UN-Bericht: Künstliche Intelligenz erfordert global dringend mehr staatliche Regulierung
Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) erfordert einem UN-Bericht zufolge dringend mehr staatliche Regulierung und internationale Zusammenarbeit. Wie KI entwickelt und eingesetzt werde, dürfe "nicht allein den Launen der Märkte überlassen" werden, heißt es im am Donnerstag in New York vorgestellten Abschlussbericht eines von UN-Generalsekretär António Guterres eingesetzten Gremiums, dem etwa 40 Experten aus den Bereichen Technologie, Recht und Datenschutz angehören.
Derzeit gebe es "ein Defizit" an staatlicher Regulierung von KI, das naturgemäß grenzüberschreitend sei, warnen die Experten. Die Schaffung einer internationalen KI-Regulierungsbehörde mit umfangreichen Befugnissen forderten sie allerdings nicht. Vielmehr schlugen sie die Schaffung eines dauerhaften internationalen Beratungsgremium zu KI nach dem Vorbild des Weltklimarats IPCC vor, in dem Wissenschaftler aus aller Welt und verschiedenen Fachbereichen vertreten sind.
Dieses KI-Gremium würde dann die internationale Gemeinschaft über neu auftretende Risiken durch KI informieren sowie auf KI-Bereiche aufmerksam machen, in denen weitere Forschung nötig ist. Außerdem könnten die Experten aufzeigen, wie Künstliche Intelligenz im Kampf gegen Hunger, Armut sowie für Geschlechtergerechtigkeit und andere globale Ziele eingesetzt werden könnte.
Der Vorschlag für ein solches wissenschaftliches Beratergremium ist auch in dem Entwurf für einen internationalen Digital-Vertrag vorgesehen, der am Sonntag beim Zukunftsgipfel in New York beschlossen werden soll. Der Abschlussbericht enthält außerdem die Forderung, leicht zugängliche Koordinierungsstrukturen zum Thema KI innerhalb des UN-Sekretariats zu schaffen.
Der UN-Bericht weist auf die bislang mangelnde Einbeziehung von Entwicklungsländern beim Umgang mit KI hin. Von den 193 UN-Mitgliedern seien 118 überhaupt nicht bei größeren internationalen KI-Initiativen dabei - und dabei handele es sich zumeist um Länder des globalen Südens.
Guterres hatte diese Woche gemahnt, KI müsse "der Menschheit gleichberechtigt und sicher dienen". Dazu bedürfe es Regeln. "Unkontrolliert könnten die von KI ausgehenden Gefahren ernsthafte Auswirkungen auf Demokratie, Frieden und Stabilität haben", warnte der UN-Generalsekretär. Er sprach sich daher für ein globales KI-Regulierungsorgan nach dem Vorbild der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) aus.
Die von der UNO eingesetzten Experten folgten diesem Vorschlag nicht. In ihrem Bericht heißt es allerdings: "Wenn die Risiken durch KI bedeutender und geballter werden, könnte es für die (UN-)Mitgliedstaaten notwendig werden, eine robustere internationale Institution mit Kontroll-, Berichts-, Verifizierungs- und Umsetzungsbefugnissen in Betracht zu ziehen."
Die Berichtsautoren erklärten, dass die möglichen Risiken durch KI angesichts der schnellen Weiterentwicklung der Technologie nicht vollständig dargelegt werden könnten. Als Beispiele nannten sie aber die Gefährdung der Demokratie durch Desinformation mit immer realistischer wirkenden gefälschten Medieninhalten, sogenannten Deepfakes, den Einsatz von KI durch kriminelle und terroristische Gruppen sowie die Entwicklung autonomer Waffen.
"Angesichts der Geschwindigkeit, Selbstständigkeit und Undurchsichtigkeit von KI-Systemen könnte auf eine neue Bedrohung abzuwarten bedeuten, dass jede Reaktion zu spät kommt", heißt es in dem Bericht. Es seien daher eine kontinuierliche wissenschaftliche Analyse und ständiger "politischer Dialog" notwendig "um sicherzustellen, dass die Welt nicht überrascht wird".
Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz hat sich in den vergangenen Jahren rasend schnell entwickelt. KI-Modelle werden mit riesigen Datenmengen trainiert und können aus früheren Aktionen lernen, ihr Handeln anpassen und autonom arbeiten. Vielfach wird daher vor Abhängigkeit von der Technologie und ihrem Missbrauch gewarnt sowie von der Vermittlung diskriminierender Inhalte. Die Europäische Union hat im Frühjahr ein Gesetz mit einheitlichen Regeln zum Umgang mit KI beschlossen.
yb/pe