Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Dieser Ticker ist für heute beendet.

  • Weiter schwere Kämpfe in Ostukraine

  • Erstes Zeltlager für Ukraine-Flüchtlinge in Prag eröffnet

  • Lawrow beschuldigt Westen des “totalen hybriden Kriegs“

  • G7-Staaten wollen notfalls jahrelang Waffen liefern

  • Russland beschießt Gefechtsstände und Munitionslager in Ukraine

  • Scholz erkennt keinen Sinneswandel bei Putin

  • G7-Staaten wollen Ukraine notfalls jahrelang Waffen liefern

  • Kiew sieht "dritte Phase" des Kriegs

  • Selenskyj kritisiert verweigerte Hilfe

  • Mariupol: Asow-Stahlwerk weiter unter Beschuss

Die aktuelle News-Lage im Live-Stream:

+++ Weiter schwere Kämpfe in Ostukraine - aber wenig Bewegung +++

Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe im Osten des Landes fortgesetzt, ohne nennenswerte Geländegewinne erzielen zu können. «Die größte Aktivität halten die Okkupanten im Raum Sloboschanske und Donezk aufrecht», teilte der Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht am Samstag mit.

Demnach bereiten die russischen Truppen Angriffe auf die Städte Sjewjerodonezk, Soledar und Bachmut vor und haben dazu zwei weitere taktische Bataillone an die Front verlegt. Mithilfe von Artillerie- und Luftunterstützung würde der Feind ukrainische Stellungen stürmen. «Er hat teilweise Erfolg in Awdijiwka», heißt es. Die Stadt gilt als ukrainische Festung und wird seit Kriegsbeginn erfolglos von den Russen gestürmt.

+++ Erstes Zeltlager für Ukraine-Flüchtlinge in Prag eröffnet +++

In Prag ist am Samstag ein erstes Zeltlager für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine eröffnet worden. Die Einrichtung im Stadtteil Troja verfügt über Betten für zunächst 150 Menschen. Mit dem Zeltlager will die Regierung die angespannte Lage am Hauptbahnhof der tschechischen Hauptstadt entschärfen, da andere Unterbringungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

Hilfsorganisationen klagen seit Tagen über unwürdige Zustände auf den Gängen des wichtigen Eisenbahnknotenpunkts. Dort harren viele Angehörige der Roma-Minderheit aus, die aus Transkarpatien im Westen der Ukraine stammen. Zeitungen zeigten Bilder von Kindern, die auf dem Boden schlafen müssen.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow. (Bild: Getty Images)
Der russische Außenminister Sergej Lawrow. (Bild: Getty Images)

+++ Lawrow beschuldigt Westen des “totalen hybriden Kriegs“+++

Die russische Führung hat das Handeln des Westens erneut mit Begrifflichkeiten aus dem Zweiten Weltkrieg kritisiert. «Der kollektive Westen hat uns den totalen hybriden Krieg erklärt und es ist schwer vorauszusagen, wie lange das alles dauert, aber es ist klar, dass die Folgen alle ohne Ausnahme zu spüren bekommen», sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow laut der Nachrichtenagentur Interfax am Samstag bei einer Sitzung des kremlnahen «Rats für Außen- und Sicherheitspolitik» in Moskau.

Russland habe alles getan, um eine direkte Konfrontation zu vermeiden, aber nehme die Herausforderung nun an, schließlich sei das Land Sanktionen gewohnt, erklärte Lawrow. Er kritisierte einen «steinzeitlichen Ausbruch von Russenfeindlichkeit» im Westen.

+++ G7-Staaten wollen notfalls jahrelang Waffen liefern +++

Deutschland und die anderen G7-Staaten wollen den ukrainischen Streitkräften notfalls noch jahrelang Waffen und andere militärische Ausrüstung für den Kampf gegen die Angreifer aus Russland liefern. «Wir werden unsere laufende Militär- und Verteidigungshilfe für die Ukraine so lange wie nötig fortsetzen», heißt es in einer von den Außenministern der Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen (G7) verabschiedeten Erklärung.

