Twitter-Trend: Baerbock for Kanzlerin

Während in der Union heftig um die Thronfolge Angela Merkels gestritten wird, geht der Zweikampf bei den Grünen geräuschloser vor sich. Geht es nach Twitter, steht die Gewinnerin längst fest.

Sieht so die lachende Dritte aus? Wenn es nach Twitter-Usern geht, darf sich Annalena Baerbock Hoffnungen auf das Kanzleramt machen. (Bild: REUTERS/Leon Kuegeler)
Sieht so die lachende Dritte aus? Wenn es nach Twitter-Usern geht, darf sich Annalena Baerbock Hoffnungen auf das Kanzleramt machen. (Bild: REUTERS/Leon Kuegeler)

Annalena Baerbock heißt die nämlich. Sehr viele User und Userinnen wünschen sich die Bundesvorsitzende der Grünen offensichtlich als deren Kanzlerkandidatin im September. Das zumindest spricht aus dem Twitter-Trend, der den Hashtag #kanzlerinbaerbock sogar zum deutschlandweiten Top-Thema werden ließ. Während in der Union medienwirksam gezankt wird und sich ein ohnehin eher profilloser Olaf Scholz in der Corona-Krise mit seiner SPD irgendwie nicht so recht profilieren kann, haben sich die Grünen inzwischen zu einer echten Drittoption entwickelt.

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In den Umfragewerten liegen sie nur noch knapp hinter einer durch Regierungsverantwortung und Maskenskandale geschwächten Union zurück. Und plötzlich ist die Frage nach einem grünen Kanzlerkandidaten keine reine Prestigesache mehr. Oder eben nach einer Kanzlerkandidatin.

Vorbild Neuseeland

Die 40-jährige Baerbock gilt vielen traditionellen Politikbeobachtern als, Verzeihung, zu grün hinter den Ohren. Ihre mangelnde Regierungserfahrung könne ihre Partei im September den in greifbare Nähe gerückten Wahlsieg kosten, so die Analyse. Doch sind das wirklich die Menschen, die nach einem Jahr Pandemie noch die Stimmung in der Bevölkerung richtig einschätzen? Oder gibt es nicht doch einen beträchtlichen Anteil an Wählern und Wählerinnen, die sich nach einem Umbruch, einem frischen Gesicht und eventuell sogar einer grüneren Politik sehnen?

Folgt man den Twitter-Posts zum Hashtag #kanzlerinbaerbock, wirkt es fast so. Da träumt man schon man von einem Regierungstreffen von Baerbock mit der überaus beliebten gleichaltrigen neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern. Die übrigens ebenfalls ohne Regierungserfahrung ins Amt gewählt wurde und die Corona-Krise mustergültig meistert.

Andere User sind da noch nicht ganz so weit in der Zukunft und zählen nüchterner einfach die Vorteile einer Kanzlerin Baerbock auf.

Tatsächlich warnen auch einige vor eine befürchteten "Öko-Diktatur" oder sprechen Baerbock gleich ganz die Qualität zum Regieren ab und drohen mit Auswanderung. Doch diese Twitter-Userin gewöhnt sich schon mal an den Klang der neuen Amtsträgerin. Kein Wunder, nach 16 Jahren Angela Merkel braucht es ein wenig Übung, egal wer der oder die neue wird.

Alternativlos bezeichnete auch Kanzlerin Merkel ihre Politik einmal. Aus Mangel an Alternativen würde wohl diese Userin für Baerbock stimmen.

Ob der innerparteiliche Konkurrent Robert Habeck den Twitter-Trend aufmerksam verfolgt? Er hat sich ja bekanntermaßen seit geraumer Zeit aus den Sozialen Medien verabschiedet. Seine Parteikollegen zumindest werden diese wachsende Zustimmung gegenüber Baerbock allerdings genauestens registrieren. Möglicherweise wird sie eine Rolle spielen, wenn sich die Grünen endgültig auf einen der beiden festlegen.

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Unter den eigenen Wählern hat Baerbock nach einer aktuellen Umfrage fast zehn Prozent Vorsprung vor Habeck. Lange werden sie die Entscheidung nicht herauszögern, denn am Beispiel der Union können sie momentan gut verfolgen, welche Fehler es zu vermeiden gilt. Da könnte ein Online-Momentum durchaus den Ausschlag geben. Denn schon am 19. April will der Bundesvorstand einen Vorschlag abgeben, Mitte Juni entscheidet dann der Grünenparteitag, wer am 26. September antreten wird.

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