die PK vorbereiten. Aber ich mache das gerne spontan“, erklärt Nagelsmann.

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Seither wird er von Politikern umschwärmt, die ihn gerne einladen und sprechen lassen „Ich muss nicht zu allem meinen Senf geben“, erklärt er zwar, „aber ich bin eine Person des öffentlichen Lebens und ich muss auch mal meine Meinung kundtun, wobei ich nicht den Anspruch habe, dass alles richtig ist, was ich sage.“

Gleich mehrfach hatten Bundeskanzler Olaf Scholz und der Trainer während der EM miteinander telefoniert. Die Nummern sind ausgetauscht. „Auch steht noch eine Einladung ins Kanzleramt aus“, so Nagelsmann. „Mal sehen, wann wir das machen können.“ Vielleicht kann Scholz von Nagelsmanns Redetalent und Sympathiewerten profitieren.

Allein Lindner ist schuld

Allerdings dürfte der Besuch der deutschen Fußballer terminlich eng werden. Soeben hat der Bundeskanzler seine Bitte nach der Vertrauensfrage im Bundestag eingereicht. Bekommt Scholz dort am Montag erwartungsgemäß keine Mehrheit zusammen, wird am 23. Februar neu gewählt.

Da bleibt nicht viel Zeit für einen Besuch der Fußballer in Berlin. Andererseits glaubt Scholz, dass er auch danach noch Bundeskanzler ist und fragt bei RTL rhetorisch: „Warum soll die SPD nicht vorne liegen?“ Eine gute halbe Stunde sitzt Scholz bei RTL-Moderator Steffen Hallaschka, watscht  Ex-Finanzminister Christian Lindner ab und betreibt Wahlkampf in eigener Sache. „Auf das Ende der Koalition bin ich nicht stolz, aber ich war nicht schuld“, sagt Scholz.

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„Es hat einen vorbereiteten Plan der FDP und Christian Lindner gegeben, die Koalition platzen zu lassen." Er selbst habe viel Kraft, ja Hunderte von Stunden, reingesteckt, damit die Ampel Bestand habe. Er sei aber nicht bereit gewesen, die Ukraine auf Kosten der deutschen Bürger, sprich: der Infrastruktur, Renten und des Gesundheitssystems, fortzuführen.

Kanzler ohne Demut

Gut, dass die Ampel endlich vorbei ist. Anstatt Stunde um Stunde die Wogen in der Koalition zu glätten, hätte man die Zeit für bessere Politik und durchdachte Gesetze verwenden können. Wer zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, kann schwerlich regieren. Eigene Fehler kann Scholz bei sich selbst jedenfalls nicht erkennen und zeigt mit dem Finger auf Lindner und seine mutwillige Verweigerungshaltung. Letztlich spricht er dem Liberalen jegliche Regierungsfähigkeit ab.

Vielleicht täte ein wenig mehr Demut dem Bundeskanzler gut. „Es war ein schwieriges Jahr, aber es hat auch tolle Sachen gegeben, etwa die Fußball-EM“, sagt Scholz und fügt hinzu, dass er stolz darauf sei, das Land nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine durch die größte Krise geführt zu haben. Dann betreibt der Kanzler wieder lupenreinen Wahlkampf.

Kanzler macht unhaltbares Ukraine-Versprechen

Er gehört zu den Unarten des Olaf Scholz, dass er das Mittel der Angst vor der Ausweitung des Krieges benutzt, um Stimmen für die SPD zu fangen. Damit betreibt er das Geschäft des Wladimir Putin. Zum einen erklärt er über den jüngsten Anruf beim russischen Staatschef, dass das Gespräch „frustrierend“ gewesen sei“, weil Putin nur noch mal alle seine Formeln abgespult habe.

Zum anderen „garantiere“ er, dass der Krieg nicht eskaliere und zu einem Krieg zwischen Russland und der Nato werde. Heißt: Mit Scholz’ Politik wird Deutschland nicht zum Kriegsgebiet. Tatsache ist aber auch, dass Putin mit Unwahrheiten und Propaganda längst einen hybriden Krieg in Deutschland führt und auch der Kanzler ja nicht darüber entscheidet, ob und wie Putin eskaliert. Putin will die europäischen Länder destabilisieren, indem er Unsicherheiten schafft. Ausgerechnet der deutsche Regierungschef Olaf Scholz trägt zu dieser Unsicherheit einen Teil bei.