Ukrainische Truppne rücken weiter in Kursk vor: Kämpfe mit russischer Armee
Die ukrainische Offensive bei Kursk geht in den sechsten Tag, und die Ukraine gewinnt weiter an Boden.
Ukrainische Truppen sind 30 Kilometer weit auf russischem Boden vorgerückt. Die Offensive in Kursk ist der größte ukrainische Gegenangriff auf russischem Gebiet seit Beginn des flächendeckenden, russischen Angriffskriegs auf die Ukraine 2022.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Sonntag, dass seine Soldaten in der Nähe der Dörfer Tolpino und Obschy Kolodez gegen ukrainische Truppen kämpfen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, warf Kiew vor, "die friedliche Bevölkerung Russlands einzuschüchtern".
Selenskyj: "Jeder Angriff verdient eine faire Antwort"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwähnte am Samstagabend in seiner Ansprache zum ersten Mal die ukrainische Offensive, "um den Krieg in das Gebiet des Aggressors zu verlagern". Er sagte aber auch, dass Russland in diesem Sommer 2.000 grenzüberschreitende Angriffe von Kursk aus gestartet habe.
"Jeder Angriff verdient eine faire Antwort", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache aus Kiew an die Ukrainer.
Ukrainischer Angriff überrascht die russischen Streitkräfte
Bildmaterial, das am Sonntag vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlicht wurde, soll eigenen Angaben zufolge russische Streitkräfte im Kampf gegen ukrainische Streitkräfte in der Grenzregion Kursk zeigen.
Zu sehen waren Militärfahrzeuge und Panzer, die von Artillerie und Su-25-Kampfjets getroffen wurden. Moskau wurde von der bisher größten ukrainischen Offensive auf russischem Gebiet offenbar überrascht.
Die genauen Ziele der ukrainischen Offensive sind nach wie vor unklar. Die Pläne werden geheimhalten, wahrscheinlich um den Erfolg der Offensive zu garantieren
Militärexperten zufolge soll die Operation wahrscheinlich russische Reserven von den heftigen Kämpfen in der ostukrainischen Region Donezk ablenken. Außerdem könnte der Vorstoß auf russischem Gebiet, Kiew bei künftigen Verhandlungen mit Russland stärken.
76.000 Bewohner aus russischem Gebiet evakuiert
Nach Angaben eines Sprechers des russischen Katastrophenschutzministeriums wurden seit Beginn der Kämpfe etwa 76.000 Bewohner des russischen Territoriums evakuiert.
Tausende erhielten Hilfe vom Russischen Roten Kreuz, teilte die humanitäre Organisation am Sonntag mit. Die Mitarbeiter besuchten Notunterkünfte und eröffneten eine Hotline für Menschen, die den Kontakt zu ihren Angehörigen in der Region verloren haben.
Einem Bericht des russischen Staatsfernsehens zufolge wurden in der Region mehr als 20 Notunterkünfte eingerichtet.
Belarus mobilisert an der ukrainischen Grenze
Belarus reagierte auf den ukrainischen Angriff auf russischem Gebiet und mobilsiert an der Grenze zur Ukraine.
Das belarusische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Sonntag Bilder, die Panzer an der Grenze zeigen sollen, "um auf möglliche Provokationen zu reagieren". Der Einsatz erfolgte einen Tag, nachdem der russische Verbündete nach angeblichen Luftraumverletzungen erhöhte Kampfbereitschaft angeordnet hatte.
Der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko gestattete Russland schon zu Beginn des russischen, flächendeckenden Angriffskrieg auf die Ukraine, von belarusischem Gebiet aus die Ukraine anzugreifen. Er erlaubte außerdem die Stationierung einiger taktischer Atomwaffen auf belarusischem Gebiet.
Feuer im Kernkraftwerk Saporischja
Am Sonntag wurde auch ein Brand im russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja gemeldet. Offiziellen ukrainischen Angaben zufolge wurder der Brand das Feuer vom russischen Militär gelegt.
Das Kernkraftwerk, das kurz nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine im Jahr 2022 erobert wurde, ist häufig Ziel von Angriffen geworden und hat internationalen Beobachtern immer wieder Anlass zur Sorge gegeben.
Obwohl russische Streitkräfte die Kontrolle über das Atomkraftwerk übernommen haben, blieb das ukrainische Personal weitgehend vorort, was das Risiko durch Fehler verringert.
Russische Kräfte hätten "eine große Anzahl von Autoreifen in Kühltürmen" in Brand gesetzt, sagte der ukrainische Leiter der Militärverwaltung in Nikopol Jewhen Jewtuschenko unter Berufung auf Quellen in der besetzten Stadt Enerhodar.
"Vielleicht ist dies eine Provokation oder ein Versuch, Panik zu erzeugen", sagte er. Laut Jewtuschenko sind die Strahlungswerte in der Anlage normal. Präsident Selenksyj forderte die Internationale Atomenergiebehörde auf, Russland für die Provokation zur Verantwortung zu ziehen.
"Solange russische Terroristen die Kontrolle über das Atomkraftwerk haben, ist die Situation nicht normal und kann es auch nicht sein", sagte Selenskyj am Sonntag in einem Telegrampost. "Wir warten auf die Reaktion der Welt, auf die Reaktion der IAEO."
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IAEA: Gefahr nuklearen Unfalls in Saporischschja "weiterhin sehr real"
Nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wurden "keine Auswirkungen auf die nukleare Sicherheit gemeldet".