Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen!

  • Scholz verteidigt Ukraine-Kurs - «Immer schnell entschieden»

  • Scholz an Putin: «Beenden Sie das sinnlose Töten»

  • Erneut Tote bei Brand in russischer Rüstungsfabrik

  • Nancy Pelosi: Trotz russischer Drohungen Hilfe für Kiew verstärken

  • Habeck zu Öl-Embargo: Alle Länder müssen ihren Teil tun

  • Bundesregierung: Ausbildung ukrainischer Soldaten kein Kriegseintritt

Die aktuelle Lage im Live-News-Video:

+++ Scholz verteidigt Ukraine-Kurs - «Immer schnell entschieden» +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Vorwurf der Zögerlichkeit bei der Unterstützung der Ukraine im Abwehrkrieg gegen Russland zurückgewiesen. «Ich habe immer schnell entschieden, zusammen mit allen anderen, mich mit den Verbündeten abgestimmt», sagte er am Montag in der ZDF-Sendung «Was nun?». «Aber mein Kurs ist schon, dass wir besonnen und mit klarem Verstand handeln.» Die Regierung treffe keine Entscheidung im Stil einer PR-Abteilung - «immer noch was drauf oder niemals etwas».

Scholz betonte, die geleistete finanzielle und militärische Hilfe Deutschlands und anderer Staaten habe dazu beigetragen, «dass die ukrainische Armee, die wirklich sehr erfolgreich agiert, jetzt so lange durchhalten kann gegen einen so übermächtigen Gegner». Man werde die ukrainische Armee dabei weiter unterstützen.

+++ Scholz an Putin: «Beenden Sie das sinnlose Töten» +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat erneut an den russischen Präsidenten Wladimir Putin appelliert, seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden. «Stoppen sie diesen Krieg, beenden Sie das sinnlose Töten, ziehen Sie ihre Truppen aus der Ukraine ab», sagte er am Montag nach den deutsch-indischen Regierungskonsultationen in Berlin. «Wir sind uns einig, dass Grenzen nicht mit Gewalt verschoben werden dürfen.»

+++ Erneut Tote bei Brand in russischer Rüstungsfabrik +++

Bei einem Brand in einer russischen Munitionsfabrik in der Millionenstadt Perm am Ural sind nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. «Drei Arbeiter sind bei dem Unfall zu Schaden gekommen, davon ist einer noch vor Ort gestorben, zwei wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Einer davon starb später in der Klinik», teilte die regionale Behörde für Arbeitsschutz am Montag mit.

Der Vorfall selbst soll sich am Sonntagabend ereignet haben. Videobilder zeigen eine kilometerhohe Rauchsäule. Zudem berichteten Augenzeugen davon, dass die gesamte Produktionshalle in die Luft geflogen sei. Die staatliche «Schießpulverfabrik Perm» stellt unter anderem Ladungen für die Mehrfachraketenwerfer «Grad» und «Smertsch» her, die Russland auch im Krieg gegen die Ukraine verwendet.

+++ Nancy Pelosi: Trotz russischer Drohungen Hilfe für Kiew verstärken +++

Die demokratische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat bei einem Besuch in Warschau dazu aufgerufen, die Unterstützung der Ukraine ungeachtet russischer Drohungen zu verstärken. Die Nachrichtenagentur PAP zitierte die Politikerin mit den Worten: «Wir sollten uns nicht durch die Drohungen einschränken lassen, die die Russen äußern. Sie haben schon genug gedroht und viele dieser Drohungen auch wahrgemacht: Sie haben Menschen getötet, Familien, Zivilisten.»

Auch die Sanktionen gegen Russland sollten weiter verschärft werden, sagte Pelosi: «Die Russen haben bereits genug getan, um den größtmöglichen Einsatz von militärischer Hilfe und von schärfsten Sanktionen zu rechtfertigen, um zu zeigen, dass ihr Verhalten inakzeptabel ist.» Die USA planten deshalb, russische Vermögen nicht nur einzufrieren, sondern später für den Wiederaufbau in der Ukraine zu verwenden. Ihrem polnischen Gastgeber, Präsident Andrzej Duda, dankte die US-Demokratin für die großzügige Hilfe Polens an die Ukraine.

