Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Dienstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuelle Lage im Überblick
Ukraine-Krieg: Die aktuelle Lage im Überblick

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Russische Überschallraketen abgefangen

  • Ukraine: 18 russische Raketen abgeschossen – auch 6 Kinschal

  • IEA: Russland setzt angekündigte Förderkürzung nur teilweise um

  • Ukrainischer Kommandeur bezeichnet Bachmut als «Mausefalle» für Russen

  • Roth: Mehr als 1300 Kultureinrichtungen in der Ukraine angegriffen

  • «Misslungene Verdauungsprozesse»: Historiker erklärt Putins Krieg

  • Strack-Zimmermann lehnt Lieferung deutscher Kampfjets an Ukraine ab

  • London: Ukrainische Nachschubroute nach Bachmut besser gesichert

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Russische Überschallraketen abgefangen +++

Bei erneutem heftigem Raketenbeschuss auf die Ukraine sind laut ukrainischen Angaben in der Nacht zum Dienstag 18 russische Geschosse abgefangen worden. Allein bei sechs der zerstörten Flugkörper soll es sich nach Angaben Kiews um die von Russlands Präsident Wladimir Putin als Wunderwaffe gepriesene Überschallrakete vom Typ Kinschal (Russisch für Dolch) gehandelt haben. Der Kreml sprach hingegen von einem Präzisionsschlag, mit dem ein Patriot-Luftabwehrsystem zerstört worden sei. Eine Entscheidung über die Fortsetzung des am 18. Mai auslaufenden Getreide-Abkommens zögert Moskau noch immer hinaus.

+++ Kiew: Rund 400 000 Russen im Einsatz in der Ukraine +++

In der Ukraine sind nach Schätzungen des ukrainischen Militärgeheimdienstes gegenwärtig rund 400 000 Russen im Einsatz. Die rein militärische Komponente bestehe aus rund 370 000 Soldaten, sagte Geheimdienstchef Kyrylo Budanow am Dienstag im Staatsfernsehen in Kiew. Dazu kämen noch etwa 20 000 Angehörige der Russischen Garde, einer paramilitärischen Eliteeinheit der Russischen Föderation. Private Gruppierungen stellten weitere knapp 7000 Kämpfer. Zu Letzteren gehört etwa die Söldnertruppe Wagner unter ihrem Anführer Jewgenij Prigoschin.

Nach Budanows Darstellung kämen nur sehr wenige Ausländer auf die Seite der russischen Einheiten. «Sie haben sich nie die Mühe gemacht, Ausländer kämpfen zu lassen», sagte er. «Vielmehr haben sie den Ansatz verfolgt, Verluste in der Ukraine durch Strafgefangene wettzumachen.»

+++ USA klagen russischen Hacker wegen Ransomware-Angriffen an +++

Die Vereinigten Staaten haben Klage gegen einen russischen Hacker wegen digitaler Angriffe auf US-Behörden und Bürger erhoben. Der in Russland lebende Michail Matwejew soll in den vergangenen Jahren mit sogenannter Ransomware Lösegeld von Strafverfolgungsbehörden und anderen Regierungseinrichtungen sowie von Krankenhäusern und Schulen verlangt haben, teilte das Justizministerium am Dienstag in Washington mit. Die Klagen wurden im Bundesstaat New Jersey und im District of Columbia veröffentlicht.

Bei den sogenannten Ransomware-Angriffen dringen die Angreifer in die Systeme ein, übernehmen die Kontrolle und sperren die Opfer aus. Dabei werden in der Regel die Daten verschlüsselt und nur nach Zahlung eines Lösegeldes wieder zugänglich gemacht.

+++ Russen dringen in Bachmut vor - Ukrainer dringen um Bachmut vor +++

Bei den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut hat sich eine paradoxe Frontlage entwickelt. Während ukrainische Truppen an den Fronten rund um die Stadt weiter vordringen, drücken russische Truppen die ukrainischen Verteidiger innerhalb der Stadt weiter zurück, wie die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Dienstag auf Telegram mitteilte. «Innerhalb weniger Tage haben unsere Truppen nördlich und südlich von Bachmut rund 20 Quadratkilometer vom Feind gesäubert, dieser wiederum rückt innerhalb von Bachmut vor und zerstört die Stadt vollständig mit seiner Artillerie.»