Annalena Baerbock auf der G7-Konferenz. (Bild: Reuters)
Annalena Baerbock auf der G7-Konferenz. (Bild: Reuters)

+++ Russland beschießt Gefechtsstände und Munitionslager in Ukraine +++

Bei neuen Luftangriffen in der Ukraine hat Russland nach eigenen Angaben mehrere Gefechtsstände und zwei Munitionslager im Gebiet Donezk beschossen. Im Zuge der Schläge seien auch 23 Einheiten von Militärtechnik außer Gefecht gesetzt und bis zu 100 ukrainische Kämpfer «vernichtet» worden, sagte der Sprecher der russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag in Moskau. Von unabhängiger Seite überprüfbar waren diese Angaben zunächst nicht. Zu einem möglichen russischen Vormarsch auf ukrainischem Gebiet äußerte sich der Militärsprecher nicht.

Außerdem seien in der Nacht zum Samstag 18 Kommandopunkte und 543 militärische Stellungen mit Raketen und Artillerie beschossen worden, sagte Konaschenkow. Die Schwerpunkte der Angriffe lagen demnach im Gebiet Donezk. Zerstört wurde demnach auch ein Munitionslager der ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Cherson. Zuvor hatte Russland erklärt, die Kontrolle über diese Region in der Südukraine zu haben. Die russische Luftabwehr habe außerdem in den östlichen Gebieten Charkiw, Luhansk und Donezk insgesamt 13 ukrainische Drohnen abgeschossen, sagte Konaschenkow.

+++ Scholz erkennt keinen Sinneswandel bei Putin +++

Zweieinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Bundeskanzler Olaf Scholz keinen Sinneswandel bei Kremlchef Wladimir Putin entdeckt. Dies sagte der SPD-Politiker in einem am Samstag veröffentlichten Interview des Nachrichtenportals «t-online».

Dabei sei klar, dass Russland keines seiner zu Beginn genannten Kriegsziele erreicht habe. Die Ukraine sei nicht erobert worden, sondern verteidige sich mit viel Geschick, Mut und Aufopferungswillen. «Die Nato hat sich nicht zurückgezogen, sondern ihre Kräfte an der östlichen Flanke des Bündnisses sogar verstärkt. Und die Allianz wird noch stärker, wenn Finnland und Schweden der Nato beitreten.» Das russische Militär selbst habe erhebliche Verluste erlitten, weit mehr als in den zehn Jahren des Afghanistan-Feldzugs der Sowjetunion.

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+++ G7-Staaten wollen Ukraine notfalls jahrelang Waffen liefern +++

Deutschland und die anderen G7-Staaten wollen den ukrainischen Streitkräften notfalls noch jahrelang Waffen und andere militärische Ausrüstung liefern.

«Wir werden unsere laufende Militär- und Verteidigungshilfe für die Ukraine so lange wie nötig fortsetzen», heißt es in einer von den Außenministern der Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen (G7) verabschiedeten Erklärung. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine sei unprovoziert, durch nichts zu rechtfertigen und rechtswidrig. Die Ukraine habe das Recht zu Selbstverteidigung.

Der Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, auf der G7-Konferenz. (Bild: Getty Images)
Der Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, auf der G7-Konferenz. (Bild: Getty Images)

Die Gruppe forderte Russland auf, die Blockade ukrainischer Getreideexporte zu beenden.

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+++ Russland will möglichen Nato-Beitritt Finnlands erst analysieren +++

Russland will im Fall eines Nato-Beitritts Finnlands und Schwedens seine Reaktion von der konkreten militärischen Infrastruktur des Bündnisses abhängig machen. Es sei noch zu früh, über eine mögliche Stationierung von Atomwaffen zu sprechen, sagte der russische Vize-Außenminister Alexander Gruschko der Agentur Interfax zufolge am Samstag. Die mögliche Aufnahme der beiden Staaten in die Nato bedeute zwar «strategische Veränderungen» in der Region. Aber Russland werde darauf nicht emotional, sondern gemäß «einer gründlichen Analyse» des neuen Kräfteverhältnisses reagieren.

