UN: Rund 100.000 libanesische Flüchtlinge sind nach Syrien geflohen
Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) haben rund 100.000 Menschen in den vergangenen zwei Wochen die Grenze nach Syrien überquert, da Israel seine Offensive im Libanon fortsetzt.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und seine Partnerorganisationen haben an den Grenzübergängen Lebensmittel, Wasser, Decken und medizinische Hilfe angeboten und leiten die Flüchtlinge an weitere Hilfsangebote in Syrien weiter.
Die Organisation hat inzwischen einen Spendenaufruf gestartet, um die humanitäre Krise im Libanon und Syrien zu lindern.
Schätzungsweise seien eine Million Menschen Libanesen aufgrund der israelischen Angriffe auf der Flucht, sagte der libanesische Ministerpräsident Najib Mikati. Er fügte hinzu, dass der Libanon die "größte Flüchtlingswelle in seiner Geschichte" erlebe.
Diejenigen Menschen, die nach Syrien gelangen, finden sich in einem anderen vom Krieg zerrissenen Land wieder, das selbst unter einer schweren humanitären Krise leidet. Diese wurde durch die verheerenden Erdbeben im Jahr 2023 weiter verschlimmert.
Etwa 5.000 libanesische Flüchtlinge haben in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus Schutz gesucht.
Am Montag warnte das israelische Militär die Menschen in mehreren südlibanesischen Gemeinden nahe der Grenze zu Israel, ihre Häuser zu verlassen, nachdem es eine, laut eigenen Angaben "begrenzte", Bodenoffensive gegen Ziele der Hisbollah begonnen hatte.
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Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden in den vergangenen zwei Wochen mehr als 1.000 Libanesen bei den israelischen Luftangriffen getötet und 6.000 verwundet. Israel hat Südlibanon und Beirut angegriffen, um gegen die Führung der Hisbollah vorzugehen. Die Hisbollah beschießt Israel seit einem knappen Jahr mit Raketen.
Drittstaatsangehörige werden evakuiert
Inzwischen haben mehrere Länder damit begonnen, ihre Bürger aus dem Libanon zu evakuieren.
Bulgariens geschäftsführender Ministerpräsident Dimitar Glavchev berichtete, dass 61 Bulgaren um eine zweite Evakuierung gebeten hätten, nachdem am Montag 89 Menschen, überwiegend Familien mit Kindern, aus dem Libanon evakuiert worden waren.
Viele bleiben jedoch noch, denn nur etwa 160 von 400 bulgarischen Staatsbürgern haben erklärt, dass sie in Sicherheit gebracht werden möchten. Nach bulgarischen Angaben werden die freien Plätze im Flugzeug am Dienstag Bürgern anderer EU-Länder angeboten.
Der spanische Außenminister José Manuel Albares hat 1.000 spanischen Zivilisten, die sich derzeit im Libanon aufhalten, aufgefordert, das Land zu verlassen. Albares sagte, dass es noch kommerzielle Flüge für die Ausreise gebe und dass er in Kontakt mit dem spanischen Verteidigungsministerium stehe, um die Ausreise der spanischen Staatsbürger vorzubereiten.
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Ein von der britischen Regierung gecharterter Flug soll am Mittwoch Beirut verlassen und britische Staatsangehörige aus dem Libanon herausbringen. Nach Angaben der Regierung in London können britische Staatsangehörige, ihre Ehe- oder Lebenspartner und Kinder unter 18 Jahren mitgenommen werden, wobei die am stärksten gefährdeten Personen Vorrang haben werden. Davor hatte die Regierung die Briten aufgefordert, das Land mit kommerziellen Flügen zu verlassen.
Der Außenminister von Zypern, Constantinos Kombos, erklärte, dass die Evakuierung von Drittstaatsangehörigen aus dem Libanon in den Inselstaat im östlichen Mittelmeer bisher "langsam und kontrolliert" verlaufen sei. Kombos sagte am Dienstag, dass die Evakuierung von Drittstaatsangehörigen aus dem Libanon noch nicht in großem Umfang begonnen habe, auch wenn israelische Bodentruppen in den Südlibanon vorgedrungen seien.