Zudem führe das russische Militär Einheiten professioneller Fallschirmjäger heran, schrieb Maljar weiter. «In der gegenwärtigen Situation geben unsere Truppen ihr Bestes und sogar noch mehr.»

+++ Ausländer muss in Russland wegen «Diskreditierung der Armee» in Haft +++

Ein Gericht in Moskau hat einen Kolumbianer wegen angeblicher «Diskreditierung der russischen Streitkräfte» zu fünf Jahren und zwei Monaten Freiheitsentzug verurteilt. Die Haft soll der Angeklagte in einer Anstalt des allgemeinen Strafvollzugs absitzen, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag aus dem Gerichtssaal. Es ist der erste bekannte Fall, in dem ein Ausländer wegen Diskreditierung der Armee zu einer Haftstrafe in Russland verurteilt wurde.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hat der Kolumbianer im vergangenen Frühjahr in einem Moskauer Einkaufszentrum Mobilfunkgeräte versteckt, mit denen dann massenhaft «Falschmeldungen über die Handlungen der russischen Streitkräfte verbreitet wurden, darunter auch über die Ermordung der Zivilbevölkerung». Er habe dabei im Auftrag und gegen Bezahlung einer ausländischen Organisation gehandelt, die mit dem US-Außenministerium verbunden sei.

+++ Schriftsteller Wladimir Kaminer beklagt Beschimpfungen +++

Der aus Moskau stammende Schriftsteller Wladimir Kaminer (55) hat Anfeindungen gegen seine Familie wegen deren Herkunft beklagt. «Meine Frau und meine 26-jährige Tochter haben neulich in der Bahn nach Brandenburg Russisch miteinander gesprochen, da ist eine ältere Frau sie angegangen und hat "Raus hier aus dem Zug!" gerufen», sagte der 55-Jährige dem «Zeit-Magazin». Russen in Deutschland hatten seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vielfach von Anfeindungen berichtet.

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+++ Ukraine-Krieg: Tschechischer Sanitäter und Hilfsorganisator gestorben +++

In Tschechien ist der Gründer einer Initiative gestorben, die Sanitäter als Freiwillige zu Hilfs- und Ausbildungseinsätzen in die Ukraine schickt. Der 38-Jährige sei am Montag den Schrapnellverletzungen erlegen, die er sich im März an der Front im Donbass zugezogen habe, teilte das von ihm ins Leben gerufene Projekt Phoenix am Dienstag mit.

Der Mann trat in den Medien nur unter dem Decknamen «Taylor» auf, um seine Familie nicht zu gefährden. Er war Anfang April zur weiteren Behandlung zunächst von Kiew nach Lwiw und dann ins Militärkrankenhaus in Prag überführt worden. Das Krankenhaus teilte mit, dass es sich aus Datenschutzgründen nicht äußern könne.

+++ Zweite Festnahme bei Korruptionsfall im ukrainischen Obersten Gericht +++

Die Behörden in Kiew haben über eine zweite Festnahme im Zusammenhang mit Schmiergeldzahlungen an den Obersten Richter des Obersten Gerichtshofs der Ukraine informiert. «Zum jetzigen Zeitpunkt laufen Ermittlungen zu den Richtern und den Mittelsmännern (der Schmiergeldzahlungen)», sagte der Chef der spezialisierten Antikorruptionsstaatsanwaltschaft, Olexander Klymenko, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kiew. Wer neben dem Obersten Richter Wsewolod Knjasjew noch festgenommen wurde, sagte der 36-jährige nicht. Es werde auch zu Schmiergeldzahlungen bei vergangenen Verfahren ermittelt. Details würden später mitgeteilt.