Zuvor hatte Ex-Präsident Dmitri Medwedew, Vizechef des nationalen Sicherheitsrates in Moskau, mit einer Stationierung von Atomwaffen in der russischen Ostseeregion gedroht. Die politische Führung des lange neutralen Finnlands will wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine aus Sorge um die eigene Sicherheit nun schnell der Nato beitreten. Eine Mitgliedschaft würde die Nato-Grenze zu Russland mit einem Schlag verdoppeln.

+++ Kiew sieht «dritte Phase» des Kriegs +++

Die ukrainische Führung sieht den Beginn der «dritten Phase» des russischen Angriffskriegs und eines damit verbundenen langwierigen Kampfes. «Phase eins» sei der Versuch gewesen, die Ukraine «in wenigen Tagen» zu überrollen, sagte Viktor Andrusyw, Berater im ukrainischen Innenministerium, in der Nacht zum Samstag im Fernsehen. In der zweiten Phase sollten wiederum die ukrainischen Streitkräfte in mehreren Kesseln eingekreist und zerschlagen werden. «Und auch das haben sie nicht geschafft.»

In der neuen «dritten Phase» bereiteten die russischen Militärs die Verteidigung der bisher erreichten Geländegewinne vor. «Das zeigt, dass sie einen langen Krieg daraus machen wollen», sagte Andrusyw. Offenbar denke die russische Regierung, dass sie mit diesem Hinausziehen des Kriegs den Westen an den Verhandlungstisch und damit wiederum die Ukraine zum Einlenken zwingen könne.

+++ Mariupol: Asow-Stahlwerk weiter unter Beschuss - trotz Verhandlungen +++

Russland hat nach ukrainischen Angaben unabhängig vom Ringen um eine Verhandlungslösung für die Kämpfer im Asow-Stahlwerk in Mariupol erneut die Industriezone beschossen. Es gebe Angriffe aus der Luft und am Boden, teilte der Mariupoler Stadtratsabgeordnete Petro Andrjuschtschenko am Samstag im Nachrichtkanal Telegram mit. «Die Grausamkeit des Feindes nimmt zu», meinte er. Es würden nicht nur die Verteidiger von Mariupol selbst angegriffen, sondern auch ihre Familien.

Aufnahmen des Stahlwerks Azovstal Anfang Mai (Bild: Uncredited/AP/dpa)
Aufnahmen des Stahlwerks Azovstal Anfang Mai (Bild: Uncredited/AP/dpa)

«Gestern haben die Besatzer in den sozialen Netzwerken die persönlichen Kontakte (Telefon, Profile) der Ehepartner ausfindig gemacht», sagte Andrjuschtschenko. Er veröffentliche bei Telegram auch ein Video, das Luftaufnahmen des Stahlwerks unter russischem Beschuss zeigen soll. Darauf sind auch schwere Explosionen zu sehen. Woher und von wann die Aufnahmen stammen, konnte zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

+++ Ukraine: Schwere Waffen Schlüssel für Ernährungssicherheit +++

Die Ukraine sieht in der Lieferung schwerer Waffen des Westens für den Kampf gegen Russland auch einen Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit. «Der Schlüssel für die Ernährungssicherheit in der Welt sind die Waffen für die Ukraine», teilte Mychajlo Podoljak, Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, am Samstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Demnach sollen die Waffen dabei helfen, die durch Russlands Angriffskrieg blockierten ukrainischen Getreidereserven für den Export freizuschlagen. Die Ukraine gehört zu den größten Weizenexporteuren, kann aber nichts ausführen, weil sie die Kontrolle über die Häfen im Schwarzen und Asowschen Meer verloren hat. Die russische Kriegsmarine kontrolliert die Handelswege.

