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Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Liveticker ist für heute beendet. Hier finden Sie die wichtigsten News zum Nachlesen

  • Separatisten drohen mit Tötung gefangener Ausländer in der Ukraine

  • Militärverwaltung: Ostukrainisches Sjewjerodonezk fast eingekesselt

  • Slowakei verringert Erdgas-Abhängigkeit von Russland

  • Österreichs Kanzler: Putin bei Getreide-Exporten verhandlungsbereit

  • Ukraine: Separatisten erklären Einnahme der Stadt Lyman im Donbass

  • Politiker: Weitere 70 Leichen in Mariupol gefunden - Militärverwaltung: 1500 Tote in Sjewjerodonezk

  • Schulze fordert Putin zu Freigabe von ukrainischem Getreide auf

  • London: Russland greift in Ukraine auf 50 Jahre alte Panzer zurück

+++ Separatisten drohen mit Tötung gefangener Ausländer in der Ukraine +++

Die prorussischen Separatisten haben mit der Tötung dreier gefangen genommener Ausländer gedroht, die aufseiten der Ukraine gekämpft haben sollen. Demnach sind «Ermittlungen» gegen zwei Briten und einen Marokkaner abgeschlossen worden. «Gegen die Angeklagten kann unter Berücksichtigung des Kriegsrechts die Höchststrafe - die Todesstrafe - verhängt werden», sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Separatisten der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Freitag. Der Fall sei bereits an das Gericht übergeben.

Auch die russische Führung hatte ausländischen Kämpfern mit harten Strafen gedroht, wenn sie gefangen genommen würden. Sie würden nicht als Soldaten gelten, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

In Russland gibt es keine Todesstrafe. Sie gilt aber in den prorussischen Separatistengebieten. Dort sind auch die Prozesse gegen die ukrainischen Kämpfer aus dem Stahlwerk in Mariupol geplant. Viele von ihnen gehören dem Asow-Regiment an, das in russischen Medien als Nazi-Einheit bezeichnet wird.

+++ Militärverwaltung: Ostukrainisches Sjewjerodonezk fast eingekesselt +++

Die besonders schwer umkämpfte ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk ist nach Angaben der dortigen Militärverwaltung fast vollständig von russischen Truppen umzingelt. Zu zwei Dritteln sei die Großstadt im Gebiet Luhansk schon belagert, aber noch nicht komplett eingekesselt, sagte der Chef der lokalen Militärverwaltung, Olexandr Strjuk, am Freitag. Die Verteidiger leisteten weiter heftigen Widerstand. Dagegen behaupteten die prorussischen Separatisten der staatlichen Moskauer Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge, der Ring sei komplett geschlossen um die Stadt.

Nach Angaben von Strjuk sind rund 90 Prozent der Gebäude in der Stadt beschädigt, 60 Prozent müssten völlig neu gebaut werden. Er hatte zuvor mitgeteilt, dass seit Kriegsbeginn in Sjewjerodonezk rund 1500 Menschen getötet worden seien. Darunter seien sowohl Soldaten als auch Zivilisten, sagte Strjuk. Viele Menschen seien zudem geflüchtet. Von den einst 130 000 Einwohnern lebten mittlerweile nur noch rund ein Zehntel dort.

Mehr als drei Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs zählt die Großstadt Sjewjerodonezk zu den letzten Teilen von Luhansk, die noch von der ukrainischen Armee kontrolliert werden. Unweit der Stadtgrenze wird aber bereits heftig gekämpft. Beobachter erwarten seit Tagen, dass ukrainische Brigaden in Sjewjerodonezk von russischen und prorussischen Militärs eingekesselt werden könnten.

+++ Slowakei verringert Erdgas-Abhängigkeit von Russland +++

Die Slowakei hat ihre Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen beträchtlich verringert. Das gaben Ministerpräsident Eduard Heger und Wirtschaftsminister Richard Sulik am Freitag bekannt. Heger verkündete an einer neu errichteten Erdgas-Kompressorstation in der ostslowakischen Gemeinde Vyrava den Beginn des Testbetriebs einer Gaspipeline, die Polen und die Slowakei verbindet. Die mit EU-Förderungen gebaute Leitung werde der Slowakei ermöglichen, Gas auch aus Norwegen und Übersee zu beziehen.

Wirtschaftsminister Richard Sulik gab in Bratislava die Unterzeichnung von mehreren Gaslieferverträgen bekannt. Eine Vereinbarung mit Norwegen könne ab Juni 32 Prozent des slowakischen Bedarfs abdecken. Weitere 33 Prozent seien durch gleichzeitig abgeschlossene andere Vereinbarungen zur Lieferung von Flüssiggas mittels Tankern über die Ostsee und Polen gesichert.

