Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Montag
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.
Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:
Russische Grenzregion verhängt Terroralarm nach Beschuss
Moskau wirft Kiew Entsendung von «Sabotagetrupp» vor
Behörden melden Beschuss und Kämpfe in russischer Grenzregion
Kiew: Teil Bachmuts weiter unter ukrainischer Kontrolle
Ukrainisches Atomkraftwerk Saporischschja wieder am Stromnetz
Moskau bezeichnet F-16 Kampfjets für Kiews Ziele als «nutzlos»
Die aktuelle News-Lage im Livestream:
+++ Russische Grenzregion verhängt Terroralarm nach Beschuss +++
Nach dem Beschuss in der russischen Grenzregion Belgorod nahe der Ukraine haben die Behörden Terroralarm in dem Gebiet verhängt. Die Maßnahme diene der Sicherheit der Bevölkerung, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Zuvor gab der Beamte bekannt, dass die Zahl der Verletzten auf sechs gestiegen sei. Das Anti-Terror-Regime sieht Personenkontrollen oder die Schließung von Fabriken vor, die gefährliche Güter wie Sprengstoff, radioaktive oder chemische und biologische Gefahrenstoffe produzieren.
Allein in der Stadt Graiworon seien zwei Männer und eine Frau mit Splitterwunden in ein Krankenhaus gebracht worden, erklärte Gladkow. In einer ersten Meldung hatte er noch von zwei Verletzten gesprochen. Seinen Angaben nach wurde im Dorf Samostje ein Kindergarten getroffen, der dann in Brand geriet. In Graiworon seien zudem drei Häuser beschädigt worden. Auch das Verwaltungsgebäude wurde den offiziellen Angaben zufolge getroffen.
+++ Selenskyj nach Tour zu Gipfeltreffen in Ukraine zurückgekehrt +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach seinen Auslandsreisen zu Gipfeltreffen in Saudi-Arabien und Japan wieder in sein Heimatland zurückgekehrt. «Es wird noch mehr Waffen für unsere Krieger geben», sagte der Staatschef am Montag in einem im Zug aufgezeichneten Video. Anschließend gab er einen Ausblick auf den kommenden Nato-Gipfel im Juli im litauischen Vilnius. «Wir machen alles dafür, dass die Entscheidungen auf dem Gipfel für uns so sind, dass sie funktionieren», sagte er, ohne konkreter zu werden.
Die außenpolitischen Initiativen der Ukraine tragen seinen Worten nach Früchte. «Jedes Mal gibt es mehr Ergebnisse für die Ukraine: mehr Flugabwehr, Artillerie, Panzertechnik, Munition, Ausbildung.»
Zugleich lobte Selenskyj die Arbeit der ukrainischen Flugabwehr in der vergangenen Nacht, die 25 von 25 russischen Kampfdrohnen abgeschossen habe. «Jeder Abschuss ist ein gerettetes Leben», sagte er. Dennoch sei es nicht gelungen, alle russischen Raketen abzufangen. Kiew arbeite weiter daran, das Flugabwehrsystem zu perfektionieren. Selenskyj zufolge gibt es weiter Kämpfe im Abschnitt Bachmut. Nähere Angaben machte er nicht.
+++ Moskau wirft Kiew Entsendung von «Sabotagetrupp» vor +++
Im Ukraine-Krieg ist auch nach 15 Monaten keine entscheidende Wende in Sicht. Beide Seiten lieferten sich auch am Montag blutige Kämpfe mit zahlreichen Toten und Verletzten. Der Angreifer Russland beschuldigte die Ukraine, mit einem «Sabotagetrupp» auf russisches Gebiet vorgedrungen zu sein. Zwei Menschen seien durch Minen verletzt worden. Widersprüchliche Angaben machten beide Seiten weiterhin zur Lage in der praktisch zerstörten Stadt Bachmut. Moskau behauptet, die Stadt im Osten der Ukraine unter Kontrolle zu haben. Kiew bestreitet das. An diesem Mittwoch dauert der Krieg genau eineinviertel Jahre.
