Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • Scholz sagt Ukraine langfristige Unterstützung zu

  • Medien: Moskau wirbt Soldatinnen für Krieg in Ukraine an

  • London: Russland nutzt Strafbataillone für Angriffe in Ukraine

  • Selenskyj wirbt um anhaltende Unterstützung für Ukraine

  • Zwangsevakuierung von Kindern im südukrainischen Gebiet Cherson

Die aktuelle Newslage:

+++ Scholz sagt Ukraine langfristige Unterstützung zu +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Ukraine langfristige Unterstützung Deutschlands auch beim Wiederaufbau zugesagt. «Die Ukraine kann sich auf Deutschland verlassen», sagte der SPD-Politiker am Dienstag beim 6. Deutsch-Ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin. Scholz sowie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wiesen auf Erleichterungen für deutsche Firmen bei staatlichen Investitions- und Exportgarantien hin.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einem per Video übertragenen Grußwort, Deutschland sei ein verlässlicher Partner der Ukraine. Er wies auf große Potenziale bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit hin. Oberste Priorität habe es, den Verteidigungssektor auszubauen.

Der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal betonte die Bedeutung eines Gemeinschaftsunternehmens des deutschen Rüstungsherstellers Rheinmetall mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukrainian Defense Industry JSC, der früher Ukroboronprom hieß. Dieses sei nun bei den zuständigen Stellen registriert worden. Bei einem Treffen mit Scholz sprach Schmyhal auch das Thema der Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte für Reparationszahlungen an die Ukraine an. «Wir müssen gemeinsam Wege finden, Russland für die in der Ukraine begangenen Verbrechen und Zerstörungen bezahlen zu lassen», schrieb Schmyhal auf Telegram.

Vertreter der deutschen Wirtschaft betonten die Bereitschaft deutscher Firmen, trotz des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu investieren. Viele Unternehmen hätten ein großes Interesse an einem Ausbau der Partnerschaft mit ukrainischen Firmen, sagte Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Der stellvertretende Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Christian Bruch, sagte, ungeachtet des Krieges seien bereits ein Dutzend Investitionsprojekte begonnen worden. «Deutsche Unternehmen bewerben sich aktuell mit 30 weiteren Projektvorhaben um Investitionsgarantien des Bundes. Der Wiederaufbau ist angelaufen und deutsche Unternehmen engagieren sich.»

Bundeskanzler Olaf Scholz.
Bundeskanzler Olaf Scholz.

+++ Medien: Moskau wirbt Soldatinnen für Krieg in Ukraine an +++

Russland hat Medienangaben zufolge mit der Rekrutierung von Frauen für Kampfeinsätze in seinem Krieg gegen die Ukraine begonnen. In der dem russischen Verteidigungsministerium unterstehenden Söldnereinheit «Redut» würden Scharfschützinnen und Bedienerinnen von Drohnen angeworben, schrieb das unabhängige Internetportal istories am Montag. Bislang wurden Frauen im russischen Militär nur als Sanitäterinnen und in der Küche eingesetzt.

Den Soldatinnen wird ein Halbjahresvertrag mit einem Monatsgehalt von umgerechnet etwa 2200 Euro angeboten. Bei einer Verletzung gibt es 30 000 Euro Prämie, bei Tod sollen den Hinterbliebenen rund 50 000 Euro ausgezahlt werden. Entsprechende Anzeigen tauchten demnach im russischen sozialen Netzwerk «Wkontakte» auf. Gesucht würden vor allem Frauen, die im Umgang mit Waffen schon geübt seien, teilte eine Rekruterin istories mit. Anfängerinnen würden innerhalb eines Monats an der Waffe ausgebildet.

Russland führt seit 20 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Die Verluste auf beiden Seiten gelten als hoch. Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums hat Russland bislang rund 150 000 Gefallene oder Schwerverwundete zu beklagen. Offiziell gibt es aus Moskau seit Monaten keine Angaben dazu. Wegen der unerwartet hohen Ausfälle seiner Armee hat Russlands Präsident Wladimir Putin im vergangenen Herbst die Mobilmachung von offiziell 300 000 Reservisten verkündet. Experten gehen davon aus, dass der Kreml angesichts der im Frühjahr 2024 geplanten Präsidentenwahl eine weitere Mobilmachung bis dahin vermeiden will und daher verstärkt Freiwillige anwirbt.