Friedrich Merz
Friedrich Merz hat seine geplante Reise nach Kiew verteidigt. (Bild: REUTERS/Thilo Schmuelgen)

+++ Merz: Ich entscheide selbst, ob ich nach Kiew reise +++

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat seine geplante Reise nach Kiew gegen Kritik verteidigt. «Ich nehme für mich als Parlamentarier und als Oppositionsführer in Anspruch, selber darüber zu entscheiden, ob ich eine solche Reise mache oder nicht», sagte Merz in Köln nach einer gemeinsamen Sitzung der Präsidien von CDU und CSU. «Das hat nicht die Bundesregierung zu beurteilen oder gar zu kommentieren, das ist meine Entscheidung.»

Er habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Samstagmorgen informiert, dass er reisen werde, sagte Merz. Er habe auch eine ausführliche Unterrichtung der Bundesregierung in Anspruch genommen. Das Bundeskriminalamt (BKA) habe er nicht um eine Begleitung gebeten. «Und es hat auch ein entsprechendes Angebot des BKA nicht gegeben.»

Merz sagte, er habe Scholz empfohlen, selbst in die Ukraine zu fahren. Dieser habe das in den vergangenen zwei Monaten aber nicht getan. «Es gibt aus meiner Sicht keine Veranlassung, jetzt irgendwo darauf zu warten, dass ein Mitglied der Bundesregierung eine Reise plant.» Wenn er eingeladen werde, entscheide er selbst, ob er reise oder nicht. «Und ich frage auch nicht um Genehmigung.»

+++ Habeck zu Öl-Embargo: Alle Länder müssen ihren Teil tun +++

In der Debatte um ein Öl-Embargo gegen Russland hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) alle EU-Länder dazu aufgerufen, ihre Abhängigkeit von russischer Energie möglichst schnell zu reduzieren. «Die Solidarität mit der Ukraine gebietet es jetzt, die Lieferungen von fossilen Energien aus Russland schnell und drastisch zu reduzieren», sagte Habeck am Rande eines Sondertreffens der für Energie zuständigen EU-Minister in Brüssel. Es müsse Rücksicht auf die jeweiligen Abhängigkeiten der Länder genommen werden, aber die Anstrengungen müssten gemeinsam vorangebracht werden. Ungarn, das stark von russischer Energie abhängig ist, hatte gedroht, Sanktionen gegen russische Öl-Lieferungen abzulehnen.

+++ Bundesregierung: Ausbildung ukrainischer Soldaten kein Kriegseintritt +++

Die Bundesregierung geht weiter davon aus, dass Deutschland mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten völkerrechtlich betrachtet nicht zur Kriegspartei wird. Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages dazu sei der Bundesregierung bekannt, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Jedem sei klar, dass man sich immer wieder in einer schwierigen Abwägung befinde. Hebestreit: «Unsere Überzeugung ist, dass auch die Ausbildung von ukrainischen Soldaten in Deutschland an Waffensystemen weiterhin keinen direkten Kriegseintritt bedeutet.»

Hebestreit reagierte auf eine Frage zu einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland über das Gutachten. Diesem zufolge bestehe Konsens darüber, dass westliche Waffenlieferungen völkerrechtlich nicht als Kriegseintritt gelten - solange man sich nicht an Kampfhandlungen beteilige. Allerdings heiße es weiter: «Erst wenn neben der Belieferung mit Waffen auch die Einweisung der Konfliktpartei bzw. Ausbildung an solchen Waffen in Rede stünde, würde man den gesicherten Bereich der Nichtkriegsführung verlassen.»

