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Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)
Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)

In unserem Newsticker können sie die wichtigsten Nachrichten des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Wieder Artilleriebeschuss in Nähe von AKW Saporischschja

  • Selenskyj fordert Sanktionen gegen Atomindustrie und warnt vor atomarer Katastrophe

  • London: Russland will wichtige Autobahn nach Donezk einnehmen

  • AKW Saporischschja: Russischer Diplomat sieht UN in Pflicht

  • Polen plant Einschränkungen bei Visa-Vergabe für Russen

  • Lage im Osten weiter schwierig, Verteidigung aber hält

  • Getreidetransporte erfolgreich angelaufen

  • Nach Luftraum-Sperrung noch immer russische Flugzeuge in Deutschland

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Wieder Artilleriebeschuss in Nähe von AKW Saporischschja +++

In der ukrainischen Stadt Enerhodar am russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja sind am Sonntag erneut Artilleriegeschosse eingeschlagen. Das teilten russische wie ukrainische Quellen mit. Beide Seiten machten jeweils die andere für den Beschuss verantwortlich. Übereinstimmend wurde berichtet, dass ein Zivilist getötet worden sei.

«Die Nationalisten der Ukraine haben ein Wohngebiet von Enerhodar mit Raketen beschossen», teilte die russische Besatzungsverwaltung der Agentur Tass zufolge mit. Der ukrainische Bürgermeister der Stadt, Dmytro Orlow, sprach von einer «mörderischen Provokation» der Besatzer. Unabhängige Bestätigungen des Vorfalls gab es nicht.

Die internationale Gemeinschaft ist besorgt wegen der Sicherheitslage im größten Kernkraftwerk Europas, das seit März von russischen Truppen besetzt ist. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sollen das AKW inspizieren. Die Vereinten Nationen, Russland und die Ukraine können sich aber nicht über die Modalitäten des Besuchs einigen.

+++ Selenskyj warnt vor atomarer Katastrophe +++

Kiew und Moskau werfen sich seit Tagen gegenseitig vor, für den Beschuss des größten Atomkraftwerks in Europa verantwortlich zu sein. Russland hat die weitläufige Anlage in der Stadt Enerhodar seit Monaten besetzt. Selenskyj warf den russischen Truppen vor, das Gelände als Festung zu nutzen, um von dort auf die am anderen Ufer des Dnipro-Stausees liegenden Kleinstädte Nikopol und Marhanez zu schießen. Er warnte davor, dass der Aufmarsch russischer Truppen auf dem Areal des AKW «die radioaktive Bedrohung für Europa so erhöht, wie es sie nicht einmal zu den schwierigsten Augenblicken der Konfrontation in den Zeiten des Kalten Krieges gab».

Das Atomkraftwerk Saporischschja in der von Russland kontrollierten Stadt Enerhodar. (Bild: Getty Images)
Das Atomkraftwerk Saporischschja in der von Russland kontrollierten Stadt Enerhodar. (Bild: Getty Images)

+++ London: Russland will wichtige Autobahn nach Donezk einnehmen +++

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste will Russland im Osten der Ukraine eine wichtige Verkehrsader aus dem Westen in die Region Donezk unter seine Kontrolle bringen. Der Donezker Vorort Pisky nahe des Donezker Flughafens sei derzeit schwer umkämpft, hieß es am Sonntag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf die Geheimdienste. Die russischen Angriffe zielten mutmaßlich darauf ab, die Autobahn M04 - die wichtigste Verbindung nach Donezk aus westlicher Richtung - einzunehmen.

Neben den Kämpfen in Donezk habe Moskau in der vergangenen Woche seine Truppen verstärkt im Süden der Ukraine zusammengezogen.

+++ AKW Saporischschja: Russischer Diplomat sieht UN in Pflicht +++

Im Ringen um die Sicherheit des beschossenen ukrainischen Atomkraftwerks (AKW) Saporischschja sieht der russische Diplomat Michail Uljanow die Vereinten Nationen in der Pflicht. Aufgabe des UN-Sekretariats sei es, «grünes Licht zu geben für einen Besuch des AKW von Experten und Expertinnen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), sagte Uljanow in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Die Diplomat vertritt Russland in Wien bei den internationalen Organisationen. Die IAEA könne sich dann selbst um die «Modalitäten der Reise in die Unruheregion» kümmern, sagte Uljanow.

Dem Vernehmen nach hatten die UN eine Reise von IAEA-Chef Rafael Grossi nicht nur aus Sicherheitsgründen bisher nicht erlaubt, sondern auch weil es Streit gibt um den Reiseweg. Grossi könnte zum Ärger der Ukraine etwa unter russischem Schutz über die von Moskau 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim anreisen. «Wir haben mit der Organisation sehr eng gearbeitet im Mai/Juli und den Besuch vorbereitet. Das UN-Sekretariat hat ihn im letzten Moment blockiert, ohne die Gründe dafür zu erklären», sagte Uljanow.

+++ Polen plant Einschränkungen bei Visa-Vergabe für Russen +++

Nach dem Vorbild von Estland und Lettland erwägt nun auch Polen, die Regeln für die Visa-Vergabe für russische Staatsbürger einzuschränken. «Polen arbeitet an der Entwicklung eines Konzepts, das es ermöglicht, keine Visa für Russen zu erteilen», sagte Vize-Außenminister Piotr Wawrzyk am Sonntag der Nachrichtenagentur PAP. Die Entscheidung darüber werde in den kommenden Wochen fallen.