Kremlchef Wladimir Putin lässt nun Soldatinnen für den Krieg in der Ukraine anwerben.
Kremlchef Wladimir Putin lässt nun Soldatinnen für den Krieg in der Ukraine anwerben.

+++ London: Russland nutzt Strafbataillone für Angriffe in Ukraine +++

Russland lässt seine Angriffe gegen ukrainische Stellungen nach britischen Informationen in erster Linie von ehemaligen Gefangenen und in Ungnade gefallenen Soldaten durchführen. Die «Sturm-Z» genannten Einheiten seien vermutlich als zunächst relativ elitäre Gruppen geplant gewesen, die die taktische Initiative ergreifen könnten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Dienstag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnissen mit. «Spätestens seit Frühjahr 2023 sind aus den "Sturm-Z" jedoch de facto Strafbataillone geworden, die mit Sträflingen sowie regulären Soldaten, die Disziplinarverstöße begangen haben, besetzt sind.»

Mehrere Berichte deuteten darauf hin, dass diese Einheiten kaum logistische und medizinische Unterstützung erhielten, aber dennoch wiederholt zum Angriff getrieben würden. «Russische Truppen haben sich oft wirksam verteidigt», hieß es in London weiter. «Die Existenz von "Sturm-Z" verdeutlicht jedoch die enormen Schwierigkeiten Russlands, Kampfinfanterie zusammenzustellen, die in der Lage ist, wirksame Offensivoperationen durchzuführen.»

+++ Selenskyj wirbt um anhaltende Unterstützung für Ukraine +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will mit internationalen Konferenzen weiter für die Unterstützung seines Landes im Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg werben. «Die Aufmerksamkeit der Welt für die Ukraine, für den Schutz der Freiheit und des Völkerrechts muss gewahrt bleiben – dafür tun wir alles», sagte Selenskyj am Montag in seiner täglichen Videoansprache. Bereits am Dienstag werde ein parlamentarischer Gipfel der «Krim-Plattform» stattfinden, kündigte er an. Die «Krim-Plattform», eine diplomatische Initiative Kiews, sie soll international Aufmerksamkeit für Missstände auf der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel erzeugen.

Daneben ging Selenskyj in seiner Ansprache vor allem auf die Lage an der Front ein und lobte unter anderem die Standfestigkeit der ukrainischen Soldaten im Frontabschnitt Awdijiwka. Um die Kleinstadt in unmittelbarer Nähe der bereits seit 2014 von russischen Kräften kontrollierten Stadt Donezk wird seit Monaten gekämpft. In den vergangenen zwei Wochen hat das russische Militär den Druck in der Gegend noch einmal deutlich verschärft. Mit einer Offensive versucht Moskau, die dort stationierten ukrainischen Truppen einzuschließen. Bisher ist dies den Russen aber nicht gelungen.

+++ Zwangsevakuierung von Kindern im südukrainischen Gebiet Cherson +++

Nach massivem russischen Beschuss haben die Behörden im südukrainischen Gebiet Cherson eine Zwangsevakuierung von Familien mit Kindern angeordnet. Das betrifft gut zwei Dutzend Gemeinden und die Stadt Beryslaw am Fluss Dnipro, teilte die Gebietsverwaltung am Montag bei Telegram mit. Einer behördlichen Aufforderung von Mitte September, sich in Sicherheit zu bringen, sind bisher nur 450 Kinder und ihre Angehörigen gefolgt.

Aufgrund von Weigerungen seien nun Zwangsmaßnahmen erforderlich, heißt es. Dem Ministerium für Reintegration zufolge werden etwas über 800 Kinder kostenlos per Bus und Bahn in sicherere Gebiete im Westen des Landes gebracht. Notwendig wurde die Verordnung wegen nahezu täglichen Artilleriebeschusses und des intensiven Einsatzes von Gleitbomben der russischen Luftwaffe gegen Ziele auf dem ukrainisch kontrollierten Ufer des Dnipro. Wiederholt wurden dabei Zivilisten getötet und verletzt.

Die Ukraine wehrt seit fast 20 Monaten eine russische Invasion ab. Der Fluss Dnipro bildet im Gebiet Cherson dabei seit knapp einem Jahr die Frontlinie zwischen ukrainischem und russischem Militär. Regelmäßig setzen ukrainische Einheiten über den Fluss und bedrängen die russischen Besatzungstruppen auf der gegenüberliegenden Seite.