+++ Polen trotz Gas-Lieferstopps: «Wir sind auf der sicheren Seite» +++

Polens Energieversorgung ist nach Angaben von Umweltministerin Anna Moskwa trotz des russischen Gas-Lieferstopps gesichert, da sich das Land rechtzeitig vorbereitet habe. «Wir sind vollständig auf der sicheren Seite», sagte Moskwa am Rande eines Sondertreffens der EU-Energieminister in Brüssel. Polens Gasspeicher seien zu fast 80 Prozent gefüllt und würden noch vor dem Herbst zu 100 Prozent voll sein. Das Land habe ein Flüssiggas-Terminal (LNG) und sei auch bei der Infrastruktur für Ölraffinerien bereit, vollständig von russischem Öl unabhängig zu sein. «Alle europäischen Länder können das gleiche tun», sagte sie.

Polen stehe vollständig hinter Energie-Sanktionen gegen Russland, sagte die Ministerin weiter. «Wir haben Kohle. Jetzt ist es Zeit für Öl und im zweiten Schritt Gas», sagte Moskwa mit Blick auf Embargo-Maßnahmen. Die beste Option sei, alle fossilen Brennstoffe zusammen zu sanktionieren. Moskwa rief zudem die anderen EU-Länder dazu auf, sich nicht auf ein neues, von Putin gefordertes Zahlungsverfahren für Gas-Lieferungen in Rubel einzulassen.

+++ Österreich will Öl-Embargo gegen Russland mittragen +++

Österreich steht einem Öl-Embargo gegen Russland laut Energieministerin Leonore Gewessler nicht entgegen. «Österreich ist bereit, ein Öl-Embargo auch konsequent mitzutragen, wenn die Kommission und die Mitgliedstaaten sich dafür entscheiden», sagte Gewessler am Rande eines Sondertreffens der EU-Energieminister in Brüssel. Man sei vorbereitet, fügte sie hinzu. Schon im März habe Österreich kein russisches Öl mehr verarbeitet. In anderen Mitgliedstaaten sei die Situation allerdings anders. «Es ist Grundvoraussetzung, dass wir das gemeinsam tragen können», sagte Gewessler.

+++ Vorschlag zu Öl-Embargo gegen Russland soll in Kürze kommen +++

Die EU-Kommission von Ursula von der Leyen will spätestens am Mittwoch ihren Vorschlag für ein neues Paket mit Russland-Sanktionen präsentieren. Das bestätigten Mitarbeiter der Behörde der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel.

Den Angaben zufolge soll das mittlerweile sechste Sanktionspaket unter anderem die Einführung eines Ölembargos sowie weitere Strafmaßnahmen gegen Personen und Unternehmen umfassen. Unter letzteren wird nach dpa-Informationen diesmal auch die größte russische Bank, die Sberbank, sein. Im Gespräch ist auch, die zivile nukleare Zusammenarbeit mit Russland einzuschränken. So bezog beispielsweise die Slowakei bis zuletzt noch russische Brennelemente für seine Atomreaktoren.

Beim Thema Öl-Embargo war bis zuletzt unklar, unter welchen Bedingungen sehr stark von russischen Öllieferungen abhängige Länder wie Ungarn die benötige Zustimmung zu einem EU-Einfuhrverbot geben könnten. Denkbar wären zum Beispiel eine sehr lange Übergangsfrist oder Ausnahmeregelungen. Als mögliche Übergangsfrist waren zuletzt ein Termin Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres im Gespräch.

+++ Neue Explosionen in Belgorod: Kampfhandlungen des russischen Militärs +++

Nach Berichten über neue Explosionen im russischen Gebiet Belgorod in der Nähe zur ukrainische Grenze hat der Gouverneur der Region Entwarnung gegeben. Er wolle die Bürger beruhigen und mitteilen, dass es von ukrainischer Seite keine Angriffe gegeben habe. «Unsere Luftstreitkräfte haben Kampfhandlungen im Rahmen der speziellen militärischen Operation vollzogen. Die Sicherheit der Bewohner des Gebiets wurde durch nichts bedroht», schrieb Wjatscheslaw Gladkow im Nachrichtenkanal Telegram.

