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Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

In der Ukraine herrscht Krieg. (Symbolbild: Getty Images)
In der Ukraine herrscht Krieg. (Symbolbild: Getty Images)

Hier können Sie die wichtigsten Nachrichten des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Krim-Gouverneur wirft Kiew Drohnen-Angriff vor - Ukraine dementiert

  • Rotes Kreuz wartet auf Zugang zu angegriffenem Gefängnis Oleniwka

  • Ukrainischer Getreidegroßunternehmer in Mykolajiw getötet

  • Putin setzt neue Marine-Doktrin in Kraft - Parade mit Kriegsschiffen

  • Papst fordert neue Verhandlungen

  • Selenskyj will Donbass evakuieren

  • Ukrainische Regierung verspricht Menschen aus Donbass Hilfe

  • Selenskyj fordert Westen nach Tötung von Gefangenen zum Handeln auf

  • US-Außenminister drückte Ukraine Beileid aus

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Krim-Gouverneur wirft Kiew Drohnen-Angriff vor - Ukraine dementiert +++

Auf der laut Völkerrecht zur Ukraine gehörenden Halbinsel Krim ist russischen Angaben zufolge in der Stadt Sewastopol der Stab der Schwarzmeerflotte mit einer Drohne angegriffen worden. Sechs Menschen seien dabei am Sonntag verletzt worden, teilte der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die ukrainische Marine dementierte den Angriff auf die 2014 von Russland annektierte Krim.

In Wirklichkeit hätten sich die Russen aus Angst vor ukrainischen Angriffen nicht getraut, dort wie geplant die Feierlichkeiten zum «Tag der Marine» abzuhalten, heißt es in einer auf Facebook veröffentlichten Mitteilung. «Und um sich nicht vor der ganzen Welt zu blamieren, weil er (der Feind) die Streitkräfte der Ukraine fürchtet, erfand er einen Grund, um die Veranstaltungen abzusagen.»

Die russische Seite hatte die in Russland in vielen Regionen begangenen Feierlichkeiten in Sewastopol mit Verweis auf den vermeintlich ukrainischen Angriff ausfallen lassen. «Am heutigen frühen Morgen haben ukrainische Nationalisten entschieden, uns den Tag der Marine zu verderben», schrieb Gouverneur Raswoschajew. Die Drohne sei im Hof des Stabquartiers eingeschlagen, meinte Raswoschajew und zeigte Fotos von Zerstörungen.

Bei den Verletzten handele es sich um Mitarbeiter des Stabs der russischen Schwarzmeerflotte. Tote gebe es nicht. «Ich bitte darum, die Ruhe zu bewahren und nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben», schrieb Raswoschajew. Der Inlandsgeheimdienst FSB und die zuständigen Behörden arbeiteten an der Aufklärung des Falls.

Das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol soll mit ukrainischen Drohnen angegriffen worden sein. (Bild: Reuters)
Das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol soll mit ukrainischen Drohnen angegriffen worden sein. (Bild: Reuters)

+++ Rotes Kreuz wartet auf Zugang zu angegriffenem Gefängnis Oleniwka +++

Das Rote Kreuz hat nach dem Angriff auf ein Gefangenenlager im Osten der Ukraine zunächst vergeblich auf Zugang zu den Verletzten gewartet. «Um es klar zu sagen: Unserem Ersuchen um Zugang zu den Kriegsgefangenen aus dem Gefängnis Oleniwka wurde gestern nicht stattgegeben», twitterte die Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in der Ukraine am Samstagabend. Auch bis Sonntagnachmittag hatte das IKRK noch keine Erlaubnis für einen Zugang zum Gefängnis erhalten, wie ein Sprecher in Genf der dpa sagte. Das russische Verteidigungsministerium sagte dagegen in Moskau, es habe das IKRK zu einem Besuch eingeladen.

Oleniwka liegt bei Donezk auf dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet. In der Baracke mit Kriegsgefangenen soll in der Nacht zu Freitag eine Rakete eingeschlagen sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem vorsätzlichen russischen Kriegsverbrechen. Nach russischer Darstellung wurde die Einrichtung von einem Himars-Mehrfachraketenwerfer aus den USA getroffen, den die ukrainische Armee einsetzt. Die Angaben beider Seiten konnten nicht unmittelbar unabhängig geprüft werden. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Samstag die Namen von 50 getöteten und 73 verletzten Gefangenen.

Das strikt neutrale IKRK ist nach internationalem Recht, das für alle Staaten der Welt gilt, befugt, Kriegsgefangene zu besuchen. «Die Dritte Genfer Konvention gibt dem IKRK das Recht, überall dorthin zu gehen, wo sich Kriegsgefangene aufhalten, und sie zu befragen», erklärt das IKRK auf seiner Webseite. Allerdings brauchen die Delegierten dafür formell die Zustimmung der Partei, die die Kriegsgefangenen festhält.

+++ Ukrainischer Getreidegroßunternehmer in Mykolajiw getötet +++

In der südukrainischen Stadt Mykolajiw ist durch russischen Beschuss der Besitzer eines der größten ukrainischen Unternehmen im Getreidehandel getötet worden. «In der Nacht kamen der Held der Ukraine und Generaldirektor von Nibulon, Olexij Wadaturskyj, und seine Frau Rajissa infolge von Beschuss tragisch ums Leben», schrieb der Gebietsgouverneur, Witalij Kim, am Sonntag beim Nachrichtendienst Telegram.