Der Chef des Antikorruptionsbüros, Semen Krywonos, versicherte, dass das Verfahren transparent ablaufen werde. «Es gibt Schmiergeld, es gibt ein Motiv, die Tatsache wurde festgestellt, es gibt konkrete Personen», sagte der 40-Jährige. Die Festnahme des Obersten Richters sei dabei das «aufsehenserregendste Verfahren» seit der Gründung seiner Behörde 2015. Krywono begleitet den Posten erst seit Anfang März.

+++ Russisches Parlament stimmt für Kündigung des KSE-Vertrags +++

Das russische Parlament hat am Dienstag für den Austritt aus dem Abrüstungsvertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag) gestimmt. Die Entscheidung sei in der Plenarsitzung einstimmig getroffen worden, heißt es auf der Webseite des Parlaments.

Die Entscheidung über den Austritt sei im Interesse der nationalen Sicherheit getroffen worden, begründete Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin den Beschluss auf seinem Telegram-Kanal. «Washington und Brüssel, besessen von der Idee des Aufbaus einer unipolaren Welt, haben das globale Sicherheitssystem mit der Erweiterung der Nato nach Osten zerstört», sagte er.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begannen ab 1999 osteuropäische Länder, der Nato beizutreten: Tschechien, Ungarn und Polen waren die ersten. Ein Grund für den Nato-Beitritt waren Sicherheitsgarantien und damit ein Schutz vor Russland.

Der KSE-Vertrag legt die Obergrenzen für die Stationierung schwerer Waffen auf dem europäischen Kontinent fest. Dazu zählen Kampf- und Schützenpanzer, schwere Artillerie, Kampfflugzeuge und -hubschrauber. Moskau gehörte 1990 zu den Mitunterzeichnern der Vereinbarung, legte aber bereits 2007 dessen Umsetzung größtenteils auf Eis. Seit 2015, ein Jahr nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, nimmt Russland auch nicht mehr an den Sitzungen der Beratungsgruppe teil.

+++ Ukraine: 18 russische Raketen abgeschossen – auch 6 Kinschal +++

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben sechs der von Russland als Wunderwaffe angepriesenen Hyperschallraketen vom Typ Kinschal (Russisch für Dolch) abgeschossen. Die Raketen seien von russischen Kampfflugzeugen des Typs MiG-31K abgefeuert und dann abgefangen worden, teilte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, am Dienstag mit. Insgesamt seien 18 Raketen unterschiedlicher Typen sowie 6 sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 bei dem Luftalarm in der Nacht zu Dienstag von der Flugabwehr unschädlich gemacht worden.

Der ukrainischen Luftwaffe ist eigenen Angaben zufolge der Abschuss einer russischen Hyperschallrakete vom Typ Kinschal gelungen (Bild: Pavel Golovkin/AP/dpa)
Der ukrainischen Luftwaffe ist eigenen Angaben zufolge der Abschuss einer russischen Hyperschallrakete vom Typ Kinschal gelungen (Bild: Pavel Golovkin/AP/dpa)

Nach Darstellung Saluschnyjs waren unter den abgeschossenen Raketen auch neun Kalibr, die von Kriegsschiffen auf dem Schwarzen Meer gestartet waren. Zudem seien drei russische Aufklärungsdrohnen zerstört worden. US-Botschafterin Bridget A. Brink dankte der ukrainischen Flugabwehr auf Twitter für die «starke Arbeit». Die Dichte der Schläge galt als sehr hoch. Die Explosionen durch den Abschuss der Raketen hatten Kiew nachts erschüttert.

Die Ukraine hatte Anfang Mai erstmals gemeldet, eine Kinschal-Rakete mit dem US-Flugabwehrsystem Patriot vom Himmel geholt zu haben. Russland bestritt das. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte den Abschuss. Die extrem schnell und hoch fliegenden und dennoch manövrierfähigen Raketen setzen russischen Streitkräfte im Krieg in der Ukraine ein - etwa zur Zerstörung von Treibstoff- und Waffenlagern.