In sozialen Netzwerken gab es seit dem Morgen Berichte über den Beschuss grenznaher Orte in der russischen Grenzregion Belgorod. Nach Angaben von Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow wurden eine Frau und ein Mann verletzt. Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte Kämpfe in der Region. Die ausschließlich aus Russen bestehenden Einheiten «Russisches Freiwilligenkorps» und «Legion Freiheit Russlands» hätten einen Einsatz zur «Befreiung des Gebiets Belgorod vom sogenannten Putin-Regime begonnen», sagte dessen Sprecher Andrij Jussow.
+++ Behörden melden Beschuss und Kämpfe in russischer Grenzregion +++
In der russischen Grenzregion Belgorod nahe der Ukraine sind nach offiziellen Angaben zwei Menschen durch Beschuss verletzt worden. Ein Mann und eine Frau seien nach Minenexplosionen ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Frau werde auf der Intensivstation behandelt. «Ein Spionage- und Sabotagetrupp ist in das Gebiet des Landkreises Graiworon eingedrungen», teilte Gladkow außerdem mit. Der Kreml bestätigte später die Information. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow wurde der «Sabotagetrupp» bekämpft.
In sozialen Netzwerken gab es seit dem Morgen Berichte über den Beschuss grenznaher Orte. Beschossen werde auch der Grenzübergang, hieß es. Gladkow hatte dies zunächst als «Desinformationskampagne» und «Panikmache» zurückgewiesen. Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte unterdessen Kämpfe in der Region. Die ausschließlich aus russischen Staatsbürgern bestehenden Einheiten «Russisches Freiwilligenkorps» und «Legion Freiheit Russlands» hätten «eine Operation zur Befreiung des Gebiets Belgorod vom sogenannten Putin-Regime begonnen», sagte Militärgeheimdienstsprecher Andrij Jussow im ukrainischen Fernsehen.
+++ Kiew: Teil Bachmuts weiter unter ukrainischer Kontrolle +++
In der umkämpften Stadt Bachmut im Gebiet Donezk sind nach Darstellung Kiews weiter ukrainische Soldaten. «Unsere Truppen kontrollieren in Bachmut gewisse Objekte und im Stadtteil "Flugzeug" den Sektor mit Einfamilienhäusern», schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag bei Telegram. Die russischen Truppen durchkämmten die von ihnen eroberten Stadtteile nach ukrainischen Soldaten. Um die Anhöhen nördlich und südlich der Stadt werde weiter gekämpft.
Der Vizeministerin zufolge ziehen die russischen Truppen zusätzliche Reserven heran. «Die Verteidigung von Bachmut erfüllt ihre militärische Aufgabe», betonte Maljar. Den russischen Truppen seien riesige Verluste zugefügt und ihr Angriffspotenzial gesenkt worden. Zudem habe die ukrainische Seite wichtige Zeit gewonnen.
+++ Ukrainisches Atomkraftwerk Saporischschja wieder am Stromnetz +++
Das von Russland besetzte südukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist wieder ans Stromnetz angeschlossen worden. «Ukrenerho hat alle Anstrengungen unternommen, um die Stromversorgung des Kernkraftwerks aus dem ukrainischen Stromnetz wiederherzustellen», teilte der ukrainische Stromnetzbetreiber am Montag per Telegram mit. Eine Hochspannungsleitung war zuvor am Morgen durch Beschuss beschädigt worden. Die Kühlungssysteme mussten infolgedessen mit Dieselgeneratoren betrieben werden.
+++ Lage in Bachmut weiter unklar +++
Gegensätzliche Standpunkte vertreten Moskau und Kiew bei der Frage, ob Bachmut nun von Russen erobert wurde oder nicht. Am Samstag hatte zunächst der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, die Einnahme verkündet. Später gab auch das reguläre Militär die Eroberung bekannt. Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte die Verteilung von Orden an.