In der Nacht war die Stadt Belgorod von zwei schweren Explosionen erschüttert worden. Es gebe keine Schäden oder Opfer, hatte Gladkow gesagt, ohne zunächst eine Erklärung für den Vorfall zu haben. Allerdings gab es Berichte in sozialen Medien über Blitze am Himmel. Auf Twitter wurden Videoaufnahmen und Informationen über angebliche ukrainische Drohnen über Belgorod und den Einsatz der regionalen Flugabwehr verbreitet, deren Echtheit zunächst nicht unabhängig bestätigt werden konnte.

+++ London: Viele russische Truppen nicht mehr kampffähig +++

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste hat Russland seit seinem Einmarsch in die Ukraine massiv an Kampfstärke eingebüßt. Zu Beginn habe Moskau mehr als 120 sogenannte taktische Bataillonsgruppen eingesetzt, was etwa zwei Dritteln seiner gesamten Bodentruppen entspräche, hieß es in einem in London veröffentlichten Bericht des Verteidigungsministeriums.

Wahrscheinlich seien mittlerweile mehr als ein Viertel dieser Einheiten nicht mehr kampffähig. Insbesondere bei Elitetruppen wie den Fallschirmjägern gebe es hohen Verschleiß. Es könne Jahre dauern, bis Russland seine alte Kampfstärke wieder hergestellt habe.

+++ Ukraine spricht von Drohnenangriff auf russische Schiffe +++

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben im Schwarzen Meer russische Schiffe mit Drohnen angegriffen. «Heute wurden im Morgengrauen bei der Schlangeninsel zwei russische Boote des Typs Raptor vernichtet», teilte der Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj bei Facebook mit. Eingesetzt worden sei dabei eine Kampfdrohne des türkischen Typs Bayraktar (Fahnenträger). Ein dazu veröffentlichtes Video sollte den erfolgreichen Beschuss zeigen. Überprüfbar von unabhängiger Seite waren die Aufnahmen nicht.

Zuvor hatten die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben zweimal vor allem die Luftabwehr auf der besetzten Insel mit Raketen angegriffen. Das etwa 35 Kilometer von der ukrainischen Küste entfernte Eiland wurde unmittelbar nach Kriegsbeginn Ende Februar von der russischen Marine erobert. Mutmaßlich mit ukrainischen Schiffsabwehrraketen des Typs «Neptun» wurde danach Mitte April das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte «Moskwa» (Moskau) versenkt. Der Raketenkreuzer war auch für die Luftabwehr im Schwarzen Meer zwischen Donaumündung und der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim zuständig.

+++ Ukrainische Behörde: Russische Truppen zerstören großes Getreidelager +++

Russland hat nach ukrainischen Angaben erneut auch nicht-militärische Ziele in der Ukraine mit Raketen angegriffen. Im Gebiet Dnipropetrowsk sei ein großes Getreidelager zerstört worden, teilte die Militärverwaltung des Gebiets mit. Dazu veröffentlichte sie ein Video, das einen Raketeneinschlag zeigt. Die Ukraine ist einer der wichtigsten Getreidelieferanten der Welt.

«Unser Getreidelager geben ihnen keine Ruhe», sagte der Chef der Militärverwaltung des Gebiets Dnipropetrowsk, Valentin Resnitschenko. Verletzt wurde nach seinen Angaben niemand. Es war in Dnipropetrowsk mindestens das dritte Mal, das ein Landwirtschaftsbetrieb angegriffen worden sein soll, der keinen militärischen Zweck erfüllt.

+++ Ungarn droht mit Veto gegen europäische Öl- und Gassanktionen +++

Ungarn hat damit gedroht, Sanktionen der Europäischen Union gegen russische Öl- und Gasimporte mit einem Veto zu verhindern. Der ungarische Kanzleramtsminister Gergely Gulyas sagte am Sonntagabend im regierungsnahen Fernsehsender Hir TV: «Um es klar und deutlich zu sagen: Wir werden Sanktionen (in Hinblick auf Öl- und Gaslieferungen) niemals unterstützen.» In der EU ist für solche Sanktionen grundsätzlich die Zustimmung aller Mitgliedsstaaten erforderlich.