+++ Georgien erlaubt russische Linienflüge nach Tiflis trotz Kritik +++

Russland und die Schwarzmeerrepublik Georgien nehmen trotz ihrer Spannungen und der Warnungen des Westens erstmals seit 2019 ihren direkten Flugverkehr wieder auf. Als erste russische Fluglinie erhielt am Montag die Gesellschaft Azimuth Airlines eine Erlaubnis für tägliche Direktflüge von Moskau in die georgische Hauptstadt Tiflis (Tbilissi). Flüge gibt es laut Buchungssystem der Airline mit Stand Dienstag von diesem Freitag an. Im Gegenzug erhält auch die georgische Linie Georgian Airways Landerecht in Russland - mit Start an diesem Samstag (20. Mai).

Russland hatte zuvor den direkten Flugverkehr wieder erlaubt, nachdem er im Zuge der Spannungen zwischen beiden Staaten 2019 auf Geheiß Moskaus eingestellt worden war. Die georgische Luftfahrtbehörde teilte mit, dass Azimuth nicht mit Sanktionen belegt sei und deshalb die Südkaukasusrepublik ansteuern könne.

Zwar beteiligt sich Georgien nicht an Sanktionen des Westens gegen Russland im Zuge von Moskaus Krieg gegen die Ukraine. Allerdings reagiert die Behörde in Tiflis auf Drohungen des Westens, Georgien selbst mit Sanktionen zu belegen, wenn dort von den internationalen Strafmaßnahmen betroffene russische Gesellschaften landen dürften.

Kremlchef Wladimir Putin hatte die Erlaubnis für Direktflüge per Dekret gegeben - und Georgiern auch die visafreie Einreise nach Russland wieder erlaubt, die am Montag in Kraft getreten war. In Russland leben Hunderttausende Georgier, die nun leichter von ihren Verwandten besucht werden können. Auch Direktflüge verkürzen die Flugzeiten zwischen den Nachbarländern immens. Viele Georgier nahmen die Entscheidung mit Erleichterung auf.

+++ Diplomaten: Selenskyj zum Gipfel der Arabischen Liga eingeladen +++

Der saudi-arabische König Salman hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Diplomaten zufolge zum Gipfel der Arabischen Liga am Freitag eingeladen. Aus Diplomatenkreisen erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag, dass Selenskyj als Ehrengast des Gipfels in der saudischen Stadt Dschidda erwartet wird.

Die Teilnahme Selenskyjs biete eine Gelegenheit, um über eine Lösung des russisch-ukrainischen Krieges zu sprechen, hieß es. Dabei könnten mögliche Wege zur Aufnahme von Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew diskutiert werden, so arabische Diplomaten in Riad. Eine Bestätigung aus Kiew gibt es bisher nicht.

+++ Schwedischer Regierungschef über Nato-Prozess: Zeit läuft davon +++

Angesichts der noch ausstehenden Entscheidung bei der Präsidentenwahl in der Türkei rechnet Schweden nicht damit, dass sich das Land bald mit der schwedischen Nato-Bewerbung befassen wird. «Jetzt gerade sollten wir nicht glauben, dass in diesem Prozess irgendetwas passiert. Im Moment ist die Türkei mit Innenpolitik beschäftigt», sagte der schwedische Regierungschef Ulf Kristersson am Dienstag der Nachrichtenagentur TT.

Mit Blick auf die Ambitionen seines Landes, bis zum Nato-Gipfel in Vilnius im Juli Mitglied zu werden, sagte er: «Es ist klar, dass die Zeit davonläuft.» Die Hoffnung, dass Ankara bis dahin grünes Licht für die schwedische Bewerbung geben könnte, habe er aber noch nicht aufgegeben, sagte Kristersson.

+++ Wichtiges europäisches WHO-Büro zieht von Moskau nach Kopenhagen +++

Vor dem Hintergrund des russischen Kriegs in der Ukraine zieht das europäische Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für nicht-übertragbare Krankheiten von Moskau nach Kopenhagen um. Das gab das dänische Gesundheitsministerium am Montagabend bekannt. «Angesichts von Russlands Aggressivität und der inakzeptablen Invasion der Ukraine können wir kein so wichtiges Büro mit Basis in Moskau haben», sagte Gesundheitsministerin Sophie Løhde laut einer Mitteilung.

