Er blamierte sich vor den Augen der Welt - und fiel dann tief

Er blamierte sich vor den Augen der Welt - und fiel dann tief
Er blamierte sich vor den Augen der Welt - und fiel dann tief

Für ein paar Monate ruhten die Augen der Welt auf ihm.

Er war Protagonist eines Boxkampfs, der mit so großer Spannung erwartet wurde wie jahrelang keiner vor ihm, 96 Millionen Dollar einspielte und ihn zum globalen Gesprächsthema machte. Nur halt nicht unbedingt aus rühmlichen Gründen. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Boxen)

„Hurricane“ Peter McNeeley war der Mann, der am 19. August 1995 der Gegner der Ikone Mike Tyson war, als der nach vier Jahren in den Ring zurückkehrte. Nach drei Jahren Gefängnis wegen einer Verurteilung wegen Vergewaltigung der damals 18 Jahre alten Desiree Washington.

Die düsteren Gründe für Tysons Abwesenheit änderten nichts daran, dass er als größte Attraktion der Branche schnell vermisst wurde. Das groß inszenierte Comeback mündete in einer Farce - der nicht der Tiefpunkt in McNeeleys Leben bleiben sollte.

Peter McNeeleys Bilanz klang gut - aber war wenig wert

Der von Tysons berühmt-berüchtigten Promoter Don King erwählte McNeeley als Kontrahent für die Rückkehr seines Goldesels - und auf den ersten Blick klang die Paarung attraktiv: Der in Medfield, Massachusetts geborene McNeeley war Boxer in dritter Generation, sein Vater Tom hatte einst den großen Floyd Patterson herausgefordert. (Don King: Er zockte Ikonen ab - und tötete zwei Menschen)

Auch McNeeleys eigene Kampfbilanz klang gut: 37 Kämpfe, 36 Siege. Es waren nur eben 36 Siege gegen nicht sehr veritable Gegner. Der Fallobst-Verdacht war schnell da - und bestätigte sich.

McNeeley, deutlich weniger durchtrainiert als Tyson, sorgte schon vor dem Kampf in Las Vegas für unfreiwillige Lacher, als er beim Ablegen seiner Einmarschrobe vergaß, den Gürtel aufzumachen.

Angezählt nach sechs Sekunden - nach 89 disqualifiziert

Im Duell mit Tyson gab er kein besseres Bild ab: Schon nach sechs Sekunden lief er in zwei rechte Haken von „Iron Mike“ und wurde angezählt. Noch vor Ende der ersten Runde war Schluss, als McNeeley weiter verprügelt wurde und schließlich sein Trainer Vinnie Vecchione in den Ring stürmte. Ringrichter-Legende Mills Lane - der zwei Jahre später auch Tysons Ohrbiss-Fight gegen Evander Holyfield leitete - disqualifizierte McNeeley nach 89 Sekunden.

„Ich wollte meinen Jungen beschützen“, begründete Vecchione: „Dieses Geschäft hat schon zu viele Boxtote und lebenslänglich Körperbehinderte erlebt.“

Als Protagonist für große Box-Fights war McNeeley hinterher nicht mehr gefragt, einen weiteren halbwegs beachteten Kampf gab es nur noch 1999 gegen Superschwergewicht „Butterbean“ Eric Esch - der McNeeley ebenfalls innerhalb einer Runde abfertigte.

McNeeley stahl 2006 einem Mann 200 Dollar

McNeeley nahm seine Blamage gegen Tyson mit Humor und machte das Beste draus: Er schloss Werbedeals ab und ironisierte sein Image als Prügelknabe. Für „Pizza Hut“ ließ er sich zum Spaß von einer Pizzakruste umhauen, auch für den Internet-Anbieter „AOL“ parodierte er das Ende des Tyson-Kampfs: Vecchione schritt diesmal ein, weil McNeeley an der Bedienung eines Computers scheiterte.

Noch im Jahr des Tyson-Kampfs tauchte McNeeley aber auch aus weniger spaßigen Gründen wieder in den Medien auf: Er wurde verhaftet wegen des Vorwurfs bewaffneter Körperverletzung.

2006 folgten zwei weitere Verhaftungen: Einmal, weil er einen Mann schlug und ihm seine Geldbörse mit 200 Dollar Inhalt stahl. Einmal, weil er das Fluchtauto nach einem Überfall auf eine Apotheke fuhr.

McNeeley ist heute 53 Jahre alt, arbeitet für ein Box-Gym in seiner Heimat und zeigt sich Fans, die sich noch an ihn erinnern, immer mal wieder bei Instagram. Öfters teilt er Erinnerungen an den Tyson-Kampf.