Gyulas sagte dazu: «Da man sie nur einstimmig beschließen kann, hat es keinen Sinn, wenn die Europäische Kommission Sanktionen vorschlägt, die die derzeitigen ungarischen Importe einschränken würden.» Derzeit könne niemand die russischen Öl- und Gaslieferungen ersetzen. Für eine Umstellung bräuchte es fünf Jahre und «Unmengen von Geld». Die Kommission gebe Ungarn aber nicht nur kein Geld, sondern halte es zurück.

Gulyas spielte auf Finanzhilfen aus dem Corona-Wiederaufbaufonds an, die die EU-Kommission bislang nicht ausbezahlt, weil sie Bedenken wegen der rechtmäßigen Verwendung hat. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban benutzt nach Ansicht von Kritikern EU-Mittel dazu, um Oligarchen zu begünstigen. Zugleich hat Orban die Abhängigkeit seines Landes von russischen Energieimporten verstärkt. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs trug Ungarn alle bisherigen EU-Sanktionen gegen Moskau mit, lehnt eigene Waffenlieferungen aber strikt ab.

+++ Lawrow sorgt mit Nazi-Vergleich in Israel für Empörung +++

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat mit einem Nazi-Vergleich in Bezug auf den Ukraine-Krieg in Israel für Empörung gesorgt. Lawrow hatte am Sonntagabend im italienischen Fernseher Rete4 die russische Kriegsbegründung wiederholt, in der Ukraine seien Nazis am Werk. Als Gegenargument werde gesagt: «Wie kann es eine Nazifizierung geben, wenn er (der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj) Jude ist? Ich kann mich irren. Aber Adolf Hitler hatte auch jüdisches Blut. Das heißt überhaupt nichts. Das weise jüdische Volk sagt, dass die eifrigsten Antisemiten in der Regel Juden sind.»

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+++ Selenskyj hofft auf Fortsetzung der Evakuierung aus Mariupol +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich erfreut über die erfolgreiche Evakuierung von Zivilisten aus dem schwer umkämpften Werk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol geäußert und hofft auf eine Fortsetzung der Rettungsaktion am heutigen Montag. «Ich hoffe, dass morgen (Montag) alle notwendigen Bedingungen erfüllt sind, um weiterhin Menschen aus Mariupol zu evakuieren», sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videobotschaft. «Wir werden weiterhin alles tun, um unsere Leute aus Azovstal und aus Mariupol insgesamt zu evakuieren», sagte er.

Ein Bus-Konvoi hatte am Wochenende rund 100 Zivilisten aus dem von russischen Soldaten belagerten Stahlwerk Azovstal gebracht. Beteiligt waren auch die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Nach ukrainischen Angaben sollen allein in den Bunkeranlagen des Stahlwerks noch etwa 1000 Zivilisten eingeschlossen sein. Russland spricht von etwa 2500 Menschen, darunter Militärs und ausländische Söldner.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. (Bild: Abdulhamid Hosbas/Anadolu Agency via Getty Images)
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. (Bild: Abdulhamid Hosbas/Anadolu Agency via Getty Images)

+++ Baerbock: Deutschland für Öl-Embargo +++

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat bekräftigt, dass Deutschland ein Öl-Embargo gegen Russland befürwortet. Man sei jetzt darauf «vorbereitet», auch mehrere Jahre ohne russisches Öl auszukommen, sagte die Grünen-Politikerin in der ARD. Hintergrund seien neue Lieferverträge. Vor einigen Wochen noch hätte man einen sofortigen Lieferstopp nicht durchstehen können, sagte Baerbock weiter.

Der Anteil russischen Öls am deutschen Ölverbrauch ist seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine binnen weniger Wochen von 35 auf 12 Prozent gesunken. Das geht aus dem neuen Fortschrittsbericht Energiesicherheit der Bundesregierung hervor. Mit einem deutschen Ja zu einem Öl-Embargo wächst der Druck auf die verbliebenen EU-Mitgliedsländer, die in der Diskussion zuletzt noch als Bremser galten. Die Energieminister der EU-Staaten beraten heute bei einem Sondertreffen unter anderem über Russlands Stopp von Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien.