Um die Verhandlungen nicht zu gefährden, habe er über die Details bisher Stillschweigen bewahrt. «Heute kann ich Ihnen mitteilen, dass wir unsere Abhängigkeit von russischem Gas um 65 Prozent reduziert haben», sagte Sulik. Bisher bezog die Slowakei mehr als 80 Prozent ihres Erdgasbedarfs aus Russland.

+++ Österreichs Kanzler: Putin bei Getreide-Exporten verhandlungsbereit +++

Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach Ansicht von Österreichs Kanzler Karl Nehammer im Ukraine-Krieg ein Entgegenkommen bei Getreideexporten sowie beim Umgang mit Kriegsgefangenen signalisiert. So habe Putin zugesichert, mit Kiew wieder über die Frage des Gefangenenaustauschs zu verhandeln, sagte Nehammer nach einem 45-minütigen Telefonat mit dem russischen Präsidenten am Freitag. Das Internationale Rote Kreuz werde laut Putin Zugang zu den Kriegsgefangenen erhalten, so der Regierungschef in Wien. Darüber hinaus orte er eine gewisse Beweglichkeit Moskaus beim Problem des aktuell extrem erschwerten Getreide-Exports der Ukraine.

«Putin hat Signale gegeben, dass er durchaus bereit ist, Exporte über die Seehäfen zuzulassen», sagte Nehammer. Die dafür nötigen Häfen müssten aber wohl von zu Verteidigungszwecken ausgelegten Minen geräumt werden, was Moskau nicht ausnützen dürfe, sagte Nehammer. Von Kremlseite hieß es, Putin habe Nehammer darauf hingewiesen, dass es keinen Grund gebe, Russland die Schuld für die Probleme bei den Lebensmittellieferungen zu geben.

Österreichs Kanzler Karl Nehammer (Bild: REUTERS/Maxim Shemetov)
Österreichs Kanzler Karl Nehammer (Bild: REUTERS/Maxim Shemetov)

Insgesamt sei das Telefonat «sehr intensiv und sehr ernst» gewesen. Österreich versuche in der Tradition seiner «aktiven Neutralitätspolitik» mit allen Konfliktparteien im Gespräch zu bleiben.

Der Kanzler hatte im Vorfeld des Kontakts auch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert. Erdogan wolle in den nächsten Tagen auf beide Kriegsparteien zugehen, um den von türkischer Seite initiierten Verhandlungsprozess wieder anzustoßen, sagte Nehammer. Er hatte im April als erster westlicher Regierungschef nach der russischen Invasion in der Ukraine Putin in Moskau zu einem Gespräch aufgesucht.

+++ Selenskyj telefoniert mit Italiens Draghi wegen Getreidekrise +++

Nach Kremlchef Wladimir Putin hat auch Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj mit dem italienischen Regierungschef Mario Draghi über die akute Getreidekrise als Folge des Krieges gesprochen. Bei dem Telefonat scheint es aber keine größeren Schritte gegeben zu haben in Richtung einer Lösung für die riesigen Mengen an Getreide in den ukrainischen Häfen, die von russischen Schiffen blockiert werden. Selenskyj habe sich für die Initiative aus Rom bedankt und vereinbart, «über mögliche Lösungen weiter in Kontakt zu bleiben», teilte das Büro Draghis am Freitag mit.

Weil das Getreide aktuell nicht exportiert werden kann, stehen vor allem ärmere Importländer etwa in Afrika vor einer großen Lebensmittelkrise. Putin hatte am Donnerstag mit Draghi telefoniert und dabei gefordert, dass der Westen seine Sanktionen gegen Russland aufhebe. Dann sei Moskau auch bereit, Schiffe mit Getreide und Dünger aus den Häfen am Schwarzen Meer wieder passieren zu lassen.

Russland war wegen des Angriffs auf die Ukraine von den Staaten der EU und anderen westlichen Ländern mit vielen Handelssanktionen belegt worden. Russland und die Ukraine sind große Getreideexporteure mit einer wichtigen Rolle für die Welternährung.