Ziel des Umzugs sei es, der WHO bessere Arbeitsbedingungen zu ermöglichen und Solidarität mit der Ukraine zu zeigen, sagte Dan Jørgensen, Minister für Entwicklungszusammenarbeit und globale Klimapolitik.

+++ IEA: Russland setzt angekündigte Förderkürzung nur teilweise um +++

Russland hat nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) die angekündigte Kürzung der Ölförderung nur teilweise umgesetzt. Im April habe die Fördermenge bei durchschnittlich etwa 9,6 Millionen Barrel pro Tag gelegen, heißt es in dem am Dienstag in Paris veröffentlichten Monatsbericht des Interessenverbands führender Industriestaaten. Damit sei die Ölproduktion nur 200 000 Barrel pro Tag niedriger gewesen als vor der Kürzung.

Russland hatte im März eine Förderkürzung um 500 000 Barrel pro Tag angekündigt und die Maßnahme als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen westlicher Industriestaaten im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine dargestellt. «Unserer Einschätzung nach hat Moskau die angekündigte Förderkürzung um 500 000 Barrel pro Tag nicht vollständig vollzogen», schreiben die IEA-Experten im Monatsbericht. Russland erhöhe offenbar das Fördervolumen, um Umsatzrückgänge auszugleichen.

Nach Einschätzung der IEA sind die Erlöse aus den russischen Ölexporten im April um 1,7 Milliarden US-Dollar auf 15 Milliarden Dollar (16,32 Mrd Euro) gestiegen. Im Jahresvergleich zeigen sich aber starke Einnahmeverluste für den Kreml aus dem Ölgeschäft. Die IEA-Experten bezifferten den Rückgang im Vergleich zum April 2022 auf gut ein Viertel. Russland bietet Rohöl derzeit deutlich günstiger an als vor einem Jahr.

+++ Ukrainischer Kommandeur bezeichnet Bachmut als «Mausefalle» für Russen +++

Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, hat die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut als «Mausefalle» für die russischen Truppen bezeichnet. «Die Wagner-Söldner sind nach Bachmut wie die Ratten in die Mausefalle gekrochen», sagte der 57-Jährige am Dienstag bei einem weiteren Besuch im Frontgebiet. Durch «aktive Verteidigung» seien die ukrainischen Einheiten an mehreren Abschnitten bei Bachmut zu Gegenangriffen übergegangen.

«Der Feind hat mehr Ressourcen, doch wir zerstören seine Pläne», sagte der Generaloberst. Danach zeichnete er mehrere Soldaten mit Orden aus. Zuvor hatten Einheiten der ukrainischen Armee nordwestlich und südwestlich von Bachmut die russischen Truppen teils um mehrere Kilometer zurückgedrängt.

Dagegen behauptete der Chef russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, einmal mehr, in der Stadt Bachmut selbst weiter mit der Eroberung der letzten Straßenzüge voranzukommen. Er veröffentlichte dazu am Dienstag auch ein Video, in dem er auf einer Karte die noch von den ukrainischen Truppen besetzten Teile zeigte.

+++ Roth: Mehr als 1300 Kultureinrichtungen in der Ukraine angegriffen +++

In der Ukraine sind im Zuge des russischen Angriffskriegs nach Angaben der deutschen Kulturstaatsministerin Claudia Roth mehr als 1300 Kultureinrichtungen wie Bibliotheken, Archive und Museen angegriffen worden. Das sei der Versuch, die kulturelle Identität der Ukraine auszulöschen und eine Stimme der Demokratie zum Schweigen zu bringen, sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag am Rande eines EU-Kulturministertreffens in Brüssel. «Neben Journalistinnen und Journalisten sind es immer die Künstler und Künstlerinnen, die dieser Demokratie ja einen Sound geben.»

