TV-Kolumne „Am Puls mit Dunja Hayali“ - Im ZDF fabuliert der Mann mit dem SS-Tattoo, was er an Linken so hasst

Die politisch motivierte Gewalt in Deutschland nimmt zu: Rechts gegen Links, Israel gegen Palästina – die Spaltung in der Gesellschaft verschärft sich. In einer ZDF-Reportage werden die Schnittmengen zwischen Rechtsextremen und Islamisten aufgedeckt.

Es wird protestiert auf deutschen Straßen. Gründe gibt es viele. Aber die Menschen demonstrieren nicht gegen die Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn, die Bürokratie hierzulande oder dass die Menschheit immer unfreundlicher wird. Das wären jedenfalls alles gute Gründe, um auf die Straßen zu gehen.

Das ZDF macht sich mit Reporterin Dunja Hayali auf den Weg für die Reportage „Wütend, laut, radikal - die neue Protestkultur?“. Wahr ist: Es wird wieder mehr protestiert. Wahr ist auch: Die politisch motivierte Gewalt nimmt stetig zu. Mehr als 60.000 registrierte Straftaten gab es 2023, vor allem durch Rechtsextreme.

Eine erschreckende Zahl gibt es auch kurz vor den Landtagswahlen im Osten. 82 Prozent der Sachsen haben wenig oder gar kein Vertrauen in die Ampel-Regierung.

Tattoo unterm Verband: Es ist der SS-Totenkopf

Journalistin Dunja Hayali trifft in Sachsen Stefan Trautmann. Der war Mitglied bei der NPD und engagiert sich bei der rechtsextremen Partei „Freie Sachsen“. Er ist gegen „Masseneinwanderung“ und will seine „Angst vor dem Krieg“ betont wissen. Was ihn massiv stört: „Die Linken legen fest, wer demokratisch ist“, so sagt er es. Belegen tut er das nicht.

Die ZDF-Reporterin will wissen, was sein Verband am Bein bedeutet. Das könne man gerne googeln, sagt Trautmann. Kann man. Man findet: Es ist eine Tätowierung des SS-Totenkopfes – seine Verwendung ist in Deutschland strafbar.

Rechtsextreme und Islamisten haben dieselben Feindbilder

Die Wissenschaftlerin Teresa Völker hat einige Neuerungen bei den Demonstrationen ausgemacht. Grundsätzlich findet sie: „Wie wollen wir künftig leben? Das bildet sich auch auf der Straße ab.“ Sie erkennt eine „Internationalisierung der Proteste, eine Polarisierung und eben auch eine Radikalisierung.“

Teresa Völker ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung. Im Kontext ihrer Forschungen kristallisiert sie heraus: „Rechtsextremismus und Islamismus haben viele Schnittmengen, was die Feindbilder angeht.“ Diese sind: Staat, Diversität, Medien. Und beide Seiten pflegen, so Völker, die Opferinszenierung.

Krieg im Nahen Osten spaltet auch die Deutschen

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gab es 1926 antimuslimisch und 4.782 antisemitisch motivierte Gewalttaten in Deutschland. Hanna Esther Veiler ist Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands. Sie erkennt einen „Tsunami des Antisemitismus“ und den „Ursprung des Leidens durch die Hamas“.

Yasemin Acar ist Aktivistin der Pro-Palästina-Bewegung. Die Hamas verurteilt sie im TV-Beitrag nicht. Sie redet sich heraus oder schüttelt den Kopf oder schweigt. Das ist eine ganz schwache Vorstellung.

Deutsche Werte sind schlecht, das Kalifat die Lösung – proklamieren die Islamisten

Während Stefan Trautmann sein SS-Totenkopf-Tattoo nicht im TV zeigen will und sich über die Linken mokiert, proklamierte die islamistische Gruppe „Muslim Interaktiv“ Ende April: „Kalifat ist die Lösung“ sowie „Deutschland = Wertediktatur“.

Ja, als Opfer der bösen Demokratie in Deutschland sehen sich beide extremistischen Gruppen.