+++ Ukraine: Separatisten erklären Einnahme der Stadt Lyman im Donbass +++

Die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine haben nach eigenen Angaben die Stadt Lyman im Gebiet Donezk eingenommen. Bislang hätten die Separatisten im Gebiet Donezk «mit Feuerunterstützung der russischen Streitkräfte 220 Ortschaften, darunter auch Krasny Liman, befreit und die vollständige Kontrolle über sie erlangt», teilte der Stab der separatistischen Streitkräfte laut der Nachrichtenagentur Interfax mit. Krasny Liman ist der noch aus sowjetischer Zeit stammende Name für die Stadt Lyman. Das ukrainische Militär hat den Fall Lymans noch nicht bestätigt.

Allerdings hatte bereits am Vorabend der ukrainische Präsidentenberater Olexyj Arestowytsch im Fernsehen die strategisch wichtige Ortschaft als verloren bezeichnet. Lyman liegt westlich des noch von ukrainischen Truppen kontrollierten Ballungsraums um die Großstädte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk. Die russischen Streitkräfte versuchen seit Wochen, dieses Gebiet zu erstürmen. Mit dem Fall von Lyman wird die Versorgung des ukrainischen Militärs in dem Raum schwieriger. Zugleich steigt die Gefahr einer Einkesselung.

+++ Politiker: Weitere 70 Leichen in Mariupol gefunden - Militärverwaltung: 1500 Tote in Sjewjerodonezk +++

In der mittlerweile von russischen Truppen eingenommenen ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind Angaben eines Lokalpolitikers zufolge Dutzende weitere Leichen von Bewohnern gefunden worden. Rettungskräfte hätten insgesamt rund 70 leblose Körper auf einem ehemaligen Fabrikgelände entdeckt, schrieb der Mariupoler Stadtratsabgeordnete Petro Andrjuschtschenko im Nachrichtendienst Telegram. Die Menschen seien unter den Trümmern begraben worden, als russische Besatzer das Gebäude beschossen, schrieb er. Überprüfen ließen sich diese Angaben zunächst nicht.

Mariupol, das wochenlang von russischen Truppen belagert war und schließlich eingenommen wurde, ist international zu einem Symbol für die Brutalität des russischen Angriffskriegs geworden. Für besonderes Entsetzen sorgten in den Wochen nach Kriegsbeginn Angriffe auf eine Geburtsklinik sowie auf ein Theater, das Zivilisten als Luftschutzkeller diente.

Später belagerten russische und prorussische Militärs wochenlang das Stahlwerk Azovstal, in dem sich die letzten ukrainischen Verteidiger verschanzt hatten. Vor mehr als einer Woche ergaben sich die mehr als 2400 Männer und Frauen. Sie sind nun in russischer Gefangenschaft.

Zerstörungen in Sjewjerodonezk. (Bild: REUTERS/Serhii Nuzhnenko)
Zerstörungen in Sjewjerodonezk. (Bild: REUTERS/Serhii Nuzhnenko)

In der besonders schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk sind offiziellen Angaben zufolge seit Kriegsbeginn rund 1500 Menschen getötet worden. Darunter seien sowohl Soldaten als auch Zivilisten, sagte der Chef der lokalen Militärverwaltung, Olexandr Strjuk. Viele Menschen seien zudem geflüchtet. Von den einst 130 000 Einwohnern sei mittlerweile nur noch rund ein Zehntel da. Der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, berichtete zudem von vier Toten durch russischen Beschuss auf Sjewjerodonezker Wohnviertel am Vortag.

Mehr als drei Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs zählt die Großstadt Sjewjerodonezk zu den letzten Teilen von Luhansk, die noch von der ukrainischen Armee kontrolliert werden. Unweit der Stadtgrenze wird aber bereits heftig gekämpft. Beobachter befürchten, dass ukrainische Brigaden in Sjewjerodonezk von russischen und prorussischen Militärs eingekesselt werden könnten.

+++ Nach Ernteprognose: Moskau sagt 50 Millionen Tonnen Getreideexport zu +++

Das russische Landwirtschaftsministerium hat die vorläufige Prognose für die Getreideernte bestätigt und zugesagt, bei diesem Ergebnis mindestens 50 Tonnen Getreide zu exportieren. Derzeit prognostiziere das Ministerium eine Ernte von 130 Millionen Tonnen. Bei diesem Ergebnis «können wir 50 Millionen Tonnen für den Export ausführen», sagte Vizelandwirtschaftsministerin Oxana Lut laut der Nachrichtenagentur Interfax bei einem Auftritt auf dem russischen Getreideforum am Freitag. Der Export könne sich auch auf mehr als 50 Millionen belaufen, fügte sie hinzu.

