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Twitter-Aktionäre stimmen für Deal mit Elon Musk - Man sieht sich vor Gericht

Eine deutliche Mehrheit der Aktionäre des Kurznachrichtendienstes Twitter hat der Übernahme durch Elon Musk zugestimmt. Damit ist das im April vom Tesla-Chef unterbreitete Kaufangebot in Höhe von rund 44 Milliarden Dollar angenommen.

Allerdings hat der Milliardär seine Offerte inzwischen für ungültig erklärt. Er wirft Twitter unter anderem Falschangaben zu Fake-Accounts vor. Der Konzern will den Deal aber vor Gericht durchsetzen.

Im Oktober soll bei einem Prozess in Delaware entschieden werden, ob Musk vom Kauf zurücktreten kann. Den Aktionären dürfte die Wahl nicht schwergefallen sein: Twitter-Anteile notierten zuletzt bei 41,7 Dollar - weit unter Musks Angebot. Nun liegt das Schicksal des Deals allein beim Gericht.

Twitters ehemaliger Sicherheitschef Peiter Zatko hat unterdessen erneut gravierende Lücken beim Schutz von Nutzerdaten des Online-Dienstes bemängelt. Der im Januar gefeuerte Manager, der im Juli eine Beschwerde als Whistleblower gegen das Unternehmen einreichte, kritisierte die Twitter-Führung bei einer Senatsanhörung in Washington am Dienstag scharf. Die Mängel der Internetplattform seien während seiner Zeit dort so schlimm gewesen, dass sie sogar ein Risiko für die Nationale Sicherheit darstellten, erklärte Zatko.

"Tickende Bombe an Sicherheitsschwachstellen"

Der IT-Experte, der auch unter seinem aus früheren Hacker-Zeiten stammenden Pseudonym "Mudge" bekannt ist, bezeichnete die Zustände bei Twitter als "tickende Bombe an Sicherheitsschwachstellen". In Kombination mit der Weigerung des Managements, die Probleme gegenüber Aufsehern, Nutzern und Investoren einzuräumen, habe sich Twitter zu einem "realen Risiko" für Millionen Amerikaner, den Demokratieprozess und die Nationale Sicherheit entwickelt, hieß es in Zatkos Statement.

Die IT-Sicherheit von Twitter habe bei seinem Dienstantritt 2020 "mehr als ein Jahrzehnt hinter den Branchenstandards" gelegen, sagte Zatko. Seine Bemühungen, die Missstände zu beheben, seien vergeblich gewesen. Die Konzernführung habe zu wenig Ahnung vom Umgang mit Nutzerdaten gehabt und Profit statt Sicherheit in den Vordergrund gestellt. Twitter hat die Anschuldigen bislang stets energisch zurückgewiesen und Zatko vorgeworfen, seinem früheren Arbeitgeber schaden zu wollen. Zatko bestritt, aus Groll gehandelt zu haben. Twitter hatte seine Entlassung mit mangelnder Leistung begründet.

Die Whistleblower-Kritik ist auch im Rechtskonflikt zwischen Elon Musk und Twitter um die im April vereinbarte Übernahme des Konzerns durch den Tech-Milliardär brisant.

Musk hat den Deal für nichtig erklärt, dabei stützte er sich zunächst auf angebliche Falschangaben zur Anzahl von Spam-Nutzerkonten und Bots. Inzwischen hat Musk seine Argumente um Zatkos Kritik zu angeblich mangelnder Datensicherheit erweitert. Die zuständige Richterin stimmte zuletzt einem Antrag seiner Anwälte zu, diese Aspekte in der Klage zu ergänzen. Whistleblower Zatko könnte also zu einem wichtigen Faktor werden.