TV-Kolumne „Hart aber fair“ - Bei Klamroth bleibt Lafontaine seltsam still, dann legt er bizarren Auftritt hin

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Am Abend vor der US-Wahl diskutiert Louis Klamroth mit seinen Gästen  bei „Hart aber fair“ über die entscheidende Frage: Harris oder Trump? Lange bleibt Wagenknecht-Ehemann Oskar Lafontaine still - dann legt er einen bizarren Auftritt hin, der es in sich hat.

Der Abend läuft ein wenig an Oskar Lafontaine vorbei. Die Sendezeit neigt sich dem Ende und das Parteimitglied des Bündnisses seiner Frau, sprich: Bündnis Sahra Wagenknecht, wird merklich unruhig. Gerade einen Redebeitrag hatte er bislang abgesetzt und dabei gemeint, dass seine persönliche Wahlentscheidung zwischen Kamala Harris und Donald Trump schwer zu treffen sei. Sie setze die schlechte Ukraine-Politik fort. Er unterstütze die Kriegsverbrechen der Israelis.

Typisch Oskar! Sichtlich widerwillig hört der Publizist und langjährige Politiker den anderen Talkgästen zu. Er faltet die Hände und lächelt spöttisch. Plötzlich erhebt er das Wort: „Wir sollten jetzt ein bisschen in der Sendung darüber diskutieren, was die US-Wahl für Europa bedeutet. Das interessiert die Zuschauer!“ Lafontaine würde gerne ans Steuerruder der Sendung.

„Ich bin hier der Moderator“, stellt Klamroth klar

Moderator Louis Klamroth schaut irritiert. „Ich bin hier der Moderator“, stellt Klamroth klar.  Da kontert der 81-jährige Lafontaine: „Ich möchte Sie um Gottes willen nicht ersetzen.“

Dann soll der Mann im blauen Jackett und dem streng gescheitelten weißen Haar die Frage beantworten, ob Deutschland mehr Geld für die Rüstung ausgeben soll, wie von Präsidentschaftskandidat Donald Trump immer wieder öffentlich gefordert. Lafontaines Antwort: „Die USA haben Nord Stream weggesprengt.“ Das sei die wichtigste Versorgungsleitung für Europa gewesen, meint der Saarländer und fragt rhetorisch hinterher, ob man den USA jetzt für die Sprengung der Gasleitungen etwa Geld für Rüstung zahlen müsse. Bitte, was?!

„Wir werden die Vasallen der USA bleiben“

Zur Erinnerung: Am 26. September 2022 wurde mit vier Sprengungen ein Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines verübt. Dabei wurden beide Stränge von Nord Stream 1 und einer von zwei Strängen von Nord Stream 2 abschnittsweise zerstört. Als mögliche Auftraggeber wurden Russland, die Ukraine und die USA genannt.

Die Ermittlungen brachten bislang kein Ergebnis. Doch Oskar Lafontaine weiß es offenbar besser. Die anderen Talkgäste reagieren irritiert bis empört. Später wiederholt Lafontaine noch einmal, als er etwas zu den Geldforderungen von Donald Trump sagen soll: „Ich würde sagen, zahle du erstmal die Rechnung, weil du die Gasleitung gesprengt hast. Wenn wir das nicht artikulieren dürfen, werden wir die Vasallen der USA bleiben.“

Bessere Beziehungen zu Russland und China

Lafontaine hat die Weisheit für sich gepachtet. Anzeichen von Altersmilde sind jedenfalls bei dem 81-Jährigen nicht auszumachen. Im Gegenteil: Der Mann wirkt noch etwas verbohrter als in seinen jungen Jahren. Nun also benutzt er unbewiesene Annahmen, um seine einseitige Sichtweise zu untermauern.

Zugleich nimmt er mittlerweile regelmäßig in Talkshows die Opferrolle ein, fühlt sich benachteiligt und beklagt sich regelmäßig. Moderator Klamroth wird von ihm mit den Worten kritisiert: „Jetzt sind Sie wieder parteiisch. Sie müssen unparteiisch sein.“

Dann erklärt Lafontaine, er möchte ein starkes Europa. „Ich bin seit Jahrzehnten für die Selbständigkeit Europas“, sagt er und fordert ein Abwenden von den USA. Stattdessen sollten gute Beziehungen zu aufstrebenden Ländern wie Russland und China aufgebaut werden. Lafos Wunsch ist irritierend.

Lafontaine: mehr Ego als Politik

Für Oskar Lafontaine sind Menschen- und Freiheitsrechte - wie sie speziell von China und Russland mit Füßen getreten werden - offenbar kein schützenswertes Gut. Für seine immer gleiche - mitunter plumpe - USA- und Elitenschelte ist ihm jede Argumentation recht. Dabei gehört Lafontaine grundsätzlich selbst zu jenem elitären Zirkel, den er vollmundig kritisiert. Die Finanzlage der Lafontaines soll nicht gerade prekär sein.

Früher war der Politiker dafür bekannt, zu den Menschen zu gehen und sich nicht zu schonen. Selbst wenn er immer schon eine gewisse Eitelkeit und Arroganz vor sich hertrug. Heute scheint er getrieben vom Geltungsdrang, wenn er aus seinem Elfenbeinturm heraus politisiert. Dabei hat er in seinem politischen Leben immer wieder seine Haltung zu grundsätzlichen Fragen geändert. Da ist mehr Ego als Politik.