+++ Strack-Zimmermann und Hofreiter: Putin könnte Moldau zum Ziel machen +++

Die Ampel-Politiker Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Anton Hofreiter warnen vor einem Übergreifen des russischen Angriffskrieges auf das Separatistengebiet Transnistrien in der Republik Moldau. «Man muss befürchten, dass Moldau das nächste Ziel ist. Und deswegen sind wir ja auch so fest davon überzeugt, dass man Putin jetzt in der Ukraine stoppen muss», sagte Hofreiter (Grüne), Vorsitzender des Europaausschusses im Bundestag, der Deutschen Presse-Agentur in einem gemeinsamen Interview mit Strack-Zimmermann (FDP).

Wenn Putin «in irgendeiner Form mit einem Sieg davonkommt, ist es nur eine Frage der Zeit ist, bis das nächste Land dran ist: die Republik Moldau dann das Baltikum». Sowohl das Baltikum als auch Polen hätten die ernsthafte Sorge, dass sie als nächstes überfallen werden könnten.

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+++ Scholz erläutert Ukraine-Kurs im Fernsehen - Merz plant Kiew-Reise +++

Nach viel Kritik will Bundeskanzler Olaf Scholz seinen Kurs zum Ukraine-Krieg noch einmal ausführlich erklären. Wie das ZDF mitteilte, ist der SPD-Politiker an diesem Montagabend um 19.20 Uhr in der Sendung «Was nun, ...?» zu Gast.

Scholz hatte am Wochenende deutlich gemacht, dass er trotz Vorwürfen der Opposition an seinem Kurs festhält. «Ich treffe meine Entscheidungen schnell - und abgestimmt mit unseren Verbündeten. Übereiltes Agieren und deutsche Alleingänge sind mir suspekt», sagte er der «Bild am Sonntag». Bei einer Mai-Kundgebung betonte Scholz: «Wir werden die Ukraine weiter unterstützen, mit Geld, mit humanitärer Hilfe, aber auch das muss gesagt werden: Wir werden sie unterstützen, dass sie sich verteidigen kann, mit Waffenlieferungen, wie viele andere Länder in Europa das auch machen.»

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte dem Kanzler am vergangenen Donnerstag im Bundestag «Zögern», «Zaudern» und «Ängstlichkeit» in der Ukraine-Politik vorgeworfen. Merz selbst will nun in die ukrainische Hauptstadt Kiew reisen, um sich ein Bild von der Lage und den Unterstützungswünschen zu machen. Nach Informationen von «Bild» und «Tagesspiegel» will Merz schon an diesem Montag starten. Dem «Tagesspiegel» zufolge soll das Bundeskriminalamt ihm geraten haben, die Reise aus Sicherheitsgründen zu verschieben. So etwas brauche einen längeren Vorlauf.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Volodymyr Tarasov/ Ukrinform/Future Publishing via Getty Images)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Volodymyr Tarasov/ Ukrinform/Future Publishing via Getty Images)

+++ Selenskyj: Russlands Kriegsstrategie gibt Rätsel auf +++

Selenskyj sieht infolge der seit zwei Monaten laufenden Invasion der russischen Armee in seinem Land auf beiden Seiten nur Verlierer. «Wie sie ihre Ziele auswählen, beweist einmal mehr, dass der Krieg gegen die Ukraine ein Vernichtungskrieg für die russische Armee ist», sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. Neben den Angriffen auf zivile Objekte und Wohngebiete würden inzwischen Getreidelager und landwirtschaftliche Betriebe vernichtet.

«Was könnte Russlands strategischer Erfolg in diesem Krieg sein? Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht», sagte Selenskyj. Das zerstörte Leben der Menschen und verbranntes oder gestohlenes Eigentum brächten Russland nichts. «Es wird nur die Toxizität des russischen Staates und die Zahl derer in der Welt erhöhen, die daran arbeiten, Russland zu isolieren.»