Die ukrainische Führung allerdings bestreitet den militärischen Erfolg Moskaus. Selenskyj, der zunächst mit missverständlichen Äußerungen die Spekulationen um die Eroberung der Stadt noch befeuert hatte, wies später die vollständige Einnahme Bachmuts durch russische Truppen zurück. «Bachmut ist heute nicht von Russland besetzt worden», sagte er in Hiroshima.
Auch das ukrainische Militär hält - zumindest rhetorisch - weiter an Bachmut fest. «Unsere Soldaten halten Befestigungsanlagen und einige Räumlichkeiten im Südwesten der Stadt», sagte der Sprecher der Heeresgruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, am Sonntag im ukrainischen Fernsehen. Er räumte allerdings ein, dass die Lage kritisch sei und es schwere Kämpfe gebe. Unabhängig lassen sich die Angaben der Kriegsparteien nicht überprüfen.
Später teilte die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar mit, dass den ukrainischen Truppen an den Flanken weitere Vorstöße gelungen seien. Das Militär habe mehrere Höhenzüge eingenommen, was es den Russen schwer mache, in Bachmut zu bleiben. Die ukrainischen Kräfte hätten bereits einen Halbkreis um die Stadt gebildet, schrieb sie am Sonntag auf Telegram.
Tscherewatyj meldete sich am Sonntagabend ebenfalls noch einmal zu Wort. Seinen Angaben nach ist das Militär nahe Bachmut weiter vorgerückt. «Speziell in den letzten 24 Stunden sind wir an einigen Teilstücken etwa 200 Meter vorgestoßen», sagte Tscherewatyj im ukrainischen Fernsehen. Bereits die ganze Woche sei das ukrainische Militär in der Umgebung der Stadt auf dem Vormarsch.
+++ Moskau bezeichnet F-16 Kampfjets für Kiews Ziele als «nutzlos» +++
Russland hat die geplante Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine als nutzlos für den Kriegsverlauf bezeichnet. Die Pläne des Westens und auch die Ausbildung ukrainischer Piloten an den F-16 hülfen nicht dabei, gegen Russland die gewünschten Ergebnisse zu erzielen, sagte der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow am Montag der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
«All diese Anstrengungen sind völlig nutzlos. Unsere Fähigkeiten sind so, dass alle Ziele der militärischen Spezialoperation mit Sicherheit erreicht werden.» Russland nennt den vor rund 15 Monaten begonnenen Krieg offiziell militärische Spezialoperation.
Rjabkow betonte, die Versuche des «kollektiven Westens» unter Führung der USA, Angriffe auf die Sicherheit Russlands zu verüben, hätten keinen Erfolg. Russland sei klar, dass alle irgendwie diskutierten Waffengattungen über kurz oder lang auch in der Ukraine landen würden. Rjabkow sagte auch, dass Russland nicht zulassen werde, dass die mit US-Waffen angedrohten Schläge gegen die Schwarzmeer-Halbinsel Krim in die Tat umgesetzt würden. Kiew hatte immer wieder erklärt, die Krim von der russischen Besatzung zu befreien. Die Atommacht Russland drohte hingegen, das mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern.
+++ Ukrainisches AKW Saporischschja erneut ohne externen Strom +++
Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist erneut komplett von der externen Stromversorgung abgeschnitten. Das teilte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, am Montag mit. «Die nukleare Sicherheitslage im Kraftwerk ist extrem gefährdet», schrieb Grossi auf Twitter.
#Ukraine’s #ZNPP this morning lost all external electricity for 7th time during conflict, forcing it to rely on emergency diesel generators for power; nuclear safety situation at the plant extremely vulnerable. We must agree to protect plant now; this situation cannot continue.