«Es ist wichtig, Ursache und Wirkung von globalen Prozessen zu verstehen. Russland hat die Lebensmittelsicherheit in der Welt in Gefahr gebracht, indem es einen Krieg in der Ukraine begann», schrieb Podoljak weiter. «Der einzige Weg zur Wiederherstellung der Ordnung besteht darin, uns dabei zu helfen, den Sieg zu erringen.» Dafür seien Waffen notwendig.

+++ Selenskyj kritisiert verweigerte Hilfe +++

Trotz der klare Lage gebe es Länder, in denen Sanktionen gegen Moskau zurückgehalten würden oder Hilfe für die Ukraine blockiert werde, kritisierte Selenskyj. Konkret nannte er jedoch kein Land beim Namen. Dabei sei inzwischen bekannt, dass Russlands Blockade ukrainischer Häfen sowie der Krieg insgesamt eine große Nahrungsmittelkrise provozierten. «Und russische Beamte drohen der Welt auch offen, dass es in Dutzenden von Ländern Hungersnöte geben wird.»

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Bild: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa)
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine (Bild: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa)

«Tatsächlich kann heute niemand vorhersagen, wie lange dieser Krieg dauern wird», sagte Selenskyj. «Aber wir tun alles, um unser Land schnell zu befreien. Dazu brauche die Ukraine Hilfe ihrer Partner, «aus europäischen Ländern, aus den Ländern der ganzen freien Welt»

+++ Kiews Präsidentenberater: Russlands Armee und Wirtschaft wackeln +++

Russlands Armee und Wirtschaft stehen nach Meinung des ukrainischen Präsidentenberaters Olexij Arestowytsch auf tönernen Füßen. Das Bild des russischen Präsidenten Wladimir Putin von der «unbesiegbaren zweitgrößten Armee der Welt» habe sich bereits «als Fake» entpuppt, sagte Arestowytsch am Freitagabend nach Angaben der Agentur Unian. Die Realität der vergangenen Wochen habe ein reales Bild von der Kampffähigkeit der russischen Armee gezeigt: «Sie hat gedroht, die Nato zu zerlegen, ist aber schon an zwei Dörfern in der Region Sumy (in der Nordostukraine) gescheitert.»

Der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sagte zugleich den aus seiner Sicht bevorstehenden Zusammenbruch der russischen Wirtschaft im Sommer voraus. «Jeder Versuch zu Verhandlungen mit dem Westen wird scheitern», sagte Arestowytsch. Das werde sich spätestens im Juli oder August bei einer möglichen Mobilmachung bemerkbar machen. Er sah es als fraglich an, dass die russische Wirtschaft diesem Druck standhalten könne.

«Es kann keine gesunde Wirtschaft in einem Land geben, in dem alles andere verrottet ist», sagte Arestowytsch. «Weil es die gleichen geschönten Zahlen, den gleichen Mist und die Unfähigkeit gibt, echtem Stress standzuhalten.»

+++ Odessas Bürgermeister würdigt Azovstal-Kämpfer als Helden +++

Die im Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol verschanzten ukrainischen Soldaten sind für den Bürgermeister von Odessa wahre Helden. «Mariupol rettet meiner Ansicht nach nicht nur Odessa, sondern die gesamte Ukraine», sagte Hennadij Truchanow nach Angaben der Agentur Unian in der Nacht zum Samstag. «Denn diese Selbstlosigkeit, die unsere Militärs in Mariupol zeigen, das ist ein wahres Beispiel von Heldentum.»

Zwar liege die Hafenstadt Odessa weiterhin unter wiederholtem Beschuss durch russische Raketen, doch könnten sich die Bewohner immer noch in relativer Sicherheit wiegen. «Denn dort (in Mariupol) geht es buchstäblich nicht mehr um Leben, sondern um den Tod.»

Nach wochenlangem Kampf gegen die russischen Angreifer haben sich die letzten Verteidiger von Mariupol im Stahlwerk Azovstal verschanzt. Bisherige Bemühungen Kiews um freien Abzug, eventuell auch nur für Schwerverwundete, sind von russischen Militärs abgelehnt worden. Die russische Militärführung fordert vielmehr die Kapitulation der Verteidiger.