Im Gegensatz dazu wird das derzeit geltende Exportverbot für Sonnenblumen über den August hinaus verlängert. Lut begründete dies mit mangelnden Reserven im eigenen Land für die Herstellung von Sonnenblumenöl.

+++ Schulze fordert Putin zu Freigabe von ukrainischem Getreide auf +++

Entwicklungsministerin Svenja Schulze hat bei ihrem Ukraine-Besuch den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu aufgefordert, Getreidelieferungen über die ukrainischen Häfen zu ermöglichen. «Putin ist daran schuld, dass es in vielen Ländern jetzt womöglich zu Hungerkatastrophen kommt», sagte Schulze der Deutschen Presse-Agentur im Kiewer Vorort Borodjanka.

Schulze wies die russischen Vorwürfe zurück, dass die westlichen Sanktionen eine globale Hungerkrise provozierten. Lebensmittel seien von den Sanktionen ausgeschlossen, betonte die Ministerin, die als zweites deutsches Regierungsmitglied in die Ukraine gereist ist. «Was Putin aber faktisch macht, ist, dass er die Häfen bombardiert und dadurch verhindert, dass Lebensmittel aus der Ukraine überhaupt exportiert werden können». Das müsse aufhören, forderte Schulze.

+++ Moskau bestätigt Angriffe auf ukrainische Gebiete Charkiw und Donezk +++

Russlands Militär hat Angriffe auf die ostukrainischen Gebiete Charkiw und Donezk bestätigt. Auf eine ukrainische Brigade in der heftig umkämpften Stadt Bachmut in Donezk etwa seien Raketen abgefeuert worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Im Charkiwer Gebiet seien Militärobjekte ebenfalls mit Raketen beschossen worden. Die ukrainische Seite hatte bereits am Donnerstag mehrere Tote durch russischen Beschuss in Charkiw beklagt.

Russland führt seit dem 24. Februar Krieg gegen die Ukraine. Derzeit toben die schwersten Kämpfe im Osten des Landes. Die Region Luhansk ist zum Großteil von russischen und prorussischen Militärs eingenommen, die noch von Ukrainern kontrollierten Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk drohen eingekesselt zu werden.

+++ Scholz: Putins Krieg richtet sich gegen das «Nie wieder» +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat beim Katholikentag in Stuttgart betont, dass Deutschland zur Unterstützung der Ukraine verpflichtet sei. «Wir haben uns entschieden, dem Opfer dieses Angriffskriegs beizuspringen», sagte Scholz in einer Rede bei dem Kirchenfest. Putin dürfe mit seinem «zynischen, menschenverachtenden Krieg» nicht durchkommen. Der Krieg richte sich nicht allein gegen die Ukraine, sondern allgemein gegen die Werte der westlichen Demokratie. «Putins Krieg richtet sich gegen eine Friedensordnung, die aus dem Bekenntnis "Nie wieder" nach zwei verheerenden Weltkriegen entstanden ist. Er will zurück zum Recht des Stärkeren.» Das dürfe auf keinen Fall zugelassen werden.

Im Zusammenhang mit der drohenden Hungerkrise muss nach den Worten von Scholz «das Putinsche Narrativ» widerlegt werden. «Der hat ja eine Formulierung dafür gefunden. Er spricht immer von uns als dem globalen Westen», sagte Scholz beim Katholikentag. Damit meine Putin seine Feinde, gegen die er sich mit allen anderen Ländern verbünden wolle. «Die Hungerkrise, die sein Krieg, den er angezettelt hat, auslöst, versucht er dann gleichzeitig denjenigen, die der Ukraine beistehen, in die Schuhe zu schieben», sagte Scholz. Es sei deshalb wichtig, den Ländern des globalen Südens auf Augenhöhe entgegenzutreten.

+++ Habeck sieht begrenzten Zeitraum für Verhandlungen um Öl-Embargo +++

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält eine Einigung auf ein Öl-Embargo trotz des Widerstands der ungarischen Regierung weiterhin für möglich. Der Grünen-Politiker machte am Donnerstag in Berlin aber zugleich deutlich, dass er den Zeitraum für Verhandlungen für begrenzt hält. Mit Blick auf die Tage vor dem nächsten EU-Gipfel Anfang kommender Woche sagte Habeck: «Ich nehme an, das ist der Korridor, wo entweder eine Einigung zu erzielen ist oder man sich andere Instrumente überlegen muss.»

