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Unfassbarer "Aktenzeichen XY"-Fall: Falsche Polizei erbeutet über 400.000 Euro

Ein "Aktenzeichen XY"-Fall, der fassungslos macht: Eine ältere Dame nimmt einen bedrohlichen Anruf sehr ernst - viel zu ernst. Am Ende verlor sie ihr gesamtes Vermögen. (Bild: ZDF/Saskia Pavek)
Ein "Aktenzeichen XY"-Fall, der fassungslos macht: Eine ältere Dame nimmt einen bedrohlichen Anruf sehr ernst - viel zu ernst. Am Ende verlor sie ihr gesamtes Vermögen. (Bild: ZDF/Saskia Pavek)

Am Ende gab es nur noch Tränen und Verzweiflung: Bei "Aktenzeichen XY ... ungelöst" wurde nacherzählt, wie eine Frau von Anrufern, die sich als Polizisten ausgaben, um ihr gesamtes Vermögen gebracht wurde.

Moderator Rudi Cerne stellte bei "Aktenzeichen XY ... ungelöst" am Mittwochabend einen Fall vor, der die Zuschauer fassungslos zurückließ. In dem Beitrag wurde nacherzählt, wie eine ältere Frau mit einer besonders dreisten Betrugsmasche um ihr gesamtes Vermögen gebracht wurde. - Insgesamt erbeuteten "falsche Polizisten" mehr als 400.000 Euro.

Wie sich am Donnerstagmorgen auf der Facebook-Seite der beliebten ZDF-Sendung zeigte, erhitzte die drastische Schilderung des Vorfalls die Gemüter. Viele Kommentatoren bekundeten ihr Mitgefühl, einige fragten nach einem Spendenkonto, um dem Opfer Hilfe zukommen zu lassen. Aber es gab auch zahlreiche kopfschüttelnde Statements mit dem Tenor: "Wie kann so etwas nur passieren?"

Was laut "Aktenzeichen"-Beitrag am 2. März 2020 begann und sich dann über Wochen hinzog, ist in der Tat kaum zu glauben. Unfassbar ist insbesondere die Kaltschnäuzigkeit, mit der die Täter vorgingen. Von ihnen erhielt Irmgard Weber am Abend jenes Tages einen Anruf, der ihr Leben für immer verändern sollte. Am Telefon meldete sich ein gewisser "Hauptkommissar Becker von der Kriminalpolizei Euskirchen".

"Wir haben ganz schlimme Nachrichten für Sie!" - Vom ersten Satz an wurde ein psychologischer Druck aufgebaut, dem die 77-Jährige nicht standhielt. Es wurde ein bedrohliches Szenario konstruiert: In der Nachbarschaft habe es einen versuchten Raubüberfall gegeben, und nun sei zu befürchten, dass die Täter direkt zu weiteren Opfern weiterziehen... Irmgard Webers bange Frage: "Mein Gott, was hat das alles mit mir zu tun?" öffnete dann die Tür für alles Weitere ...

Die Polizisten, die mit einem technischen Trick die offizielle Rufnummer der Euskirchener Polizei gekapert hatten, um sie auf dem Display der Frau anzeigen zu lassen, und als Hintergrundkulisse sogar gefakte Polizeifunk-Durchsagen einspielten, legten der aufgeregten Seniorin dar, dass man eine Liste mit möglichen Einbruchszielen gefunden habe: "Und da steht ihr Name mit Adresse ganz vorne drauf!" Sie befände sich "in großer Gefahr". Dann fragte der falsche Kommissar, der ohne Unterlass auf sein Opfer einredete, nach Bargeld, das schnell in Sicherheit gebracht werden müsste. Frau Weber hatte 110.000 Euro zu Hause.

"Das Geld muss weg, das hat jetzt höchste Priorität, erklärte der "Polizist" und versicherte, dafür eine Lösung zu haben: "Wir schicken Ihnen einen Kollegen vorbei - Kommissar Müller." Irmgard Weber blieb die ganze Zeit am Apparat. Wie in Trance folgte sie den Anweisungen, ließ sich sogar ein "Codewort" ("Bonn") diktieren. Und dann klingelte wenig später tatsächlich ein Mann, der sich als Kommissar Müller vorstellte. An der Tür ging alles seh schnell - und mit Herrn Müller gingen auch die 110.000 Euro von Frau Weber. "Machen Sie sich keine Sorgen, das kommt jetzt direkt in den Tresor", erklärte der Handlanger der Telefonanrufer.

