TV-Kolumne zu „Maischberger“ - Herr der Finanzen, Herr der Ringe: Wie Lindner im TV zum Heilsbringer wird

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bei "Maischberger"<span class="copyright">ARD</span>
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bei "Maischberger"ARD

Mehr Geld ist immer besser. Aber FDP-Kassenchef Lindner steht auf der Schuldenbremse. Er will auch „Null Euro“ für Dublin-Flüchtlinge, die ausreisen müssen. Ist er wirklich wie die Figur Gandalf, der erst abstürzt und dann zum weisen Mann wird?

Mit „Herr der Ringe“ konnte ich leider nie etwas anfangen. Zu krude, zu weit weg von meinem Leben. Gerade habe ich gelernt, dass sich FDP-Finanzminister Christian Lindner im Kontext eines TV-Talks mit dem Zauberer Gandalf verglich.

Er, der Hüter der Schuldenbremse, ruft: „You shall not pass!“ Also, hier kommt keiner durch. Zwar stürzt die Brücke ein, auf der Gandalf schreit. Aber zum Schluss steht Gandalf als Superheld wieder da. Als weiser Mann. Vielleicht der Überweiseste ever.

FDP-Minister Lindner: Keine Anreize für Migranten, nach Deutschland zu kommen

Bei „Maischberger“ kann sich die Moderatorin Sandra Maischberger diesen Gandalf-Vergleich nicht verkneifen. Christian Lindner würde lieber über Fakten sprechen, wie er sagt. Aber ein wenig geschmeichelt fühlt er sich doch. Der Verteidiger des Guten, so scheint er sich zu sehen. Er steigt markig ein.

Der SPD und den Grünen hat er gerade vorgeschlagen, dass es „bei denjenigen, die als Dublin-Flüchtlinge ausreisen müssen“, künftig „Null Euro“ vom deutschen Steuerzahler geben soll.

Aber ist das nicht ein „Trigger für Kriminalität, wenn es kein Geld mehr gibt?“, wie ARD-Moderatorin Maischberger fragt. Lindner sieht das anders. Es gibt dann keine Anreize mehr für Menschen, die von Bulgarien nach Deutschland ziehen – wie im Fall des Attentäters von Solingen. So die Meinung von Christian „Gandalf“ Lindner.

Die Ampel ist ermüdet? Christian Lindner gibt den Durchhalter

Interessant, wie der FDP-Politiker die Rolle des Oppositionsanführers Friedrich Merz von der CDU sieht. Süffisant ist das, wenn Lindner sagt: „Als Regierungsmitglied muss man seriös sein.“

Merz‘ Forderungen „sind rechtlich so nicht möglich“. Er schiebt nach: „Das ist parteipolitisches Bodenturnen.“

Die Ampel ist ermüdet? Die Ampel ist eine Übergangskoalition, wie Grünen-Boss Nouripour sagt? Lindner gibt bei „Maischberger“ den Durchhalter: „Wir haben noch gemeinsame Aufgaben.“ Auch, weil „unsere Wirtschaft ja derzeit auf der Stelle tritt“.

Die FDP bei drei Prozent im Osten – ob der Zauberer Lindner das aufhalten kann?

Am Sonntag wird in Thüringen gewählt. Zeit für Lindner, mit den Grünen abzurechnen: „Fakt ist, die Grünen wollen höhere Steuern, mehr Staat, Eingriff ins Private.“ Er, Lindner, ist der Gegenentwurf. Der Gandalf. Gandalf stürzt zwar ab. Aber Gandalf kommt wieder, wichtiger als vorher.

„Gandalf for President“, wie es bereits in den 60er-Jahren hieß? Der Verteidiger der Schuldenbremse kommt wieder – als Bundespräsident? Das muss Lindner dann doch sehr schmunzeln bei „Maischberger“.

Lustig findet er allerdings nicht, dass die FDP bei den Umfragen im Osten entweder bei drei Prozent landet oder gar unter im trüben Vielerlei „Sonstige“ verschwindet. Ob der Zauberer Gandalf das aufhalten kann?