Habeck äußerte Verständnis für Vorbehalte gegen das Öl-Embargo. «Die Staaten haben unterschiedliche Versorgungssituationen, das ist hinzunehmen», sagte Habeck, der anlässlich des Treffens der Minister für Klima, Energie und Umwelt der sieben großen Industriestaaten (G7) sprach. Er habe auch für Deutschland immer wieder darauf hingewiesen, dass vor Entscheidungen Vorbereitungen zu treffen seien. Es sei «aber natürlich auch wichtig, dass Europa geschlossen bleibt und zusammen bleibt». Deswegen müssten alle Staaten ihre Anstrengungen unternehmen, ihre Öl-Abhängigkeit zu reduzieren. «Das gilt auch für Ungarn.»

Die EU-Kommission hatte Anfang März ursprünglich vorgeschlagen, wegen des Ukraine-Kriegs den Import von russischem Rohöl in sechs Monaten und den von Ölprodukten in acht Monaten zu beenden. Ungarn und die Slowakei sollten 20 Monate Zeit bekommen. Auch Nachbesserungsangebote konnten die ungarische Regierung bislang nicht dazu bewegen, ihre Ablehnung aufzugeben.

+++ London: Russland greift in Ukraine auf 50 Jahre alte Panzer zurück +++

Die russische Armee greift nach Ansicht britischer Regierungsexperten bei ihrer Invasion der Ukraine inzwischen auf veraltetes Gerät zurück. Moskau habe wahrscheinlich in den vergangenen Tagen 50 Jahre alte T-62-Panzer aus Lagerbeständen geholt und in den Einsatzbereich des südlichen Streitkraftverbands gebracht, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London.

«Die T-62-Panzer werden beinahe mit Sicherheit besonders gefährdet sein durch Panzerabwehrwaffen und ihre Anwesenheit auf dem Schlachtfeld wirft ein Schlaglicht auf Russlands Mangel an modernem, einsatzbereitem Gerät», so die Mitteilung weiter. Der südliche Streitkraftverband der Russen dürfte nach Ansicht der britischen Experten weiterhin mit der Besetzung von Gebiet in der Südukraine beauftragt sein.

Vorstöße gibt es den britischen Angaben nach im Donbass, wo russische Bodentruppen weiterhin versuchen, die Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk im Donbass einzukreisen. Dabei seien mehrere Dörfer nordwestlich von Popasna erobert worden. «Russland übt Druck aus auf den Kessel von Sjewjerodonezk, die Ukraine behält aber die Kontrolle über mehrere verteidigte Bereiche und verwehrt Russland damit die volle Kontrolle über den Donbass», hieß es in der Mitteilung weiter.

+++ Selenskyj befürchtet entvölkerten Donbass +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj befürchtet angesichts der massiven russischen Angriffe im Osten einen weitgehend entvölkerten Donbass. Mit ihrer überlegenen Feuerkraft setzten die angreifenden russischen Truppen am Donnerstag die ukrainischen Verteidiger um die Stadt Sjewjerodonezk unter Druck.

«Die laufende Offensive der Besatzer im Donbass könnte die Region menschenleer machen», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache in Kiew. Die Städte würden zerstört, die Menschen getötet oder verschleppt. Dies sei «eine offensichtliche Politik des Völkermords».

+++ Ukrainische Armee im äußersten Osten stark unter Druck +++

Die ukrainische Armee steht im äußersten Osten ihrer Front stark unter Druck. Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk wurde am Donnerstag mit Artillerie und aus der Luft beschossen, wie Gouverneur Serhij Hajdaj mitteilte. Der ukrainische Generalstab teilte mit, der Angriff auf die Stadt und ihren Vorort Boriwske sei aber nicht erfolgreich. Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. In einem anderen Dorf in der Nähe, in Ustyniwka, habe die russische Seite einen Teilerfolg errungen, hieß es.

Die Großstädte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk sind derzeit die äußersten ukrainischen Vorposten im Osten. Kämpfe gibt es aber auch schon im Rückraum dieser Städte, damit drohen ukrainische Truppen abgeriegelt zu werden. Auf der Nordseite dieses möglichen Kessels sei die Stadt Lyman verloren worden, bestätigte Präsidentenberater Olexyj Arestowytsch im ukrainischen Fernsehen. Auf der Südseite gab es Kämpfe um die Orte Komyschuwacha, Nirkowe und Berestowe.

