TV-Serien: Wie realistisch ist Politik im Fernsehen?

Veep, Bodyguard und Co.: Geht es im Parlament wirklich so zu wie auf dem Bildschirm?

„The West Wing“ und „House of Cards“ sind Klassiker im Politik-TV. Doch es muss nicht immer die US-Präsidentschaft sein. Auch andere Ämter und Länder bieten Stoff für Drama. Unterhaltung ist das eine – aber geht es im Parlament wirklich so zu wie auf dem Bildschirm? Ein subjektiver Realitätscheck. Bodyguard Realitätsfaktor: 4 von 5 Allein die ersten 20 Minuten dieses sechsteiligen Politdramas rauben einem den Atem: Wir sind in einem vollen Vorortzug auf seiner vielleicht letzten Fahrt: An Bord ist eine Selbstmordattentäterin, an Bord ist aber auch ein Polizist, der versucht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen: Ein falsches Wort, eine unbedachte Bewegung, und keiner würde überleben. Ihm gelingt das Wunder – auch weil er als Afghanistan-Veteran die Sprache der Frau spricht und offenbar ähnliche emotionale Verheerungen davongetragen hat: „Du und ich“, sagt er ihr, „wir sind nur Kollateralschäden.“ An Durchschnaufen ist auch danach nicht zu denken: Der von Richard Madden gespielte Polizist David Budd steigt zum Leibwächter der Innenministerin auf, einer an Theresa May angelehnten rechten Hardlinerin; er muss also beschützen, was er verachtet: eine politische Elite, die so zynisch und korrupt dargestellt ist, wie sie wohl nicht einmal in Britannien ist. Es wird einen weiteren Anschlag geben, und Budd kann ihn nicht verhindern. Aber steckt womöglich die Regierung dahinter, um ihr restriktives Anti-Terror-Programm zu rechtfertigen? Oder ist der Held am Ende selbst ein Attentäter? Oder ist all das gar nicht die Frage, sondern eher, ob politisches Heldentum überhaupt noch möglich ist in Zeiten wie diesen. Christian Seidl Großbritannien, Netflix, seit 2018 +++ Madame Secretary Realitätsfaktor: 4 von 5 Seit 2014 wird die Serie um die fiktive US-Außenministerin Elizabeth McCord (dargestellt von Téa Leoni) bei CBS ausgestrahlt. In den USA läuft gerade die 18. Folge der fünften Staffel. Die deutschen Zuschauer von Sky hinken in der synchronisierten Fassung ein Jahr hinterher, was wegen der aktuellen Bezüge ein Nachteil ist. Das Handlungsmuster ist einfach: McCord muss als aufrechte Vorkämpferin linksliberaler Werte die Welt retten. Wer „The West Wing“ mochte, dem wird Madame Secretary gefallen. Wirklichkeit und Fiktion fließen ineinander: McCord streitet mit den Chinesen über Menschenrechte, befreit Geiseln in Afghanistan und kümmert sich um die verfolgten Rohingya in Myanmar. Sogar ein Spendenaufruf von Unicef wird eingeblendet. Nach einem Terroranschlag aufs Weiße Haus berät sie sich mit ihren Vorgängern, wobei die echte Hillary Clinton über „die Perversion des Patriotismus“ referiert. Das ist ein schöner Kontrast zu Trump. Dass die Serie um McCord und ihre Bilderbuchfamilie nicht ganz realistisch ist, ahnt man jedoch spätestens, wenn...Lesen Sie den ganzen Artikel bei berliner-zeitung