Nach Unfall in Bremen - Wasseroberfläche „wie Beton“: Warum ein Sprung vom 10-Meter-Brett so gefährlich ist
Bei einem Sprung vom 10-Meter-Brett in einem Freibad in Bremen verletzte sich ein junger Mann schwer und starb an den Folgen. Ein Mediziner erklärt, wie hoch das Verletzungsrisiko bei Sprüngen aus dieser Höhe ist.
Der Schock ist groß nachdem ein 23-Jähriger im Bremer Stadionbad nach einem Sprung vom Zehn-Meter-Brett starb. „Wir gehen davon aus, dass er unglücklich gefallen ist“, sagte eine Sprecherin der Bremer Bäder.
Laut Angaben der Polizei soll der junge Mann mit der Brust auf dem Wasser aufgeschlagen sein. Dabei habe er sich innere Verletzungen zugezogen, die kurze Zeit später zu seinem Tod führten. Er tauchte zunächst nach dem Sprung wieder auf, machte aber unsichere Schwimmbewegungen. Die Rettungsschwimmer hätten sofort reagiert und ihn aus dem Wasser gezogen, sagte die Sprecherin weiter. Sie leisteten Erste Hilfe – jedoch ohne Erfolg.
Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h bei Sprung
Welche Kräfte bei einem solchen Sprung auf den Körper wirken, erklärt der Allgemeinmediziner und Medizinjournalist, Christoph Specht, bei „ RTL “. „Der Aufprall auf das Wasser ist wie bei einem Autounfall“. Denn bei einem Sprung aus zehn Metern Höhe kann der Körper mit einer Geschwindigkeit von bis 50 km/h fallen. Der Aufschlag aufs Wasser sei daher ähnlich wie bei einem Auto, das gegen eine Betonwand fahre.
Beim Aufprall käme es daher zu einer maximalen Druckentwicklung, bei der innere Organe verletzt werden können. Die Wucht könne sogar zum Zerreißen der Lunge führen, heißt es bei „RTL“ weiter. Die Verletzungen ließen sich von außen aber nicht erkennen.
Wie man ins Wasser eintaucht, ist entscheidend
Die Höhe spiele laut Specht aber dennoch nicht die größte Rolle: „Ob zehn, fünf oder ein Meter – wie hoch ist nicht die Frage“, erläutert er. Viel wichtiger sei, wo man aufkomme und wie die Wasseroberfläche sei. Denn eine glatte Oberfläche sei viel gefährlicher, weil das Wasser eine höhere Oberflächenspannung hat. Die Fläche sei daher „wie Beton“. Bei leichten Wellen dagegen sei das Eintauchen viel weicher.
Der entscheidenste Faktor sei aber wie man im Wasser aufkomme. „Wenn ich viel Fläche biete, ist es am gefährlichsten“. Wie schmerzhaft ein Bauchklatscher aus geringer Höhe sein kann, weiß jeder aus seiner Kindheit. Je nach Sprunghöhe könne dieser sehr gefährlich sein – denn der Widerstand des Wassers kann zu Verletzungen führen. Deshalb ist es bei solchen Sprüngen ratsam, dem Wasser so wenig Fläche wie möglich zu bieten. Zum Beispiel, wenn man mit den Füßen voran springt. Eine hohe Körperspannung mindere dabei das Verletzungsrisiko. Die angespannte Muskulatur federt den Aufprall aufs Wasser ab.“
Kerze sicherste Sprungform - aber auch hier besteht Verletzungsrisiko
Unerfahrene sollten nicht einfach so vom 10-Meter-Brett springen. Bevor jemand aus einer solchen Höhe springt, sollte er sich langsam vortasten und erst Mal mit dem Ein- bis Drei-Meter-Brett üben. Diese Strategie werde auch bei Leistungssportlern angewandt bis sie genügend Körperspannung für ein gerades Eintauchen hätten, sagt Matti Büchner, Abteilungsleiter beim Berliner TSC und Bundesstützpunkt-Trainer der Profis, gegenüber „ Stern.de “.
Am sichersten ist dabei die Kerze: die Arme fest am Körper, Beine geschlossen und die Füße nach unten gestreckt. Das bestätigt auch eine Studie von amerikanischen Forschern, die mit 3D-Modellen verschiedene Sprungarten simuliert haben. Mit Sensoren und Kameras wurde analysiert, welche Kräfte dabei wirken. Aber ein Garant, dass nichts passiert, ist diese Sprungform auch nicht: Laut Studie stieg das Verletzungsrisiko auch hier ab einer Höhe von 15 Metern an.
Die wichtigsten Baderegeln laut DLRG
Laut DLRG ertrinken jedes Jahr 500 Menschen in Deutschland. Hier die wichtigsten Baderegeln im Überblick:
Nur baden gehen, wenn jemand helfen kann.
Bei Problemen im Wasser laut Hilfe rufen und mit den Armen winken. Auch anderen bei Problemen helfen und nie „Hilfe“ rufen, wenn alles in Ordnung ist.
Rücksicht nehmen: nicht rennen, nicht schubsen, niemanden unter Wasser drücken.
Immer Bescheid sagen, wenn man ins Wasser geht.
Immer abkühlen, bevor man ins Wasser geht.
Schwimmflügel, Schwimmtiere und Luftmatratze sind nicht sicher und schützen nicht vor dem Ertrinken.
Bei Blitz, Donner und starkem Regen sofort aus dem Wasser gehen - Baden bei Gewitter ist lebensgefährlich.
Nur an Stellen baden, wo es erlaubt ist und nur an Stellen ins Wasser springen, wo das Wasser tief und frei ist.
Weder hungrig noch direkt nach dem Essen ins Wasser gehen.
Nur baden gehen, wenn man sich gut fühlt.