TV-Kolumne - Bei Maischberger gibt's nur grüne Pudding-Argumente und eine deftige AfD-Warnung

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Der Wahlkampf in Deutschland dreht hoch, doch Sandra Maischberger läuft niedertourig. In einem bemerkenswert schwachen Mittwochstalk versucht sich die Moderatorin auf ein Themenfeld außerhalb der Politik zu retten. Wenigstens beim Überraschungsgast kreischt das Publikum.

Es gibt ein Leben außerhalb der Politik. Das scheint Sandra Maischberger erkannt zu haben. In ihre kleine Nachtrederei am Mittwoch lädt sie einen Überraschungsgast ein. Er heißt Robbie Williams.

Die Älteren unter uns erinnern sich, dass sich der inzwischen 50-Jährige nach seinem Ausstieg aus einer Boygroup gedacht hat: Einzelkarriere als Sänger? Take that!

„Der Superstar“, stellt ihn die Moderatorin vor, „einer der größten Entertainer unserer Zeit“. Kann Robbie Williams tatsächlich auch heute noch ein Deutschland in Wahlkampfzeiten unterhalten – und zu einer Zeit, wenn so viele Menschen denken, es gehe abwärts mit unserem Land?

Brot und Spiele. Talk und Pop-Musik

Bei den alten Römern hieß es: Brot und Spiele. Aber von deren Großreich hat man ja auch schon lange nichts Gutes mehr gehört. Jetzt also: Talk und Pop-Musik.

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Im Vorgeplänkel geht es dann doch um den Vertrauensverlust der Politik. Da hören wir von Wahlgeschenken, die Bundeskanzler Olaf Scholz gerade auslobt, wenn er beispielsweise schwadroniert, man könne die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf fünf Prozent kürzen . „Da müssen die Profile geschärft werden“, erfährt der Zuschauer. Kurz: Vor der Wahl darf man Dinge versprechen, die nach der Wahl entweder nicht so kommen – oder aber schlichtweg sinnlos sind.

Der Druck werde groß sein auf die 2025 noch zu wählende Regierung. Wenn die scheitert, erwartet die Journalistin Kristina Dunz: „Dann haben wir 2029 die AfD vor der Tür.“

Habecks Pflegefall-Wahlkrampf? Nicht Kretschmanns Stil

Noch wird gekämpft um die nächste Regierung. Sandra Maischberger spielt den Peinlichkeitsauftritt von Wirtschaftsminister Robert Habeck im Pflegeheim für die Zuschauer ein. Er plaudert, ganz per Du, mit einer alten Frau.

Winfried Kretschmann, der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, muss sich diesen Pflegefall-Wahlkrampf im ARD-Talk anschauen. „Ist das für Sie in Ordnung, so einen Spot zu machen?“, fragt Maischberger. Kretschmann leidet sichtlich. Und versucht, sich aus der Affäre zu ziehen: „Jeder hat seinen Stil – ich hätte es so nicht gemacht.“

Wackel-Kretschmann und seine alten Versprechungen

Sein eigener Stil allerdings überzeugt in dieser Nacht auch nicht. Die Moderatorin hält ihm einen alten Auftritt in ihrer Sendung vor. Mehr als 100 Windräder hat er in Baden-Württemberg versprochen, auf die Zahl werde man ihn festlegen können. „Es sind knapp 20“, sagt er heute, „ich habe mich in der Zeit etwas getäuscht.“

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Der Ministerpräsident gibt den Wackel-Kretschmann. Verbrenner-Aus? Das sei letztlich doch gar kein Thema für die deutsche Politik, das entscheide die EU.

Weniger Arbeitsplätze in der Autoindustrie, weil E-Autos technisch simpler sind? Dafür aber brauche man doch ganz viel qualifiziert Digitales: „Die Chinesen wollen ganz andere, intelligente Autos.“

Und dann noch das Thema Asyl. „Es gibt kein Recht auf Freizügigkeit in der ganzen Welt“, versichert der grüne Ministerpräsident.

Der Zuschauer sieht: In Wahlkampfzeiten ist auch vom grünen Ministerpräsidenten kaum mehr als knallgrüne Waldmeister-Wackelpudding-Argumentation zu erwarten.

Und Robbie Williams fragt: „Würde es Scheiße werden?“

Nach gut einer Stunde holt Sandra Maischberger Robbie Williams ins Studio. „Ist es Ihr Job, den Politikern die ganz harten Fragen zu stellen? Habe ich ein Glück, dass ich nur wegen meines Films hier bin“, sagt der ganz wirklichkeitsnah.

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Die Zuschauer macht er glücklich. „Hallo, wie schön!“, ruft er - Gekreische des Publikums. „Sie haben acht Prozent deutsche Gene“, verrät Sandra Maischberger - Jubel. „Ich liebe mein Publikum!“, sagt Robbie Williams – „das war ein fantastischer Moment“, freut sich Maischberger.

Die harten Fragen: Die hat Sandra Maischberger an diesem Abend nicht dabei. Nicht bei Robbie Williams, den sie brav Werbung machen lässt für seinen aktuellen Film. Und leider auch nicht bei der aktuellen Politik. „Ich fragte mich, ob es Scheiße sein würde“, sagt Robbie Williams über seinen Film.

Eine ganz ähnliche Frage könnte sich Sandra Maischberger über ihren Talkabend vom Mittwoch stellen.