— Rafael MarianoGrossi (@rafaelmgrossi) May 22, 2023
Der ukrainische Atomkonzern Enerhoatom bestätigte den Zwischenfall. Am Montagmorgen sei die das Kraftwerk versorgende Hochspannungsleitung durch Beschuss beschädigt worden. Die Kühlung würden mittels der vorhandenen Dieselgeneratoren gewährleistet. Für diese sei für zehn Tage Treibstoff vorhanden. Insgesamt sei es bereits der siebente Ausfall der Stromversorgung seit dem Beginn der russischen Besetzung im März 2022.
+++ London: Moskau arbeitet an neuer Elite-Einheit bei Luftstreitkräften +++
Russland will laut britischen Geheimdienstinformationen eine neue Elite-Einheit bei seinen Luftstreitkräften für den Einsatz in der Ukraine schaffen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Bericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London vom Montag hervor.
Demnach soll die neue Einheit aus Bombern und Hubschraubern bestehen und vor allem gegen Bodentruppen eingesetzt werden. Erfahrene Piloten sollen mit hohen Summen für die neue Einheit mit dem Code-Wort «Schtorm» (Russisch für «Sturm») angeworben werden. «Die Schaffung der Gruppe wirft ein Schlaglicht auf Russlands Einschätzung, dass die reguläre Luftwaffe bei ihrer Hauptaufgabe, ukrainische Stellungen zu bombardieren, versagt hat», so die Mitteilung weiter.
+++ Verfassungsschutz: AfD verbreitet russische Narrative +++
Der Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang sieht die AfD als einen wichtigen Akteur bei der Verbreitung russischer Propaganda in Deutschland. «Indem aus Teilen dieser Partei heraus auch russische Narrative weitergegeben werden, weitergesteuert werden, trägt das dazu bei, dass Rechtsextremismus in Deutschland expandieren kann und auch in diesen Kreisen dann eben Putins Lied gesungen wird», sagte Haldenwang am Montag im ARD-«Morgenmagazin».
In einem Symposium am Montag wollte das Bundesamt für Verfassungsschutz über den Einfluss autoritärer Staaten auf die Demokratie sprechen. Deutschland habe sicherlich eine der stabilsten Demokratien der Welt, sagte Haldenwang. Er betonte aber auch: «Diese Demokratie gerät zunehmend unter Druck. Wir sehen tatsächlich Angriffe auf diese Demokratie von verschiedenen Seiten, von innen und von außen.»
+++ US-Institut sieht Wagner-Gruppe nach Bachmut-Kämpfen geschwächt +++
Die russische Privatarmee Wagner des Geschäftsmannes Jewgeni Prigoschin ist nach Einschätzung westlicher Experten durch die Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut geschwächt. Die Söldner seien durch die Abnutzung kaum in der Lage zu neuen Angriffen außerhalb der Stadt, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit.
Zugleich gingen die Militäranalysten davon aus, dass Bachmut größtenteils von russischen Truppen kontrolliert wird. Die ukrainischen Streitkräfte hingegen führten im Norden und Süden von Bachmut Gegenangriffe und kontrollierten Verbindungswege um die Stadt.
+++ Verletzte nach russischen Angriffen im Gebiet Dnipropetrowsk +++
Russland hat die ukrainische Region Dnipropetrowsk in der Nacht zum Montag mit Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Acht Menschen seien verletzt worden, von denen drei im Krankenhaus behandelt werden müssten, teilte der Gouverneur der Region, Serghij Lyssak, im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die Flugabwehr habe 15 Drohnen und 4 Marschflugkörper abgeschossen, sagte er. Lyssak veröffentlichte auch Fotos von schwer beschädigten Wohnhäusern, Unternehmen und Autos.
In der Ukraine gab es in der Nacht zum Montag einmal mehr Luftalarm. Die Luftstreitkräfte des Landes teilten am Morgen mit, dass ein russischer Kampfjet vom Typ Suchoi Su-35 und vier Raketen abgeschossen worden seien. Zudem seien 20 sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 vom Himmel geholt worden. Den Angaben nach feuerte Russland insgesamt 16 Raketen auf das Nachbarland ab.