Wadaturskyj wurde 74 Jahre alt. Sein Vermögen wurde zuletzt auf umgerechnet über 400 Millionen Euro geschätzt.

Der Bürgermeister der Großstadt, Olexander Sjenkewytsch, bezeichnete den nächtlichen Beschuss bei Telegram als «wahrscheinlich den stärksten der ganzen Zeit» seit Kriegsausbruch. Drei weitere Zivilisten seien verletzt worden. In der Schiffsbauerstadt soll noch etwa die Hälfte der einst knapp 500 000 Einwohner ausharren.

+++ Putin setzt neue Marine-Doktrin in Kraft - Parade mit Kriegsschiffen +++

Russlands Präsident Wladimir Putin hat zum Tag der Seestreitkräfte in St. Petersburg eine neue Marinedoktrin in Kraft gesetzt. Dort seien auch Russlands Seegrenzen, darunter in der Arktis und im Schwarzen Meer festgelegt worden. «Den Schutz werden wir hart und mit allen Mitteln gewährleisten», betonte der Kremlchef bei einer Parade mit Kriegsschiffen am Sonntag. Zugleich kündigte er an, dass die neue Hyperschall-Seerakete «Zirkon» bald in den Dienst gestellt werde. Die Lieferung der Raketen beginne in den nächsten Monaten, als erste werde die Fregatte «Admiral Gorschkow» damit ausgerüstet.

In der neuen Doktrin wurde festgeschrieben, dass das Streben der USA nach Dominanz auf den Weltmeeren eine «Herausforderung für die nationale Sicherheit Russlands» sei. Das von Putin feierlich unterzeichnete Dokument sieht auch vor, dass die militärische Infrastruktur auf der annektieren Schwarzmeer-Halbinsel Krim ausgebaut werde. Laut der Doktrin ist zudem der Bau von modernen Flugzeugträgern vorgesehen.

Wladimir Putin bei einer Marine-Parade in St. Petersburg. (Bild: Reuters)
Wladimir Putin bei einer Marine-Parade in St. Petersburg. (Bild: Reuters)

+++ Papst fordert neue Verhandlungen +++

Papst Franziskus hat im laufenden Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zu Verhandlungen aufgerufen. «Wenn man den Schaden bedenkt, den der Krieg dem Volk, aber auch der gesamten Welt jeden Tag zufügt, wäre die einzig vernünftige Sache, damit aufzuhören und zu verhandeln», sagte das 85 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag vor zahlreichen Pilgern und Rom-Besuchern auf dem Petersplatz. Weisheit möge zu konkreten Friedensschritten inspirieren, ergänzte er.

+++ Selenskyj will Donbass evakuieren +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts der massiven Angriffe der russischen Armee im Osten des Landes die Menschen zum Verlassen des Gebiets Donezk aufgerufen. «Im Donbass sind Hunderttausende Menschen, Zehntausende Kinder, viele lehnen es ab zu gehen», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Samstag. Er appellierte eindringlich an die Bewohner des Donbass, diese Entscheidung zu treffen. «Glauben Sie mir», sagte er in flehendem Ton. «Je mehr Menschen aus dem Donezker Gebiet gehen, desto weniger Leute kann die russische Armee töten.» Der Sonntag ist der 158. Tag des Krieges.

Zerstörte Häuser in Donezk. (Bild: Getty Images)
Zerstörte Häuser in Donezk. (Bild: Getty Images)

+++ Ukrainische Regierung verspricht Menschen aus Donbass Hilfe +++

Der Präsident beklagte demnach, dass viele Bürger noch immer nicht einsichtig seien. «Brechen Sie auf, wir helfen», sagte er. «Wir sind nicht Russland – eben weil für uns jedes Leben wichtig ist.» Nach Angaben der ukrainischen Regierung sind 52 000 Kinder in der Region, die dringend in Sicherheit gebracht werden müssten. Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk, die den Evakuierungsstab leitet, betonte, dass Menschen, die bleiben wollten, eine Erklärung unterschreiben müssten, dass sie sich der Gefahr für ihr Leben bewusst seien.

+++ Selenskyj fordert Westen nach Tötung von Gefangenen zum Handeln auf +++

Selenskyj bezeichnete Russland einmal mehr als einen «Terrorstaat» und forderte die internationale Gemeinschaft auf, das Land zu isolieren. Wenn Russland von den USA als «Terrorstaat» eingestuft werde, würden alle Partner die Verbindungen mit dem Land kappen. Der Präsident verurteilte noch einmal mit Nachdruck die Tötung von ukrainischen Kriegsgefangenen in einer von prorussischen Separatisten kontrollierten Haftanstalt in Oleniwka im Gebiet Donezk.

US-Außenminister Anthony Blinken. (Bild: Getty Images)
US-Außenminister Anthony Blinken. (Bild: Getty Images)

+++ US-Außenminister drückte Ukraine Beileid aus +++

Nach dem Angriff auf das Lager drückte US-Außenminister Antony Blinken seinem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba sein Beileid aus. Bei einem Telefonat am Freitag habe Blinken die Entschlossenheit der USA bekräftigt, Russland für die von seinen Streitkräften begangenen Gräueltaten an der ukrainischen Bevölkerung zur Rechenschaft zu ziehen.