Anrufer, die ihrem Anliegen einen offiziellen Anstrich gaben, behaupteten, dass sich Irmgard Weber - und ihr Vermögen - in höchster Gefahr befinden. (Bild: ZDF/Saskia Pavek)
Anrufer, die ihrem Anliegen einen offiziellen Anstrich gaben, behaupteten, dass sich Irmgard Weber - und ihr Vermögen - in höchster Gefahr befinden. (Bild: ZDF/Saskia Pavek)

Am Ende: Apfelkuchen und blankes Entsetzen

Doch es war noch nicht vorbei. Es wurde sogar noch schlimmer. "Die Täter haben rausbekommen, dass Sie auch noch Geld auf der Bank haben. Mehrere Bankangestellte stecken mit denen unter einer Decke", mahnte der vermeintliche Polizist namens Becker nun. "Wenn das stimmt, ist Ihr Geld auf der Bank auch nicht sicher." Er melde sich morgen wieder, "dann wissen wir mehr".

Tatsächlich rief "Becker" wieder an. Und wieder gab es Druck ohne Ende, Drohungen, Gerede von angeblichen Beweisen und dass man jetzt schnell handeln müsse. Die Verbrecher brachten die 77-Jährige auf diese Weise dazu, mehrfach Geld abzuheben - sie hatte ihre Ersparnisse bei verschiedenen Banken auf mehreren Konten verteilt. Jedesmal übergab sie das Geld direkt im Anschluss an einen weiteren angeblichen Polizisten. Am Ende, zwei Tage nach Übergabe der letzten 25.000 Euro, erdreisteten sich die falschen Polizisten, die Dame sogar noch ein letztes Mal anzurufen. Das Geld sei nun sicher in einem Schließfach, hieß es - "alles gut". Irmgard Weber versprach dem Mann, einen Apfelkuchen zu backen. Doch sie hörte nie wieder von ihm ...

Was mit einem Schock begann, endete in der totalen Verzweiflung. Irmgard Weber hat den Tätern ihr gesamtes Vermögen gegeben: mehr als 400.000 Euro. "Ihr Traum von einem gesicherten Ruhestand ist geplatzt", sagte die Off-Stimme in der Sendung. "Das Vertrauen in ihre Mitmenschen hat sie für immer verloren."

Sachdienliche Hinweise erbittet die Kripo Euskirchen, Tel: 02251 - 799 0.

Der Betrüger tritt in der Bank zwar korrekt gekleidet und mit Schutzmaske auf. Er greift aber auf ein Konto zu, das ihm gar nicht gehört. (Bild: ZDF/Saskia Pavek)
Der Betrüger tritt in der Bank zwar korrekt gekleidet und mit Schutzmaske auf. Er greift aber auf ein Konto zu, das ihm gar nicht gehört. (Bild: ZDF/Saskia Pavek)

Mit falschen Daten Bankkonten leer geräumt

Von einer weiteren dreisten Täuschungsmasche berichtet der Fall eines Serienbetrügers, der in der neuen "Aktenzeichen"-Folge nacherzählt wurde. Dabei hebt ein Mann bei einer Bank einen hohen Betrag ab - im fünfstelligen Bereich. Was das Schalterpersonal nicht ahnt: Er greift gar nicht auf sein eigenes, sondern auf ein fremdes Konto zu. Und das offenbar nicht zum ersten Mal. Ein eiskaltes Vorgehen, für das sich die Täter offenbar im Darknet bedienen. Dort werden Konto- und Kontaktdaten von nichtsahnenden Bürgern offenbar zum Verkauf angeboten.

Rudi Cerne präsentierte neue Fälle, bei denen Täter gesucht werden und von denen man auch so lernen kann. Etwa, dass man auch in Krisenzeiten extrem wachsam bleiben sollte. (Bild: ZDF/Nadine Rupp)
Rudi Cerne präsentierte neue Fälle, bei denen Täter gesucht werden und von denen man auch so lernen kann. Etwa, dass man auch in Krisenzeiten extrem wachsam bleiben sollte. (Bild: ZDF/Nadine Rupp)