Der Vize-Außenminister sagte weiter, sein Land sei dafür, dass die EU wegen des Ukraine-Kriegs weitere Sanktionen gegen Russland verhänge. Dazu zähle auch die Aussetzung des Vertrags über die erleichterte Visa-Vergabe für russische Staatsbürger. «Dem widersetzen sich aber die großen Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland, Frankreich und die Niederlande.» Polen spreche derzeit mit anderen Mitgliedsländern und habe festgestellt, dass außer den drei Baltenstaaten Litauen, Lettland und Estland auch die Slowakei und Tschechien seine Auffassung teilen würden.

Deutschland und auch die EU-Kommission in Brüssel lehnen einen grundsätzlichen Stopp von Touristenvisa für Russinnen und Russen ab. Estland hatte in der vergangenen Woche beschlossen, dass russische Staatsbürger vom 18. August an nicht mehr mit einem von Estland ausgestellten Schengen-Visum einreisen dürfen. Ausgenommen von der Regelung sind Russen, deren Heimatland Estland ist oder die ihren ständigen Wohnsitz dort haben. Daneben gelten weitere Ausnahmen, etwa für Verwandtschaftsbesuche. Weiter einreisen dürfen auch russische Bürger mit von anderen EU-Mitgliedern ausgestellten Visa.

+++ Selenskyj fordert Sanktionen gegen Russlands Atomindustrie +++

Angesichts der Kämpfe um das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine fordert Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew den Westen zu Sanktionen gegen Russlands Atomindustrie auf. Die Strafmaßnahmen müssten die Nuklearindustrie des Aggressorstaates treffen, sagte Selenskyj in einer am Samstagabend verbreiteten Videoansprache.

+++ Selenskyj warnt vor atomarer Katastrophe +++

Kiew und Moskau werfen sich seit Tagen gegenseitig vor, für den Beschuss des größten Atomkraftwerks in Europa verantwortlich zu sein. Russland hat die weitläufige Anlage in der Stadt Enerhodar seit Monaten besetzt. Selenskyj warf den russischen Truppen vor, das Gelände als Festung zu nutzen, um von dort auf die am anderen Ufer des Dnipro-Stausees liegenden Kleinstädte Nikopol und Marhanez zu schießen. Er warnte davor, dass der Aufmarsch russischer Truppen auf dem Areal des AKW «die radioaktive Bedrohung für Europa so erhöht, wie es sie nicht einmal zu den schwierigsten Augenblicken der Konfrontation in den Zeiten des Kalten Krieges gab».

+++ Selenskyj sieht Erfolge in Südukraine +++

Selenskyj sagte in einer Ansprache auch, dass die Lage im Osten der Ukraine weiter schwierig, aber ohne große Veränderungen sei. Besonders die Region Charkiw werde immer wieder angegriffen, die Verteidigung aber halte. Russland habe im Donbass indes «kolossale Ressourcen» an Artillerie, Personal und Ausrüstung aufgefahren.

Im Süden gebe es aber auch gute Nachrichten. Dort gelingt es laut Selenskyj dem ukrainischen Militär immer wieder, den «russischen Okkupanten» Schläge zu versetzen. Die Autobrücke des Staudamms Nowa Kachowka im Gebiet Cherson ist nach ukrainischen Angaben infolge mehrerer Angriffe nicht mehr befahrbar. Die Brücke sei von Raketen- und Artillerieeinheiten gezielt unbrauchbar gemacht worden, teilte das ukrainische Armeekommando Süd am Samstag bei Facebook mit.

Der ukrainische Präsident Selenskyj. (Bild: Getty Images)
Der ukrainische Präsident Selenskyj. (Bild: Getty Images)

+++ Getreidetransporte laufen und bringen Einnahmen +++

Als gute Nachricht bezeichnete Selenskyj auch den Transport von ukrainischem Getreide und Lebensmitteln über die Häfen im Schwarzen Meer. Inzwischen seien 16 Schiffe mit Mais, Weizen, Soja, Sonnenblumenöl und anderen Produkten ausgelaufen, um die Lage auf dem globalen Lebensmittelmarkt zu entspannen. Die Einnahmen aus dem Verkauf kämen dem Staat und den Landwirten zugute, die nun die neue Saat ausbringen könnten, sagte Selenskyj. «Das ist ein wichtiges Element auf dem Weg zum Sieg», sagt er.

+++ Zehn russische Flugzeuge nach Luftraum-Sperrung noch in Deutschland +++

Fast ein halbes Jahr nach Sperrung des EU-Luftraums für Flugzeuge aus Russland stehen in Deutschland noch zehn Maschinen russischer Eigentümer oder unter russischer Kontrolle. Dies berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag unter Berufung auf das Bundesverkehrsministerium. «Da die Maschinen aufgrund des EU-Sanktionsregimes einem Start- und Flugverbot unterliegen, können sie durch den Eigentümer nicht genutzt und nicht an einen anderen Ort verbracht werden», wurde das Ministerium zitiert.

VIDEO: Ukraine: UN zutiefst besorgt über Kämpfe rund ums AKW Saporischschja