Die russische Aggression sei auch ein systematischer Krieg gegen Kultur und gegen die ukrainische kulturelle Identität, sagte Roth. Zudem sagte sie, dass mit Desinformation, Lügen, Fake News und Verschwörungstheorien zunehmend auch die Herzen und Köpfe der Menschen in Deutschland und Europa vergiftet würden. Die Ukraine stemmt sich seit mehr als 14 Monaten gegen eine russische Invasion.

+++ NRW-Wirtschaftsförderungsgesellschaft trennt sich von Schröder-Kim +++

Die NRW-Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.Global Business trennt sich von Soyeon Schröder-Kim, der Frau von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Das bestätigte das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium am Dienstag. Zuvor hatte der Kölner Stadt-Anzeiger (Dienstag) berichtet.

«Frau Schröder-Kim wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt und der Dienstleistungsvertrag wird durch NRW.GlobalBusiness fristlos beendet», teilte das Ministerium mit. Schröder-Kim war für die Landesgesellschaft auf der Grundlage eines ursprünglich bis Ende 2023 befristeten Vertrages als Südkorea-Repräsentantin tätig.

«Zuvor hatte NRW.Global Business Frau Schröder-Kim mehrfach darauf hingewiesen, in der Öffentlichkeit bei politisch sensiblen Themen, insbesondere bezüglich des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, zurückhaltend zu sein und sich nicht zu äußern», hieß es in der Mitteilung. Schröder-Kim reagierte am Dienstagvormittag zunächst nicht auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

+++ «Misslungene Verdauungsprozesse»: Historiker erklärt Putins Krieg +++

Russlands imperiale Vergangenheit ist nach Meinung des Münchner Historikers Martin Schulze Wessel der Schlüssel zum Verständnis von Putins Überfall auf die Ukraine. Nur wenn die Russen ihren imperialen Herrschaftsanspruch aufgäben und ihren eigenen Nationenbegriff klärten, werde eine friedliche Nachbarschaft möglich sein, schreibt er in seinem neu erschienenen Buch «Der Fluch des Imperiums».

Darin zeigt der Experte für die Geschichte Ost- und Südosteuropas die lange Vorgeschichte des Ukrainekrieges auf. Schon seit der Zeit Peters des Großen sei die Ukraine das Ziel russischen imperialen Anspruchs gewesen. Nicht umsonst vergleicht sich Putin mit diesem Zaren, unter dessen Herrschaft Russland begann, ein europäisches Imperium zu errichten.

Eine interessante Parallele erkennt der Historiker zu Polen. Auch über dieses europäische Nachbarland habe Russland seit dem 18. Jahrhundert Hegemonie beansprucht, konnte aber letztlich das Nationalgefühl der Polen nicht zerstören. Ähnlich sei es nun in der Ukraine. Sein Fazit ist wenig schmeichelhaft für Russland: «Die Geschichte der imperialen Expansion Russlands nach Westen kann man als die Geschichte von misslungenen Verdauungsprozessen betrachten.»

+++ Strack-Zimmermann lehnt Lieferung deutscher Kampfjets an Ukraine ab +++

Die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat die Lieferung von deutschen Kampfjets an die Ukraine erneut abgelehnt. Sie sehe keinen Tornado und keinen Eurofighter über dem ukrainischen Luftraum, sagte die FDP-Politikerin am Dienstag im Deutschlandfunk. «Das hat schlicht was mit der Reichweite der Maschine zu tun, mit der Komplexität der Ausbildung».

Strack-Zimmermann hält die Lieferung von anderen Flugzeugtypen wie etwa sowjetischen MiGs oder F-16-Kampfjets aus US-Produktion für hilfreich. «Man könnte Selenskyj natürlich anbieten, in Deutschland Militärstützpunkte zur Verfügung zu stellen, wo die F-16 gewartet werden», sagte sie dem MDR.