Bei Raketenangriffen auf die ostukrainische Stadt Charkiw seien neun Menschen getötet worden, darunter ein fünf Monate altes Kind mit seinem Vater, sagte Selenskyj. 19 Menschen seien verletzt worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Volodymyr Tarasov/ Ukrinform/Future Publishing via Getty Images)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Volodymyr Tarasov/ Ukrinform/Future Publishing via Getty Images)

+++ Selenskyj hält Europäer für zögerlich +++

In seinem Video fragte der ukrainische Präsident, warum die EU so lange brauche, um ein sechstes Sanktionspaket zu verabschieden. Noch immer verdiene Russland Milliarden mit Energieexporten, noch seien nicht alle russischen Banken sanktioniert. Wie lange müsse die Ukraine darum kämpfen, die notwendigen Waffen zu bekommen, fragte er. «Die Ukraine wird immer ein unabhängiger Staat sein und nicht zerbrechen.» Die Frage sei, welchen Preis die Ukraine für ihre Freiheit zahlen müsse.

Derweil zieht die US-Regierung einem Medienbericht zufolge in Erwägung, fortschrittliche Langstrecken-Raketensysteme in die Ukraine zu schicken. Die in den USA hergestellten Waffensysteme könnten Raketen über Hunderte Kilometer abfeuern, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf mehrere Beamte. Ein neues militärisches Hilfspaket könnte bereits in der kommenden Woche angekündigt werden. Die Ukraine habe um diese Art von Waffen gebeten, hieß es weiter. Allerdings sei die US-Regierung zögerlich gewesen, da befürchtet werde, dass die Ukraine die Raketensysteme für Angriffe auf russisches Gebiet nutzen könnte. Es stelle sich die Frage, ob dies eine russische Vergeltungsmaßnahme zur Folge haben könnte, so CNN.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hielt unterdessen Selenskyj fehlende Verhandlungsbereitschaft vor. Der Westen unterstütze den ukrainischen Staatschef auch noch in dieser Haltung, sagte Lawrow dem arabisch-sprachigen Ableger des staatlichen Fernsehkanals RT. Selenskyj hatte zuvor gesagt, er werde nur mit Kremlchef Wladimir Putin direkt verhandeln - und das erst, wenn Russland sich auf die Grenzen vor dem 24. Februar zurückziehe. «Dass das nicht ernsthaft ist, muss man niemandem erklären und beweisen», sagte Lawrow.

In den ersten Wochen nach dem russischen Überfall hatten Moskau und Kiew noch verhandelt. Die Gespräche kamen aber zum Erliegen, als die Gräueltaten russischer Soldaten nach dem Rückzug aus Kiewer Vororten wie Butscha ans Licht kamen.

+++ Russische Nationalgardisten wollen nicht in den Krieg +++

Im russischen Nordkaukasus haben 115 Nationalgardisten einen Einsatz im Krieg gegen die Ukraine verweigert. Dies trug ihnen eine Kündigung ein, die von einem Militärgericht in Naltschik für rechtmäßig erklärt wurde. Den Angaben nach hatten die Nationalgardisten aus der Teilrepublik Kabardino-Balkarien sich geweigert, Befehlen zu gehorchen, und waren in ihre Kasernen zurückgekehrt.

+++ USA sehen Schuld an Getreideblockade bei Russland +++

Die US-Regierung wies Russlands Forderung nach einer Aufhebung der Sanktionen im Gegenzug zu einer Freigabe ukrainischer Getreidevorräte zurück. «Es ist Russland, das aktiv die Ausfuhr von Lebensmitteln aus ukrainischen Häfen blockiert und den Hunger in der Welt vergrößert», sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, in Washington. In Silos in der Ukraine und auf Schiffen lagere viel Getreide, das wegen der russischen Seeblockade nicht verschifft werden könne. Die Sanktionen würden weder die Ausfuhr noch die notwendigen Geldtransaktionen verhindern.

+++ Nato-Manöver mit künftigen Mitgliedern an der Ostsee im Sommer +++

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine findet im Juni unter Führung der USA ein großes multinationales Manöver im Ostseeraum statt. An der jährlichen maritimen Übung «Baltops 22» werden neben 14 Nato-Staaten wie Deutschland auch die Partnerländer Schweden und Finnland teilnehmen. Das sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Dabei sein sollen 45 Marineeinheiten, 75 Flugzeuge und rund 7000 Soldaten.

Schweden ist dieses Jahr Gastgeber des Manövers, das vom 5. bis 17. Juni geplant ist. Wegen Russlands Einmarsch in die Ukraine haben Schweden und Finnland die Mitgliedschaft in der Nato beantragt. Das Manöver findet bereits seit 1972 regelmäßig im Ostseeraum statt.