Umfrage zeigt: Klimaschutz wird auf Politik abgewälzt
In einer internationalen Umfrage gibt die Mehrheit der Befragten an, dass für sie sinnvoller Klimaschutz nicht auf einem individuellen Level stattfindet. Nur wenige würden in Zukunft auf Flugreisen verzichten oder die eigene fleischlastige Ernährung umstellen.
Eine aktuelle internationale Umfrage zeigt: Zwar nimmt die Mehrheit der Menschen den Klimawandel als riesige Herausforderung und Gefahr wahr – doch es fehlt die Bereitschaft, das eigene Handeln daran anzupassen.
Drängendstes Umweltproblem: Klimawandel
Durchgeführt hat die Umfrage Kantar, laut eigenen Angaben "eines der weltweit führenden Unternehmen für Data Science, Insights und Consulting". Im Zeitraum zwischen dem 22. September und dem 1. Oktober wurden dazu in neun Ländern – in den USA, in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, den Niederlanden, in Polen, Singapur und Neuseeland – jeweils 1.000 Volljährige zum Klimawandel befragt. Sie sollten etwa die individuelle, aber auch die wahrgenommene politische Handlungsbereitschaft in ihren jeweiligen Ländern bestimmen.
Zunächst sollten sie aber die gefährlichsten Umweltentwicklungen benennen. Dabei zeigte sich, auch im internationalen Vergleich, Einigkeit: 62 Prozent sehen den Klimawandel als drängendstes Problem, gefolgt von Luftverschmutzung und ungelösten Problemen der Müllbeseitigung. Rund acht aus zehn Menschen gaben zudem an, dass ihnen der Klimawandel große Sorgen bereitet.
Dann wurden die Menschen befragt, wie sie ihre Bereitschaft zum Klimaschutz einschätzen: Hier gaben 36 Prozent an, dass sie "sehr engagiert" seien. Gleichzeitig vertraten gerade Mal 17 Prozent die Meinung, dass das auch für ihre Regierungen gelte. Nur großen Unternehmen wurde noch weniger Bereitschaft zum Klimaschutz zugetraut: 13 Prozent.
Rund dreiviertel aller Befragten gaben zudem an, dass sie strengere Regeln und Gesetze akzeptieren würden, um das Klima zu schützen.
Keine politischen Leitplanken für individuelles Verhalten
Von den 9.000 Befragten gaben zudem 51 Prozent an, dass sie ihr Verhalten auf jeden Fall ändern würden. In Deutschland ist die Bereitschaft allerdings im Vergleich zu den anderen Ländern weniger stark verbreitet: Hier gaben nur 44 Prozent an, ihr individuelles Verhalten für mehr Klimaschutz ändern zu wollen.
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— Kantar Public (@KantarPublic) November 1, 2021
Als Gründe wurden die folgenden angegeben: Die Befragten seien bereits "stolz auf das derzeitige Verhalten" (74 Prozent), es herrsche außerdem "keine Einigkeit unter Expert*innen, was die beste Lösung beim Klimaschutz ist", sie könnten sich "die Anstrengungen nicht leisten" (60 Prozent) und vielen Menschen "fehlen Informationen und Richtlinien, wie ich mich verhalten soll" (55 Prozent).
Kaum individuelle Bereitschaft, Verhalten zu ändern
Nach den Maßnahmen zum Klimaschutz befragt, antworteten die meisten mit bereits etablierten Lösungsansätzen: Abfälle vermeiden (57 Prozent), Wälder aufforsten (54 Prozent), bedrohte Tierarten schützen (52 Prozent), energieeffiziente Gebäude bauen (47 Prozent) oder fossile Brennstoffe mit erneuerbaren Energien ersetzen (45 Prozent) führten die Liste an.
Das individuelle Verhalten ordneten viele hingegen als weniger wichtig ein: Den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren halten nur 32 Prozent für vorrangig, genauso wie den Umstieg auf öffentlichen Personennahverkehr (25 Prozent). Ähnlich verhält es sich mit der Reduktion von Flugreisen und höheren Gebühren für umweltschädliche Produkte – beides sehen nur 23 Prozent aller Befragten als sinnvolle Wege, um das Klima zu schützen. Noch weniger Anklang fand die Abkehr von fleischlastiger Ernährung oder das Ende des Verbrennermotors.
Zweifel, ob Menschen für den Erhalt des Planeten Verhalten ändern würden
In einem Fazit der Untersuchung heißt es deshalb: "Unbestreitbar sind Bürger*innen über den Zustand des Planeten besorgt, aber die Ergebnisse dieser Umfrage lassen daran zweifeln, inwieweit sie bereit sind, sich für seinen Erhalt einzusetzen." Besorgnis würden die Befragten vor allem dann äußern, wenn es um die Bereitschaft zum Klimaschutz bei den Regierungen gehe. Das eigene Verhalten hingegen werde kaum hinterfragt.
Im Video: Weltweite Proteste für mehr Klimaschutz