+++ London: Ukrainische Nachschubroute nach Bachmut besser gesichert +++

Die wichtigste ukrainische Nachschubroute in die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut ist nach Einschätzung britischer Militärexperten wieder besser gesichert. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London am Dienstag hervor. Demnach haben die Vorstöße der ukrainischen Verteidiger an den Flanken im Norden und Süden in den vergangenen Tagen zu einer Stabilisierung geführt. Der Donez-Donbass-Kanal sei inzwischen zur natürlichen Trennlinie zwischen ukrainischen und russischen Truppen als Teile einer «tiefen defensiven Zone» um die Ortschaft Tschassiw Jar geworden.

Im Zentrum Bachmuts, so die Briten, machen allerdings die Kämpfer der russischen Söldnertruppe Wagner weiter kleine Fortschritte, wo sie Stellungen der Ukrainer übernehmen, hieß es in der Mitteilung weiter.

+++ Merz offen für Gespräche über weitere Unterstützung für Ukraine +++

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat sich offen für Gespräche über eine weitere militärische Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine gezeigt. «Es wäre gut, wenn sich die Europäer und die Amerikaner gemeinsam verständigen, wie in Zukunft weiter der Ukraine geholfen wird», sagte er nach Sitzungen der CDU-Spitzengremien am Montag in Berlin. Ziel müsse sein, dass die Ukraine den Krieg gewinne, «und zwar im Sinne eines vollständigen Rückzugs der russischen Truppen von ukrainischem Territorium».

Merz machte deutlich, dass die Union für Gespräche über einen dazu zu leistenden Beitrag bereit steht, wenn die Bundesregierung darüber sprechen will. Er äußerte sich nicht näher dazu, ob Deutschland auch ukrainischen Bitten nach Lieferung moderner Kampfjets nachkommen sollte. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Sonntag in Berlin gesagt, die Ukraine arbeite in europäischen Hauptstädten daran, eine solche «Kampfjet-Koalition» zu schaffen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich dazu zurückhaltend geäußert.

+++ Heftige Explosionen von Luftabwehrraketen erschüttern Kiew +++

Heftige Explosionen von Luftabwehrraketen haben die Einwohner der ukrainischen Hauptstadt Kiew aus dem Schlaf gerissen. Raketentrümmer seien auf das Gelände des städtischen Tierparks heruntergefallen, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko am Dienstag mit. Seinen Angaben nach wurden drei Menschen verletzt und ein größeres Gebäude beschädigt. Zudem seien mehrere Autos in Brand geraten. Der Militärverwaltung zufolge waren vier Stadtteile betroffen. Nähere Angaben zu weiteren Opfern und Schäden wurden vorerst nicht bekanntgegeben. Luftalarm war in der Nacht im ganzen Land ausgelöst worden.

Die Ukraine stemmt sich seit über 14 Monaten gegen eine russische Invasion. Das Land hatte zur Abwehr russischer Raketen moderne westliche Flugabwehrsysteme unter anderem aus Deutschland erhalten.

+++ Pentagon: Abrams-Übungspanzer im bayerischen Grafenwöhr angekommen +++

Auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr sind nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums 31 Abrams-Übungspanzer eingetroffen. «Ich kann bestätigen, dass die 31 Übungspanzer vom Typ M1 Abrams in Grafenwöhr, Deutschland, angekommen sind», sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Montag in Washington. Ukrainische Streitkräfte würden «in den kommenden Wochen» in Grafenwöhr erwartet und mit ihrer Ausbildung an den Panzern beginnen. Es gehe darum, die ukrainischen Panzerbesatzungen sowohl in der Nutzung des Abrams-Panzer als auch in seiner Instandhaltung zu schulen und so umfassend auf ihren Einsatz im russischen Angriffskrieg vorzubereiten.

US-Generalstabschef Mark Milley hatte Ende April bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein gesagt, die USA würden für die Ausbildung zuerst Übungspanzer liefern, die nicht kampftauglich seien. Die für das Schlachtfeld gedachten Abrams-Panzer würden noch instand gesetzt. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, die USA hätten die Auslieferung beschleunigt, um der Ukraine in den kommenden Monaten mehr gepanzerte Ausrüstung zur Verfügung stellen zu können.