Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.
Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:
Ukraine setzt Drohnen gegen Landesflucht von Wehrpflichtigen ein
London: Hohe Verluste Russlands bei Kämpfen um ukrainisches Awdijiwka
Ukraine-Gespräche in Malta begonnen - Russland nicht dabei
Selenskyj bedankt sich für Iris-T
EU sichert Ukraine vor zweitem Kriegswinter neue Hilfen zu
Schwere Kämpfe in der Ukraine, anhaltender Beschuss von Städten
Die aktuelle Newslage:
+++ Ukraine setzt Drohnen gegen Landesflucht von Wehrpflichtigen ein +++
Der ukrainische Grenzschutz setzt nach eigenen Angaben auch Drohnen zur Verhinderung der Flucht von Wehrpflichtigen ins Ausland ein. Im südlichen Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau seien am Freitag 14 Männer an der illegalen Ausreise gehindert worden, teilte der Grenzschutz am Samstag mit. In vier Fällen sei dabei zur Aufklärung aus der Luft auch eine Drohne eingesetzt worden, hieß es. Die Grenzschützer veröffentlichten dazu ein Video. Die Männer versuchten demnach, unrechtmäßig die Grenze zu überqueren.
Immer wieder versuchen Männer in der Ukraine, sich durch Flucht einem Einsatz im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg zu entziehen. Nach Angaben des Grenzschutzes hatten die Verdächtigen im Internet Kontakt mit Organisatoren aufgenommen, die ihnen Fluchtrouten gegen Bezahlung von 2000 US-Dollar (rund 1893 Euro) aufgezeigt hätten.
Seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als 20 Monaten hat der ukrainische Grenzschutz nach eigenen Angaben mehr als 20 000 wehrpflichtige Männer an der Flucht gehindert. Die Flüchtigen werden immer wieder an der «grünen Grenze» vor allem zu Rumänien und der Republik Moldau aufgegriffen. Im Grenzfluss Tyssa (Theiß) zu Rumänien und Ungarn gab es auch Fälle, in denen Männer ertranken. Mehrere erfroren auch bei der Flucht durch die Karpaten.
+++ London: Hohe Verluste Russlands bei Kämpfen um ukrainisches Awdijiwka +++
Die Gefechte um die schwer umkämpfte ostukrainische Stadt Awdijiwka haben Russland nach Einschätzung britischer Geheimdienste schwere Verluste eingebracht. Russland habe vermutlich Teile von bis zu acht Brigaden in das Gebiet geschickt - und diese Kräfte hätten wahrscheinlich einige von Russlands bislang höchsten Verlustraten in diesem Jahr erlitten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag in seinem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit. Die schweren, aber ergebnislosen Kämpfe rund um Awdijiwka hätten sich in der vergangenen Woche fortgesetzt, schrieben die Briten.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine – 28 October 2023.
Find out more about Defence Intelligence's use of language: https://t.co/hYWKv7sZQC
🇺🇦 #StandWithUkraine 🇺🇦 pic.twitter.com/4eNIA2Vtmi— Ministry of Defence 🇬🇧 (@DefenceHQ) October 28, 2023
Die Ukraine wehrt sich seit mittlerweile mehr als 20 Monaten gegen die russische Invasion. In der Nähe der stark zerstörten Industriestadt Awdijiwka verlief bereits seit 2014 die Frontlinie zu den von Moskau unterstützten Separatisten. Die russisch kontrollierte Gebietshauptstadt Donezk liegt nur wenige Kilometer südlich davon. Die russische Armee hatte vor gut zwei Wochen mit neuen Angriffen nördlich und südlich von Awdijiwka begonnen.
+++ Ukraine-Gespräche in Malta begonnen - Russland nicht dabei +++
In Malta hat am Samstag ein drittes großes internationales Ukraine-Treffen für einen möglichen späteren Friedensgipfel zur Beendigung des russischen Angriffskriegs begonnen. «Die internationale Unterstützung für die ukrainische Friedensformel wächst», teilte der Leiter des Präsidentenamtes in Kiew, Andrij Jermak, zum Auftakt mit. Zu der Konferenz versammeln sich am Wochenende Topdiplomaten und nationale Sicherheitsberater zahlreicher Staaten. Jermak sprach von 65 vertretenen Staaten, deutlich mehr als im Sommer in Saudi-Arabien.
