TV-Kolumne zu „Maybrit Illner" - Wie gruselig es um die Ampel wirklich steht, zeigt ein Geständnis von Esken im ZDF

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Deutschland wird durchgeschüttelt vom Dreifach-Wumms: drei Regierungsparteien – und keine gemeinsame Richtung, in die sie regieren wollen. Deutschland bräuchte Zuversicht, bekommt aber nur Gipfel. Sogar SPD-Vorsitzende Saskia Esken muss da zugeben: „Vielleicht ein bisschen seltsam ist es schon.“

Es ist Halloween. Gruselige Gestalten ziehen durch herbstvernebelte Straßen. Doch der wahre Schrecken kommt direkt ins Wohnzimmer. Er kommt von der Ampel in Berlin, jener Regierung also, bei der Rot und Gelb und Grün gerade wild irrlichtern – und ein Ende für diese Vernebelung ist nicht in Sicht. „Wende oder Ende: Gefährdet die Ampel den Wohlstand?“ lautet die Frage, die Maybrit Illner   in ihren ZDF-Donnerstagstalk mitbringt. Und da wird der Real-Grusel nicht weniger.

Drei Regierungsparteien, aber keine Regierung

In diesen Tagen erleben wir ein Land, das drei Regierungsparteien hat, aber keine wirkliche Regierung. Der Bundeskanzler von der SPD, der Finanzminister von der FDP, der Wirtschaftsminister von den Grünen: Sie alle reden in der Öffentlichkeit, als wären sie die Oppositionsführer. „Ist das noch Politik oder ist das schon Kindergarten?“, will Moderatorin Illner wissen. Mit ihrer Frage liegt sie grundfalsch. Für Kindergarten ist das aktuelle Intrigenspiel viel zu ernst.

85 Prozent sagen in einer aktuellen Meinungsumfrage, die Bundesregierung habe keine durchdachten Konzepte zur Bewältigung der Krise. Die Ursache ist offensichtlich: Zwischen den Landtagswahlen und der bevorstehenden Bundestagswahl wird der Sinn für die Realität zerrieben – Profilierung ersetzt politische Vernunft. Maybrit Illner beschreibt die Folge klar: „Wir groß ist die Gefahr, dass aus einem Herbst der Entscheidungen ein Herbst der Scheidungen wird?“

Geständnis von Esken im ZDF

„Zuversicht und Planungssicherheit brauchen Wirtschaft und Gesellschaft dringend“, sagt SPD-Vorsitzende Saskia Esken. Nur ist sie nicht gerade die Fachfrau für angewandte Zuversicht. Dafür legt sie die Zielrichtung ihrer Politik zu klar offen. „Jetzt ist es notwendig, auf die Industrie zu schauen!“, ruft sie ihrer alten Stammwählerschaft übers ZDF zu.  „Aufs Handwerk auch!“, protestiert in der Runde Handwerkspräsident Jörg Dittrich. Der beobachtet „ein stilles Sterben“ im Handwerk. Die Bürokratie erstickt die Meister, einerseits. Andererseits: „Die Leistung wird für den Kunden unbezahlbar.“

Den Handwerkspräsidenten hatte der SPD-Bundeskanzler nicht zu seinem Gipfel eingeladen. Stattdessen ging Dittrich zum FDP-Gegengipfel. Beeindruckt hat ihn das nicht. „Wir sollten die Zeit nicht in Gipfeln verplempern“, stellt er fest. Nicht einmal Saskia Esken kann die Konkurrenzveranstaltungen als Höhepunkt politischen Schaffens schönreden. Sie gibt zu: „Vielleicht ein bisschen seltsam ist es schon, dass beides am selben Tag stattfinden muss.“ Obwohl sich die SPD-Vorsitzende ansonsten sehr schulmeisterlich präsentiert. „Liebe Frau Illner!“, fährt sie die Moderatorin an. „Nachdem alle gesprochen haben, würde ich gerne auch einen Moment sprechen“, fordert sie massiv. Der Vollständigkeit halber: Es wird ein langer Moment, in dem nicht viel zu erfahren ist.

Hauptsache schnell sterben?

Klare Worte zur auf die Spitze getriebenen Bundesgipfelei findet dagegen Claus Ruhe Madsen. Der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein sagt, was er sich davon erwartet. Es ist: nichts. „Wir haben Bundestagswahl, bevor wir in die Umsetzung kommen“, urteilt der CDU-Mann. Und die Terminierung? „Das ist ein sehr schräger Zeitpunkt, wenn wir das Problem doch seit Jahren sehen“, befindet Madsen, „das macht man nicht in der 90. Minute.“ Und der halbe Däne, der in Deutschland Politik macht, beschreibt auch die Stimmung im Land mit eindeutigen Worten: „Wir werden alle sterben. Hauptsache, es geht schnell!“ So bleibt diese Illner-Ausgabe der perfekte Talk zur Halloween-Nacht.