+++ Berichte: Russische Angriffe Richtung Saporischschja abgewehrt +++

Ukrainische Streitkräfte haben nach eigener Darstellung eine Reihe russischer Angriffe in Richtung der Großstadt Saporischschja im Süden des Landes abgewehrt und die Fronten südöstlich der Stadt stabilisiert. Die inzwischen eingetretene Kampfpause werde genutzt, um die Abwehrstellungen zu festigen, berichtete die Agentur Unian am Sonntagabend unter Berufung auf die regionale Zivil- und Militärverwaltung. Russische Einheiten hätten östlich von Saporischschja mehrfach erfolglos versucht, ukrainische Truppen einzukesseln.

+++ Kiew: Russischer Spion in ukrainischem Generalstab entlarvt +++

Die ukrainischen Sicherheitsbehörden hoben nach eigener Darstellung einen Ring russischer Agenten aus. Einer der Spione habe sogar im ukrainischen Generalstab gearbeitet, sagte Selenskyjs Berater Olexij Arestowytsch in der Nacht nach Angaben der Agentur Ukrinform. Über die genaue Zahl der Mitglieder des Spionage-Rings machte er keine Angaben.

Arestowytsch nannte jedoch eines ihrer angeblichen Ziele. «Diese Genossen sollten ein Passagierflugzeug über Russland oder Belarus abschießen und anschließend die Ukraine dafür verantwortlich machen», sagte er. Für diese Aktion sollten demnach Flugabwehrraketen aus ukrainischen Beständen eingesetzt werden.

+++ Explosionen erschüttern russische Stadt Belgorod +++

Die südrussische Stadt Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine wurde in der Nacht von zwei schweren Explosionen erschüttert. Bislang gebe es keine Berichte über Schäden oder Opfer, sagte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow laut der russischen Staatsagentur Tass. Allerdings gebe es Berichte in sozialen Medien über Blitze am Himmel. Auf Twitter wurden Videoaufnahmen und Berichte über angebliche ukrainische Drohnen über Belgorod und den Einsatz der regionalen Flugabwehr verbreitet, deren Echtheit zunächst nicht unabhängig bestätigt werden konnte. Seit Tagen häufen sich Berichte über angebliche Angriffe des ukrainischen Militärs auf Ziele in Russland.

+++ Lawrow: Nato und EU haben Vorherrschaft Washingtons akzeptiert +++

Die Nato und die EU haben sich nach Worten des russischen Außenministers Sergej Lawrow offenbar damit abgefunden, dass die USA das Sagen auf internationaler Bühne haben. Das sagte Lawrow am Sonntagabend in einem Interview der italienischen TV-Gesellschaft Mediaset, das auch von Tass verbreitet wurde. Er sei überzeugt, dass alle Länder der Meinung seien, dass man ausschließlich auf die USA hören solle. «Und sowohl die Nato als auch die Europäische Union haben sich damit abgefunden, dass ihr "Hausherr" in Washington sitzt», sagte Lawrow weiter. «Und in Washington haben sie beschlossen, dass die Welt nun monopolar sein muss, davon reden sie ständig.»

In dem Interview unterstellte Lawrow sowohl den USA als auch Kanada, für die Ausbildung «neonazistischer Unterabteilungen» verantwortlich zu sein, die ihren Weg in die Reihen der ukrainischen Armee gefunden hätten. Damit meinte Lawrow in erster Linie das Regiment «Asow», dessen verbliebene Kämpfer sich in dem Werk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol verschanzt haben.

+++ Baerbock: Ohne schwere Waffen wäre Leid der Ukrainer größer +++

Außenministerin Annalena Baerbock verteidigte die Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. «Wir tragen auch Verantwortung für Nicht-Handeln», sagte die Grünen-Politikerin am Sonntagabend in der ARD-Sendung «Anne Will». «Wenn wir jetzt die Entscheidung getroffen hätten, wir würden keine weiteren Waffen, keine schweren Waffen liefern, dann würden wir weitere Orte in der Ukraine in die Hände des russischen Präsidenten geben. (...) Wenn wir nichts tun würden, dann wäre das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer noch viel, viel schlimmer.»