Es wird erwartet, dass die Ukraine die beiden Verhandlungstage bis Sonntag als Gelegenheit nutzen wird, um Unterstützung für den Friedensplan von Präsident Wolodymyr Selenskyj zu gewinnen. Die aus zehn Punkten bestehende «Friedensformel» sieht im Kern den Abzug russischer Truppen aus dem Land vor. Ähnlich wie bei den vorherigen Konferenzen in Kopenhagen und Dschidda soll zudem unter anderem über die Themen Energie, Ernährung und nukleare Sicherheit sowie humanitäre Fragen und die Wiederherstellung der Grenzen der Ukraine gesprochen werden.
«Das ist wahrhaftig eine Demonstration, dass die Welt an Gerechtigkeit und an einem Sieg der Ukraine interessiert ist», sagte Jermak mit Blick auf das Malta-Treffen. «Russlands Falschdarstellungen zu einem Schwinden des Interesses an der Ukraine haben sich nicht bewahrheitet.»
Russland ist nicht eingeladen und kritisierte die Gespräche als «offensichtlich antirussische Veranstaltung». China, das als Verbündeter Russlands eine eigene Friedensinitiative angestoßen hatte, bleibt dem Vernehmen nach anders als im Sommer diesmal fern. Als wichtigste Unterstützer der Ukraine gelten die USA, Deutschland und Großbritannien sowie die Europäische Union.
+++ Selenskyj bedankt sich für Iris-T +++
Die Ukraine hat von Deutschland ein drittes Flugabwehrsystem vom Typ Iris-T für ihren Abwehrkampf gegen den Aggressor Russland erhalten. Es sei in dieser Woche übergeben worden und bestehe unter anderem aus drei Startgeräten, einem Radarsensor, einem Generator und den dazugehörigen Lenkflugkörpern, teilte das Bundesverteidigungsministerium am Freitag mit. Außerdem erhalte die Ukraine Ersatzteile und technisch-logistische Unterstützung.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich für die Lieferung des Flugabwehrsystems. «Ein sehr starkes Paket aus Deutschland - genau das, was wir mit Herrn Bundeskanzler vereinbart haben», sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Die Stärkung der Luftabwehr mit dem Iris-T-System und zusätzlichen Flugabwehrraketen sei speziell vor dem Winter sehr wichtig. «Dies wird unseren Soldaten und der Verteidigung unserer Städte sehr helfen», sagte Selenskyj. Über die Flugabwehr und den Kampf gegen Drohnen habe er zudem in einem Telefonat mit Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak gesprochen.
+++ EU sichert Ukraine vor zweitem Kriegswinter neue Hilfen zu +++
Die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder sicherten der Ukraine vor dem zweiten Kriegswinter anhaltende Waffen- und Munitionslieferungen zu. Zudem versprachen sie die Lieferung zusätzlicher Stromgeneratoren und mobiler Heizstationen sowie stärkere Anstrengungen zur Zwangsbeteiligung Russlands an der Beseitigung von Kriegsschäden.
Die Europäische Union werde der Ukraine und ihrer Bevölkerung so lange wie nötig entschiedene finanzielle, wirtschaftliche, humanitäre, militärische und diplomatische Hilfe leisten, heißt es in einer am Freitag verabschiedeten Erklärung der Staats- und Regierungschefs. Die Unterstützung der EU für die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Ukraine sei unverbrüchlich.
Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich überzeugt, dass daran auch der derzeitige Fokus auf den Gaza-Krieg nichts ändern werde.
+++ Schwere Kämpfe in der Ukraine, anhaltender Beschuss von Städten +++
Die Lage in der Ukraine bleibt derweil schwierig. Selenskyj ging in seiner Rede nur am Rande auf Brennpunkte wie Awdijiwka im Osten des Landes ein. Er sprach lediglich von hohen Verlusten der russischen Streitkräfte. Allerdings sind Beobachtern zufolge die ukrainischen Truppen dort unter starken Druck geraten.
Durch schweren russischen Beschuss sind offiziellen Angaben nach in der südukrainischen Großstadt Cherson mehrere Menschen verletzt worden. Mehr als zehn Wohnhäuser im Stadtzentrum seien beschädigt worden, teilte der Leiter der Stadtverwaltung, Roman Mrotschko, am Freitag auf Telegram mit. Laut der Gebietsverwaltung wurden sieben Personen in der Stadt verletzt. Drei Frauen seien ins Krankenhaus eingeliefert worden, schrieb am späten Abend der Chef der Militärverwaltung des Gebiets, Olexander Prokudin. Die Stadt Beryslaw sei ebenso beschossen und dabei eine weitere Person verletzt worden.